Herrschinger Bürgerentscheid:Schlappe  für Traditionalisten

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Die Herrschinger interessiert die Frage, an welchem Platz der Weihnachtsmarkt abgehalten werden soll, eher wenig. Die Wahlbeteiligung am Sonntag liegt bei nur 20 Prozent, die Bürger votieren klar gegen den alten Standort

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Eine gewaltige Niederlage hat die Bürgerinitiative "Unser Herrsching" beim Bürgerentscheid am Sonntag hinnehmen müssen. Nur 20 Prozent der Wahlberechtigten machten von ihrem Stimmrecht Gebrauch und stimmten über die Frage ab: "Sind Sie dafür, dass der Herrschinger Christkindlmarkt wie bisher am traditionellen Standort unterhalb der Kirche St. Martin und der Mariensäule, sowie im Post-Garten des Gasthofes zur Post entlang der Andechsstraße, Herrsching, stattfindet?". Von den 8109 Wahlberechtigten gaben nur 1641 ihre Stimme ab, von diesen stimmten 1075 mit Nein. Den von der Bürgerinitiative geforderten Standort "Postgarten" wollten nur 563 Wähler. Insgesamt hätten 1621 Bürger mit Ja stimmen müssen, um das Quorum zu erfüllen.

Bei der Frage, wo der Herrschinger Weihnachtsmarkt stattfinden soll, spielte auch eine Rolle, ob Behinderte auf dem jeweiligen Gelände klarkommen. (Foto: Georgine Treybal)

Bereits wenige Minuten nachdem die fünf Wahllokale geschlossen hatten, lag das erste Ergebnis aus Widdersberg vor. Hier mussten lediglich 30 Stimmzettel mit zehn Ja- und 20 Nein-Stimmen ausgewertet werden. In Breitbrunn waren es 22 Ja- und 82-Nein-Stimmen. Die meisten Wähler hatten sich im Wahllokal Rathaus eingefunden. Das Resultat: 290 Wähler lehnten den Postgarten ab, 134 waren dafür. In der Christian-Morgenstern-Volksschule gab es ebenfalls eine Wahlschlappe für die Bürgerinitiative. 146 stimmten mit Ja, 238 mit Nein. Bei der Briefwahl kreuzten 251 Bürger Ja an, 445 waren dagegen.

Allzu hoch waren die Papierberge nicht, um die sich die Wahlhelfer kümmern mussten. Beim Entscheid am Sonntag wurden nur 1641 Stimmen abgegeben. (Foto: Georgine Treybal)

"Leider ist es nicht so ausgegangen, wie wir es uns erhofft haben", sagte Initiator Wolfgang Thamm. Durch die Entscheidung habe Herrsching ein Stück Originalität und Romantik verloren. Seiner Meinung nach waren der ungünstige Termin am letzten Feriensonntag und der scharfe "Gegenwind" aus der Gemeinde schuld an dem schlechten Ergebnis. Äußerst zufrieden zeigte sich dagegen Bürgermeister Christian Schiller: "Ich bin überrascht, dass sich die Bürger so deutlich für den Standort an der Evangelischen Kirche ausgesprochen haben", sagte er. Das Ergebnis sehe er als Auftrag an die Kommune, den Christkindlmarkt dort wieder zu veranstalten. Organisator Gert Müller hat bereits eine "To-Do"-Liste angefertigt, "ich freue mich, dass ich jetzt mit den Vorarbeiten für den nächsten Markt beginnen kann". Von der Niederlage will sich die Initiative nicht unterkriegen lassen. "Wir machen weiter", versprach Thamm, der jetzt eine neue Gruppierung gründen möchte, um bei der nächsten Kommunalwahl anzutreten.

Dieser siebte Bürgerentscheid der Gemeinde ist der mit der bislang niedrigsten Wahlbeteiligung. Am ersten Plebiszit der Gemeinde am 9. Februar 1997 zum Thema "Seniorenstift" hatten sich 33 Prozent der Wähler beteiligt. Im Sinne des Bürgerbegehrens wurde eine überdimensionierte Planung abgelehnt. Im Oktober des gleichen Jahres stimmten 34 Prozent der Wahlbeteiligten über eine Wasserversorgung in Herrsching ab. Eine Privatisierung wurde abgelehnt. Ebenfalls abgelehnt wurden neue Gewerbeflächen zwischen Seefelder und Gewerbestraße beim dritten Bürgerentscheid, der 2001 mit einer Wahlbeteiligung von 35 Prozent stattfand. Das erfolgreichste Bürgerbegehren - zumindest was die Wahlbeteiligung angeht - fand 2004 statt. 54 Prozent der Wahlberechtigten stimmten am 13. Juni 2004 dafür, das Herrschinger Moos zu erhalten und das Gewerbegebiet nicht zu erweitern. Allerdings fand die Abstimmung im Rahmen der Europaparlamentswahl statt. Eine Wahlbeteiligung von 46 Prozent brachte der Entscheid zur Skateranlage an der Seepromenade. Diese wurde wie im Bürgerentscheid gefordert von 70 Prozent klar abgelehnt. Am 27. Juli 2008 wurden die Bürger zur Wahlurne gerufen, um über ein Parkhaus am S-Bahnhof abzustimmen. Bei einer Wählerbeteiligung von 41,6 Prozent votierten 80 Prozent der Bürger gegen die Pläne.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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