Inning:Immer Ärger mit Papa

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Der Ruhestand kommt ihnen nicht so gelegen: Peppi und Karin Wittenberger als Julius und Therese Klein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Ammersee-Engel geben im Inninger Spectacel abermals ein Lustspiel von Regina Rösch - ein Lehrstück über den Ruhestand

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Inning

43 Jahre und 5 Monate hat Julius Klein hart gearbeitet, und plötzlich ist er zu Hause. Niemand fragt mehr nach seinem Rat, es läutet kein Telefon, es gibt auch keine Sekretärin mehr, die alle Arbeiten effizient erledigt, ohne zu murren. Da kann man schon einen Rentenschock bekommen - und die Ehe wird auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Im Stück "Ruhestand - und plötzlich ist die Ruhe weg" von Regina Rösch, mit dem die Ammersee-Engel am Mittwoch im Inninger Spektacel in die Spielsaison starteten, geht es zu wie im richtigen Leben. Fast wie im Loriot-Film "Papa ante Portas" ersetzt Neurentner Julius Klein seinen Stress in der Arbeit durch harte Umstrukturierungsmaßnahmen im Haushalt. Anstatt mit seinen Freunden Fußball zu spielen oder angeln zu gehen, wird in der Pension Resi seiner Frau professionelles Management eingeführt.

Therese muss schon am frühen Morgen zum Joggen antreten, weil das angeblich zur Teambildung beiträgt. Die Zusammenstellung des Mittagessens ist nur mit Hilfe von Brainstorming möglich, und wöchentlich werden die Ausgaben kontrolliert. Damit bringt Julius nicht nur seine Frau Therese, sondern auch seine Freunde und Nachbarn aus der Fassung. Doch dies wissen sich zu helfen und verpassen ihm einen Denkzettel.

Das Stück ist Bauerntheater vom Feinsten. Obwohl es relativ lang dauert, ist von Langeweile keine Spur. Das Lustspiel ist turbulent, voller Dynamik und Schnelligkeit. Die Ammersee-Engel, die keinen Spielleiter haben, sondern ihre Stücke im Team einstudieren, haben die Komödie mit einfachen Mitteln gekonnt umgesetzt. Das komplett ausverkaufte Haus bei der Premiere und der tosende Applaus am Ende waren wohlverdient.

Die Vorsitzende Karin Wittenberger, die für die Auswahl der Stücke verantwortlich ist und dafür jedes Mal im Urlaub an die 20 Theaterhefte liest, kommt immer wieder auf die Autorin Regina Rösch zurück. Seit der Gründung der Ammersee-Engel im Jahr 1989 ist das Rentner-Spektakel das siebte aufgeführte Stück der Autorin. Laut Wittenberger haben die Lustspiele von Rösch viele Vorteile. Die Handlung ist oft aus dem Leben gegriffen, das Ende ist trotzdem nicht vorhersehbar und kommt überraschend. Szenenwechsel bringen Aktion, und die Anzahl der Rollen ist auch für eine kleine Laienbühne zu stemmen. Die Ammersee-Engel haben etwa 20 Spieler und zusammen mit den Helfern hinter der Bühne 30 Aktive. Ein weiteres Plus der Autorin: Ihre Stücke zeichnen sich durch witzige Dialoge und Wortspiele aus. Da heißt die Ex-Sekretärin, die dem ehemaligen Vertriebsleiter Julius (Peppi Wittenberger) über Jahrzehnte treu gedient hat, Lieselotte Schlüpfer (Nadine Stemplinger). Der Kommentar des Schwiegersohns in spe und ewigen Studenten Stefan (Alex Rampel): "Jetzt ist Schluss mit Schlüpfer, jetzt muss Papa sich an die Baumwollunterhosen von Mama gewöhnen."

Seit Oktober hat das Ensemble geprobt. Die umfangreiche Hauptrolle des Julius Klein hat Peppi Wittenberger gemeistert. Seien Ehefrau im Theater ist auch seine Ehefrau im richtigen Leben. Er und Karin Wittenberger spielen das sich ewig zankende Ehepaar perfekt. Doch auch die Nebenrollen bis hin zum Pensionsgast Karl Mai (Manfred Stemplinger) sind fein besetzt. Trotz Premierenfiebers spielten alle Darsteller textsicher und routiniert. Fazit: Drei kurzweilige Akte und eine überzeugende Regie machen das Stück allemal sehenswert. Das wissen auch die Zuschauer. Schon in der ersten Vorverkaufswoche waren 950 von den 1050 Karten weg. Es gibt aber noch Restkarten unter Telefon 08143/7774.

Weitere Aufführungen im Inninger Spectacel am 3., 5., 7., 13. und 14. Januar, jeweils 20 Uhr.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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