Versuchsbohrung:Geothermie-Projekt bei Höhenrain

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Erdwärme Bayern plant Versuchsbohrung in der Nähe der Autobahnraststätte an der Garmischer Autobahn

Von Benjamin Engel, Höhenrain

Erst vor zwei Jahren ist ein Geothermieprojekt in Gelting bei Geretsried vorerst fehlgeschlagen. Auch das Bernrieder Vorhaben liegt auf Eis, auch hier hatte man große Pläne und war überzeugt, das Projekt bald umzusetzen. Schon jetzt bahnt sich ein neues ein paar Kilometer nördlich an. Die Erdwärme Bayern GmbH will nahe der Raststätte Höhenrain an der Garmischer Autobahn nach heißem Wasser bohren, womit Strom erzeugt werden soll. Nahe Walchstadt soll das geförderte Wasser wieder in den Boden eingeleitet werden. Markus Wiendieck, Erdwärme-Bayern-Geschäftsführer, und Geologe Winfried Büchl stellten das Vorhaben am Dienstag im Ickinger Gemeinderat vor. Um das Projekt zu realisieren, wurde mit der Erdwärme Isar GmbH eigens eine Tochtergesellschaft gegründet. Diese hat die Genehmigung Anfang August beim Bergamt Südbayern beantragt. Die ersten Bohrungen könnten 2016 oder 2017 beginnen.

Wiendieck hat die Erdwärme Bayern 2010 gegründet und plant derzeit drei Projekte. Er erwartet in 4000 Metern Tiefe auf etwa 140 Grad heißes Wasser zu stoßen. Die seismischen Messungen von 2012 stimmen ihn positiv. Das Wasser ist im sogenannten Malm, einer porösen Kalksteinschicht, eingeschlossen, deren Oberfläche vor 140 Millionen Jahren Meeresboden war. Darüber haben sich die Alpen geschoben und die Schicht ins Erdinnere gedrückt.

Nach Antragsgenehmigung muss laut Wiendieck erst einmal der Bohrplatz bei der Raststätte Höhenrain hergerichtet werden. Die Bohrarbeiten würden etwa acht Monate dauern. Sie gingen davon aus, dass alle Baufahrzeuge die Abfahrt bei der Raststätte Höhenrain nutzen könnten. Danach bauten sie den Bohrplatz weitgehend zurück. Eine Energiezentrale werde errichtet. Eine Luftkühlung sei erforderlich. Der gewonnene Strom könne im Umspannwerk Wolfratshausen eingespeist werden.

Verena Reithmann (UBI) wollte wissen, ob letztere das Mikroklima in der Umgebung verändern könne. Geologe Büchl sagte, damit sei nicht zu rechnen. Er schloss eine Erdbebengefahr durch die Bohrungen aus. Im oberbayerischen Molassebecken gebe es im Untergrund keine natürlichen Spannungen, die ein solches auslösen könnten. Georg Linsinger (UBI) sagte, die Luftkühlung erzeuge Schall im niederfrequenten Bereich. Er wollte wissen, ob das Unternehmen den Stand der Technik übererfüllen könne. Wiendieck entgegnete, dass das Vorhaben weit entfernt von jeglichen Häusern sei. Mit zusätzlichem Lärm sei kaum zu rechnen.

Er fügte hinzu, dass kein pausenloser Verkehr entstehe, wenn das Geothermieprojekt erst einmal in Betrieb sein werde. Nur eine Handvoll Leute arbeiteten dort. Meist sei niemand da. Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) sagte, dass die Idee faszinierend, die Maßnahme gleichwohl groß sei. Sie bat Wiendieck, das Projekt in einer Bürgerversammlung vorzustellen.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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