Herrsching:Freundschaft, die nie abgerissen ist

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Um den Hinduschrein: Thea Wolf, Claudia Wiefel, Marion Schmid, Elisabeth Kreuz, Regine Linder, Chatras Bürgermeister Thakurdas Mallick, Hans-Jürgen Böckelmann, Ute Eiling-Hütig, Subramanian Venkat Raman und Regine Böckelmann. (Foto: Patrizia Steipe)

Die Partnerschaft zwischen Herrsching und dem indischen Chatra besteht seit 1996. Bürgermeister Thakurdas Mallick indes ist zum ersten Mal in der Ammersee-Gemeinde und findet alles "sehr ruhig, nett und sauber"

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Die gegenseitigen Besuche sind zwar selten, aber die Partnerschaft zwischen Herrsching und dem indischen Chatra ist dennoch seit der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags 1996 nie abgerissen. Zum ersten Mal besucht derzeit Bürgermeister Thakurdas Mallick die bayerische Partnergemeinde. Begleitet wird er von Subramanian "Raja" Venkat Raman vom Kolkata Trust für Human Development, der die deutsch-bengalische Übersetzung übernahm. Die beiden hatten mit den Mitarbeiterinnen der Herrschinger Indienhilfe, Marion Schmid und Claudia Wiefel, in Bonn an der Konferenz für deutsch-asiatische Städtepartnerschaften teilgenommen. Auch Bürgermeister Christian Schiller und die Agenda-21-Beauftragte Franziska Kalz waren einen Tag lang zur Konferenz gefahren, um den indischen Freund kennenzulernen.

Anschließend ging es nach Herrsching. "Nice and clean" und vor allem sehr ruhig sei Herrsching, staunte der indische Bürgermeister. In den sieben Dörfern, die zu Chatra gehören, wohnen rund 30 000 Menschen. Zwar gebe es keine Obdachlosigkeit, erzählte Mallick, aber viele Hütten sind sehr armselig, erklärte Elisabeth Kreuz (Indienhilfe). So halten sich die Menschen in Westbengalen mehr auf den Straßen auf als die 11 000 Herrschinger mit ihren von Hecken umgebenen Häusern.

Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. Beide Kommunen werden immer wieder von Hochwasser betroffen. Zu den drängendsten Problemen zählt in Chatra neben der Verbesserung der Infrastruktur das arsenverseuchte Trinkwasser. Um Abhilfe zu schaffen, engagieren sich die Herrschinger in einem Wasserprojekt. "Das ist sehr wichtig für uns", lobte Mallick. Seine Gastgeber hatten ein eng getaktetes Besuchsprogramm für ihn ausgearbeitet: Besuche des Weltladens, der Energiegenossenschaft, der AWA (Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe), eine Fahrt nach Augsburg zum Fairtrade-Town-Vernetzungstreffen und der Einen-Welt-Messe, ein Besuch der Inninger Montessori-Schule und des Christoph-Probst-Gymnasiums. Beide Schulen engagieren sich in Hilfsprojekten für Chatra. Nächsten Mittwoch wird Mallick eine Gemeinderatssitzung in Herrsching besuchen, und er wird zur Herrschinger Tafel geführt, damit der Gast sieht, dass auch im Wohlstandsdeutschland Armut herrscht.

Mallick eröffnete in den Räumen der Indienhilfe eine Ausstellung über die Partnerschaft. Auf vielen Fotos sieht man bunt gekleidete Menschen, Hütten, Palmen und immer wieder deutsche Delegationen, die mit ihren indischen Partnern feiern. 60 Prozent der Dorfbewohner seien Hindi und 40 Prozent muslimisch, sagte Mallick. Die Religionen würden friedlich nebeneinander leben und die religiösen Feste gemeinsam feiern.

Elisabeth Kreuz berichtete über die acht Projekte der Indienhilfe, für die der Verein jährlich 300 000 Euro an Subventionen und Spendengeldern auftreiben muss. Der Einsatz lohne sich, so Kreuz. Kinder, die am Straßenrand alte Batterien aufschlagen, um die giftigen Inhaltsstoffe zu sammeln, möchte sie nie mehr sehen. Deswegen setzt sich die Indienhilfe gegen Kinderarbeit ein. Regine Linder zeigte den wohlsortierten Weltladen. "Ein Drittel des Umsatzes machen wir mit dem Verkauf von fair gehandeltem Kaffee", erklärte sie. Seit einiger Zeit seien die Umsätze aber rückläufig. So wurden im vergangenen Jahr 50 000 Euro Jahresumsatz getätigt. 2013 waren es noch 60 000 Euro. "Vielleicht weil mittlerweile auch Supermärkte Fair-Trade-Produkte anbieten", mutmaßte Linder.

Die Ausstellung zur Städtepartnerschaft ist bis zum Freitag, 30. Juni, während der Öffnungszeiten des Weltladens, täglich von 9 bis 18 Uhr, Alte Schule, Luitpoldstraße 20, zu besichtigen.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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