"Unfassbar" sei es, was die Ehrenamtlichen der Helferkreise heute alles wissen müssten, sagte Hannelore Doch, die Integrationsbeauftragte im Herrschinger Gemeinderat. Das reiche von Fragen zur medizinischen Versorgung der Asylbewerber über den Versicherungsschutz von Ehrenamtlichen bis zum Datenschutz und dem erweiterten Führungszeugnis für Helfer, die mit Kindern zu tun haben. "Wir sind mit telefonischen Anfragen und Emails zu diesen Themen in den vergangenen Wochen förmlich überrannt worden", berichtete Andrea Sigl, die im Herrschinger Rathaus für Flüchtlinge zuständig ist. Das soll jetzt anders werden. Für die 165 Helfer, die in den Herrschinger Helferkreisen gelistet sind, gibt es jetzt einen Leitfaden. Von "A" wie Arbeit und Asyl, bis "W" wie Wohnungseinrichtung reicht die alphabetisch nach Schlagworten geordnete Broschüre.
Andrea Sigl, Hannelore Doch und die Jugendpflegerin der Gemeinde, Julia Schmidbauer, haben den auf Herrsching zugeschnittenen Leitfaden zusammengestellt. Dabei ließen sie sich von Tipps aus anderen Kommunen, Erfahrungen und behördlichen Informationen leiten. Die 30 Din-A4-Seiten sind gut verständlich geschrieben. Auf "Behördendeutsch" haben die Verfasserinnen verzichtet. Neben den Informationen gibt es viele Verweise auf Internetseiten, wo das Wissen zum Thema Asyl vertieft werden kann. Außerdem finden sich im Leitfaden für Herrsching relevante Kontaktdaten von Behörden und Vereinen, Rufnummern von Polizei, Krankenhäusern und Apotheken. Ein Kapitel im Leitfaden widmet sich den Aufgaben der Ehrenamtlichen. "Hilfe zur Selbsthilfe" sei die Maxime, mahnte Hannelore Doch. "Die Asylbewerber sollen befähigt werden, möglichst bald selbständig die Aufgaben des täglichen Lebens in Deutschland zu bewältigen", heißt es im Leitfaden. Dabei sollten die Helfer auch "Werte, Normen und Regeln, die bei uns üblich sind", vermitteln.
Zum Beispiel bestimmte Hygienestandards in Küche und Bad. Dazu können sich die Ehrenamtlichen auf der Gemeindehomepage (www.herrsching.de) Merkblätter in verschiedenen europäischen, arabischen und afrikanischen Sprachen herunterladen. Diese können dann ausgedruckt und mit den Flüchtlingen besprochen werden. Auf Piktogrammen und in den jeweiligen Landessprachen sind Grundlagen der Küchen- und Sanitärhygiene aufgeführt. Das reicht von der Aufforderung, Hände gründlich zu waschen und den Herd nach dem Kochen zu säubern, bis zu der Anweisung, nicht im Stehen zu pinkeln und nach dem Toilettengang zu lüften. Die vielen Flüchtlingen unbekannte deutsche Mülltrennung behandelt ein weiteres Merkblatt. Bei der Vorstellung des Leitfadens spendete Bürgermeister Christian Schiller den Ehrenamtlichen großes Lob: "Ohne sie wäre das Chaos perfekt." Die Helfer sollten aber mit ihren Kräften haushalten. "Bitte achten Sie darauf, dass Ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen", mahnte Schiller. Der "Leitfaden für ehrenamtliche Helfer bei der Asylbewerberbetreuung" kann von der Gemeindehomepage heruntergeladen werden.