Inning:Die Zukunft muss warten

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In Inning stocken die Pläne für eine Erweiterung der Gärtnerei Hübsch. Darum verzögert sich auch die Renaturierung des Inninger Bachs. Ausweg wäre ein Antrag bei der obersten Landesplanungsbehörde

Von Astrid Becker, Inning

Die Idee hat Charme, ihre Umsetzung jedoch scheint unmöglich zu sein: Seit fast zwei Jahren will Hans-Peter Hübsch seine Gärtnerei am Anger erweitern. Ebenso lang hegt die Gemeinde Pläne, die Grünflächen, die die Gärtnerei umgeben, in ein Gewerbegebiet zu verwandeln - um einerseits Geld für die Renaturierung des Inninger Bachs zu generieren, andererseits einen Unfallschwerpunkt in der Gemeinde beseitigen zu können. Doch ob diese Idee je realisiert werden kann, ist fraglich: Das Vorhaben widerspricht dem Landesentwicklungsprogramm und ist daher nicht genehmigungsfähig. Trotzdem geben weder Hübsch noch die Gemeinde die Hoffnung auf, über einen Antrag auf Zielabweichung die Pläne am Ende doch noch durchsetzen zu können.

Bürgermeister Walter Bleimaier hatte sich das fein ausgedacht: Mit einem einzigen Schachzug glaubte er gleich mehrere Probleme in seiner Gemeinde lösen zu können. Da ist die alteingesessene Gärtnerei Hübsch, die "sich neu erfinden" will, wie ihr Chef es schon 2015 nannte, um "zukunftsfähig zu bleiben". Er hatte bereits mehrmals betont, wenn seinen Ideen von der Erweiterung und Umwandlung in eine Erlebnisgärtnerei nicht stattgegeben werden kann, an einen anderen Standort umzuziehen. Für die Gemeinde wäre dies bitter: Die Gärtnerei zieht Kunden aus der ganzen Umgebung an, besteht seit vier Jahrzehnten und wird von diesem Jahr an auch Gewerbesteuer zahlen müssen. Zudem ist Hans-Peter Hübsch Vorsitzender der hiesigen Gewerbetreibenden und ist als solcher auch recht engagiert.

Und da ist die vom Aussterben bedrohte Bachmuschel, die im Inninger Bach lebt und geschützt werden muss. Dafür allerdings müsste der an dieser Stelle begradigte und eingefasste Bach wieder renaturiert werden. Zudem hat sich die Zufahrt zur Gärtnerei zum echten Problem in der Gemeinde entwickelt. Sie geht direkt von der Ortsdurchfahrt ab und ist nicht nur so eng, dass zwei Kleinwagen kaum aneinander vorbeikommen, sondern auch so unübersichtlich, dass es an der Stelle recht häufig kracht. 2014 kam e s dort zu einem besonders tragischen Unfall, bei dem ein Mann starb, seine Frau schwer verletzt wurde.

Wenn das Areal nun zum Gewerbegebiet würde und Hübsch erweitern dürfte, könnte auch die Zufahrt verlegt werden - und das Areal künftig von der Staatsstraße, die dort parallel zur Lindauer Autobahn verläuft, erschlossen werden. So zumindest war der Plan. Doch so einfach ist es nicht. Denn seit 2012 gilt das neue Landesplanungsgesetz - und das bereitet nun Hübsch und der Gemeinde Kopfzerbrechen. Denn der Betrieb des Gärtners galt bislang als landwirtschaftlich und damit als privilegiert. Weil mittlerweile aber in einer Gärtnerei Produktionsflächen als Verkaufsflächen angesehen werden - der Kunde kann ja im Gewächshaus seine Pflanzen selbst aussuchen - gilt die Gärtnerei Hübsch nun als Einzelhandel, der gegenwärtig dort nicht vorgesehen ist. Die einzige Möglichkeit ist, einen "Antrag auf Zielabweichung" bei der Obersten Landesplanungsbehörde zu stellen. Sollte dieser genehmigt werden, könnte Hübsch erweitern. Und dann würde sich die Gemeinde auch wieder mit ihren Gewerbegebietsplänen befassen.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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