Herrsching:Exotisch und esoterisch

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Der Herrschinger Seeufermarkt zieht die Besucher in Scharen an

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Herrsching

"Anna, Lisa, nicht ins Gesicht", sagt eine Mutter, die gerade ein Foto von ihren Kindern machen will. Der Wind fährt in die dicken Berge der Zuckerwatte und die beiden Mädchen können sie kaum festhalten. Zudem werden die Kleinen fast überrollt von den Besuchermassen am Herrschinger Ostermarkt unter dem Motto "Kunst und schöne Dinge am See". Nach dem Schmuddelwetter am Samstag bietet sich ein Osterspaziergang an und die 80 Aussteller machen ein gutes Geschäft.

Die Besucher drängen sich entlang der Stände und bei den Ausstellern, die Delikatessen oder Getränke anbieten bilden sich lange Schlangen. Essen geht eben immer. Ein kleines Mädchen drückt sich die Nase an der Glasvitrine platt, hinter der bunte Süßigkeiten arrangiert sind, und Standbetreiber Ludwig Tröttmann ist rundum zufrieden. Zwar macht ihm der kalte Wind zu schaffen, doch so viele Besucher habe er nicht erwartet, freut er sich. "Die Organisation ist super", lobt er.

Steinkünstler Bertl Wochinger steht seit 2011 bei jedem Markt an der selben Stelle direkt am Seeufer. Seine Steinkunstwerke im Wasser bilden eine wunderbare Einheit mit dem Licht und der Natur. Man kann sie aber nur vor Ort betrachten, seine Kunst ist vergänglich. "Das ist das Schöne am See, Wellen und Wind zerstören sie wieder", sagt er. Der Aktionskünstler macht Fotos von seinen Kunstwerken, die er verkauft. Er hat sich im Laufe der Jahre eine breite Stammkundschaft aufgebaut.

Ukrainische Lebensart verheißt der Stand von Maryna Mudra. Bei ihr sind Kunstwerke, Textilien, Trachten und Handwerkliches aus der Ukraine ausgestellt. Die Waren stammen aus kleinen Ateliers in der Ukraine, erzählt sie. Für sie sei es nicht nur wichtig, Geld zu verdienen. "Wir wollen den ukrainischen Herstellern auch durch diese schwere Zeit helfen." Daneben stehen Wollsachen aus Peru, Bio-Käse aus Österreich, Wein und Olivenöl aus Kreta. Der Markt besticht durch ein internationales Angebot, aber auch dadurch, dass Kunst und Kitsch nahe beieinander liegen.

Neben Woll-Filz, Designerschmuck und französischen Seifen gibt es viel Exotisches und Esoterisches. Die Aussteller haben ihre Waren mit viel Engagement und Liebe hergestellt, wie etwa Johann Speckmaier. Er stellt individuell verzierte Feuerschalen und Gartendekoration her. Darüber hinaus fertigt er Kunstwerke aus Schrott, einen Igel aus einem Sägeblatt, einen Vogel aus Autofedern oder einer Harke. Wenn er über seine Arbeit spricht, gerät er ins Schwärmen. Kein Stück sei wie das andere, jedes Kunstwerk ein Unikat. Im vergangenen Jahr habe eine Ärztin aus Starnberg eines seiner Kunstwerke gekauft, erzählt er stolz. Nun sei eine Patientin gekommen, die die Skulptur in der Arztpraxis gesehen habe und jetzt die gleiche haben will. Auf Kundenwünsche aber könne er nur bedingt eingehen, betont der Künstler. "Alles lebt und entwickelt sich weiter." Die Bestellung werde daher etwas anders ausfallen als das Kunstwerk, in das sie sich verliebt habe.

Martin Breitenbach fertigt außergewöhnliche Massivholzmöbel und Wurzelkonsolen. Die Sachen werden zwar bewundert, gekauft aber werden lediglich kleine Mitnahmeartikel. Dennoch drängen sich die Besucher an seinem Stand ebenso wie am Tee-Stand von Angelika Büscher-Goller. Die Herrschinger Geschäftsfrau stellt hier zum ersten Mal aus. Sie sieht den Markt als gute Plattform, um Werbung für ihr Ladengeschäft im Ort zu machen. Kleine Schälchen mit Tee stehen bereit, damit die Besucher daran riechen können. Das kommt gut an. "Es hat sich auf jeden Fall gelohnt", meint die Geschäftsfrau zufrieden.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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