Herrschinger Schlossgartenfest:Alle nass gemacht

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Gleichgewichtsprobleme auf wackligen Planken: Beim Herrschinger Fischerstechen kämpften (v.l.) Herkules Lele und Yara Hochrein gegeneinander. (Foto: Arlet Ulfers)

Beim Fischerstechen im Rahmen des Herrschinger Schlossgartenfestes machen heuer auch zwei junge Frauen mit. Eine von ihnen, Benita Oberhofer, wird zweite. Es gewinnt ein gewisser Manfred Mustermann

Von Matthias Pfeiffer, Herrsching

Wenn man es ganz genau nimmt, gibt es hier eigentlich keine Verlierer. Die Burschen und Frauen, die in den Ammersee gestoßen werden, werden immerhin mit einem kühlen Bad belohnt, das angesichts der guten dreißig Grad gar nicht so schlimm sein kann. Für die Zuschauer, die in der prallen Sonne sitzen, wäre es wahrscheinlich genau das Richtige.

Neben dem Sautrogrennen ist das Fischerstechen die große sportliche Disziplin des Herrschinger Schlossgartenfests. Und die Begeisterung dafür reißt am Samstag nicht ab: In diesem Jahr müssen im Vorfeld vier Qualifikationsturniere ausgefochten werden, um alle Teilnehmer unterzukriegen. So landen eben ein paar Leute mehr im Wasser als sonst üblich - dazu braucht es oft nicht mal den Kontakt mit dem Gegner. Die Besucher, die mit Bier und Bratwurstsemmel im Trockenen sitzen, haben jedenfalls ihren Spaß. Insgesamt ist die Stimmung entspannter als angenommen. Angesichts der schrecklichen Vorkommnisse der jüngsten Zeit wurden Taschen- und Rucksackkontrollen angekündigt. Nun, die Sicherheitsleute sind anwesend, aber den Kurpark kann eigentlich doch jeder ohne Kontrolle betreten.

Die Teilnehmer des Fischerstechens haben erst mal mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Selbstverständlich wurde der Dampferverkehr nicht extra eingestellt, weswegen ein dementsprechender Wellengang in der Herrschinger Bucht herrscht. Wie gesagt, da braucht es nicht den Schups des Gegners, um in den Fluten zu landen, da reicht eine schöne Welle. Da hilft es auch nichts, dass man in Schwimmflügeln und Herrenbadeanzug antritt, wie ein Athlet, der im Rahmen seines Junggesellenabschieds mitmacht. Der unruhige See macht es allerdings nicht nur den Kämpfern schwer, sondern auch ihren Ruderern, die sichtlich mit ihren Booten zu ringen haben. So ist es auch recht schwer zu beurteilen, was letztendlich den Sturz ins Wasser ausgelöst hat.

Den einfachsten Job haben hier wohl die beiden Kommentatoren. Im Schatten sitzen und einfach los reden, ob es nun um die "Ammerseer East Coast" geht oder um die "zu großen Motivationswellen durchs viele Klatschen". Auch werden sie nicht müde zu betonen, wie groß die weibliche Beteiligung in diesem Jahr ist.

Gut, mit Yara Hochrein und Benita Oberhofer stehen nur zwei junge Frauen auf den Planken, aber bei einem männerdominierten Sport wie diesem, muss das schon erwähnt werden. Auf jeden Fall bemerkenswert ist es, dass es die beiden Damen unter die Top vier geschafft haben - trotz männlicher Konkurrenz wie "Killer Kalle" und "J.T. Damager". Benita Oberhofer - wie ihre Kollegin als Handballerin beim TSV Herrsching aktiv - schafft es sogar auf den zweiten Platz und das obwohl eine kühlende Brise das Gleichgewicht noch zusätzlich herausfordert. Für die Zuschauer dürfte der Windhauch durchaus willkommen sein. Der dritte Platz ging an Lukas Braun, der im letzten Jahr schon die Lorbeeren beim Sautrogrennen bekam. Woher sein Spitzname "Lörk" kommt, sei jetzt mal dahingestellt.

Als glorreicher Gewinner des Nachmittags geht Manfred Mustermann hervor. Warum sich der junge Sieger hinter Pseudonym versteckt - benannt nach einem Titel der Münchner Hip Hop-Gruppe Blumentopf - ist auch nebensächlich. Am Ende ist der Jubel groß, die Kommentatoren können endlich die Stimmbänder schonen und das Publikum sich in den Schatten flüchten. Als Lohn für ihre Mühen können die ersten drei Plätze Gutscheine des Hotel-Restaurants Seehof mit nach Hause nehmen. Diese sollten allerdings weise eingesetzt werden. Sonst kann es sein, dass die Athleten im nächsten Jahr den Bug von selbst ins Wasser drücken.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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