Herrsching:Friedhof mit römischem Badehaus

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Mitten im neuen Friedhofsgelände wurden die Reste eines römischen Badehauses entdeckt. (Foto: Georgine Treybal)

Bei der Erweiterung in Herrsching muss die Landschaftsarchitektin einige Herausforderungen meistern: Archäologische Relikte mussten integriert, die Belange eines Altenheims direkt daneben berücksichtigt werden

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Rechtzeitig zu Allerheiligen hat die Gemeinde den erweiterten Friedhof in Herrsching eingeweiht. Für die nächsten 15 Jahre stehen auf rund 2500 Quadratmetern Fläche 652 neue Grabstellen zur Verfügung, aufgeteilt in Einzel-, Familien-, Kinder- und Urnengräber sowie Gräber für "Stillgeborene", wie tot geborene Frühgeburten genannt werden.

Die Landschaftsarchitektin Monika Treiber hatte die Realisierung des Projektes einige Nerven, viel Geduld und Verhandlungsgeschick gekostet. Vor den Bauarbeiten waren beispielsweise archäologische Grabungen notwendig, denn auf dem Areal neben dem archäologischen Park wurden interessante Relikte gefunden. Zum Beispiel ein römisches Badehaus, dessen Reste Treiber für die Nachwelt sichtbar gelassen hat, indem sie es aufgemauert und in den Friedhofspark integriert hat. Architektonisch musste sich Treiber an den Stil des denkmalgeschützten Friedhofs mit seinem 1926 von Roderich Fick gestalteten neubarocken Aussegnungshalle anpassen. Da der alte Friedhof aus urheberrechtlichen Gründen nicht verändert werden darf, waren bei der Erweiterung der Mauer Abstimmungen mit den Erben des Architekten notwendig.

Und dann gab es noch das Problem mit der Friedhofsmauer, die unweit des Johanniter-Seniorenhauses verlaufen sollte. Der bevorstehende Tod würde dadurch den Altenheimbewohnern allzu deutlich vor Augen geführt, befürchteten die Betreuer. Unterschriften wurden gesammelt, Anträge gestellt und es gab endlose Diskussionen über Kompromisslösungen. Mittlerweile sind die Unstimmigkeiten vergessen. Die Mauer soll intensiv begrünt werden. Nach der Feierstunde kehrte die Festgesellschaft sogar zu einem Umtrunk in das Johanniterhaus ein.

Die Kosten der Friedhofserweiterung betragen rund eine Million Euro. Im ersten Bauabschnitt wurde eine neue Friedhofsmauer mit Urnenwand für rund 310 000 Euro errichtet. Die eigentliche Erweiterung fand in diesem Jahr statt. Grabfelder sowie eine weitere Friedhofsmauer für Urnengräber entstand, um die steigende Nachfrage zu befriedigen. Die Wege im neuen Teil haben statt des Rieselbodens eine feste Sanddecke, damit gehbehinderte Menschen besser mit ihren Rollstühlen und Rollatoren fahren können. Treiber suchte nach passenden heimischen Pflanzen, schuf Ruhezonen mit Bänken, einen Brunnen und sogar ein Toilettenhaus mit behindertengerechtem WC.

Neben dem Friedhof weihten die Ortspfarrer anschließend noch das restaurierte Feldkreuz vor dem Friedhof am Mitterweg ein. Das Kreuz hatte die Kolpingfamilie restaurieren lassen, nachdem es bei einem Unwetter umgefallen war. Monatelang lagerte es in einer Garage, bis Joseph Merkhoffer, Vorsitzender der Kolpingfamilie, die Idee zur Restaurierung hatte. Dank handwerklich geschickter Mitglieder im Verein wie Schreinermeister Otto Darchinger, Bauschlosser Thomas Jäger und Werner Pöllmann wurde das Kreuz mit dem Christuskörper fachgerecht restauriert und wieder aufgestellt.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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