Inning:Auf die Bremse

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Verkehr im Spiegel: Der Inninger Gemeinderat hat die Anregungen der Bürger zum Thema Verkehr gesichtet und gewichtet. (Foto: Georgine Treybal)

Breite Seitenmarkierungen sollen den Verkehr auf der Ortsdurchfahrt verlangsamen. Denn Tempo 30 ist auf der Staatsstraße nicht durchsetzbar. Gemeinderäte einigen sich auf Prioritätenliste

Von Astrid Becker, Inning

Zwei Tage haben sich die Gemeinderäte hinter Klostermauern zurückgezogen, um sich mit der Umsetzung ihres Verkehrskonzeptes zu befassen, nun ist es beschlossene Sache. Am Dienstag hat das Gremium die in seiner Klausurtagung erarbeitete Prioritätenliste verabschiedet. Höchste Dringlichkeit wurde dabei der Sanierung und Neugestaltung der Ortsdurchfahrt eingeräumt.

Ende Juli hatten sich die Räte im Kloster Holzen in der Nähe von Augsburg über die künftige Verkehrspolitik in ihrer Gemeinde beraten. Dabei hatten die Ergebnisse und Verbesserungsvorschläge aus den Bürgerwerkstätten, die der Verkehrsplaner Paul Bickelbacher in einem Gutachten zusammengetragen hat, nach ihrer Dringlichkeit zu bewertet. Erwartungsgemäß landete dabei die viel befahrene Ortsdurchfahrt an oberster Stelle. Weil sie eine Staatsstraße ist, gilt derzeit Tempo 30 dort als nicht durchsetzbar. Deshalb will die Gemeinde dort nun ein Pilotprojekt starten: Mit breiten Seitenmarkierungen soll nun eine optische Verengung der Fahrbahn erreicht werden. Damit ist die Hoffnung verbunden, die Autofahrer auf diese Weise dazu zu bringen, langsamer den Ort zu passieren. Zudem wird die Gemeinde beim für die Straße zuständigen Staatlichen Bauamt Weilheim beantragen, die dortige Mittelmarkierung komplett zu entfernen. Ebenso will sie auf eine Mittelinsel am südlichen Ende der Durchfahrt in Höhe des Edeka-Marktes drängen. Durchsetzen will sie aber auch noch etwas anderes: Dass die Autofahrer, die nach Herrsching wollen und durch Inning fahren, künftig die Weßlinger Umfahrung nutzen. Dafür müsste die Verkehrswegweisung auf der Autobahn Lindau geändert werden - ein entsprechender Antrag bei der Unteren Verkehrsbehörde soll nun gestellt werden. Die Inninger hoffen, dies im Zusammenhang mit der Sanierung der Autobahntunnel zu erreichen. Der Verkehr soll aber auch an anderen Stellen der Gemeinde beruhigt werden. Die Landsberger Straße sieht der Rat hier als vordringlich an. Dort soll der Gehweg verbreitert werden, Querungshilfen in Form von Zebrastreifen sind ebenso vorgesehen wie eine stellenweise Verengung der Fahrbahn und an einigen Stellen die Absenkung des Bordsteins.

In der Walchstadter Straße will der Rat die Barrierefreiheit verbessern. Im Bacherner Weg, der Moos- und der Schornstraße sollen künftig farbige Kreismarkierungen die Kreuzungspunkte verdeutlichen - und die Salzstraße wird eine Fahrradstraße werden, zumindest in dem Bereich, in dem sie derzeit als Einbahnstraße ausgewiesen ist. Überhaupt sollen Radfahrer sich künftig sicherer bewegen können - und zwar auf den Ortsverbindungsstraßen zwischen Inning und Bachern sowie zwischen Inning und Stegen. Dafür hoffen die Räte auf eine Reduzierung der dortigen Höchstgeschwindigkeit für Autofahrer auf 50 Stundenkilometer. Sollte dies zulässig sein, sollen Fahrradschutzstreifen angebracht werden. Zweifel daran hat aber offenbar Bürgermeister Walter Bleimaier: "Ich glaube, dass das schwierig wird, aber wir probieren es trotzdem jetzt einfach mal." Eine Stellungnahme zu diesem Plan will die Gemeinde bei der Polizei einholen. Zurückgebaut oder mit einem Durchlass ausgestattet werden soll in diesem Kontext aber auch die Leitschutzplanke entlang der Staatsstraße 2067 vor Buch, die derzeit das Queren von Fußgängern und Radlern Richtung Bachern verhindert.

Viele der Vorhaben im Rahmen des Verkehrskonzeptes stehen aber auch in Zusammenhang mit dem Lärmaktionsplan, der mittlerweile für die Ortsdurchfahrt vorliegt. So ist in dem Abschlussbericht der Firma Accon, die mit dem Gutachten beauftragt war, auch ein lärmmindernder Fahrbahnbelag aufgeführt. Diesen anzubringen, steht offenbar auch nichts entgegen, wie den entsprechenden Stellungnahmen der Behörden dazu zu entnehmen ist. Tempo 30 wird hingegen darin abgelehnt - auch nachts. Letzteres hatte Accon vorgeschlagen, um die Lärmbelastung der Anwohner wenigstens ein wenig zu verringern.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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