Herrsching:Ausharren, bis es kracht

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Der Kabarettist Michi Marchner begrüßt die Besucher des Herrschinger Nachtmarkts auf seine Weise. (Foto: Arlet Ulfers)

Beim Nachtmarkt am Ammerseeufer in Herrsching müssen Verkäufer und Besucher wieder einmal dem schlechten Wetter trotzen. Das Feuerwerk wurde schon verschoben

Von Astrid Becker, Herrsching

Als sich die gelbe Tonne öffnet und ein Mann daraus spricht, ist die Verblüffung groß. Denn der Kerl im Müllmann-Outfit braucht Hilfe. "Magst mich ned über die Schwelle schieben, das schaffe ich nicht", sagt er zu einer jungen hübschen Frau. Die lacht nur herzlich und schüttelt den Kopf. Der Mann ist der Kabarettist Michi Marchner, seine Bühne an diesem Donnerstagabend der Nachtmarkt in Herrsching. Genauer gesagt: die Seepromenade, über die sich nach dem nassen Auftakt am Mittwoch tausende Menschen schieben.

Ayda Chafik wirkt daher ein wenig erleichtert. Die Händlerin ist eigens aus Berlin angereist, um hier ihre Textilien zu verkaufen: "Ich bin das erste Mal hier", erzählt sie. So schön habe sie es sich vorgestellt, in Bayern zu arbeiten. Von Urlaubgefühlen habe sie geträumt, die am See aufkommen könnten. Und dann das: "Regen, Regen, Regen." Wenn sie ihre Standmiete nicht bezahlt hätte, hätte sie an dem ersten Tag gar nicht erst aufgebaut, sagt sie. Ähnlich äußert sich auch Judith Pießkalla, die handgefertigte Kinderkleidung verkauft. Ostern sei sie schon mal am Ammersee gewesen, aber das Wetter und die Kälte hätten ihr am ersten Abend diesmal mehr zu schaffen gemacht: "Mitten im Sommer." Doch am Donnerstag scheint die Sonne auch noch abends. Ganz anders sei das, sagt sie. Es fehle aber noch ein wenig an der Kauflust der Leute. Aber die werde schon noch kommen.

Wenig später werden die Schlangen vor den Essensständen immer länger. Es gibt Flammkuchen, afrikanische Kost, Bratwürste, Hendl und auch Steckerlfisch. Ein wenig drängt sich der Eindruck auf, viele der Besucher schützen den Hunger vor, um sich mit Essen und Getränken bewaffnet einen Platz für das Feuerwerk zu sichern, das wegen des schlechten Wetters von Mittwoch auf Donnerstag verschoben wurde. Denn kaum jemand, der sich auf den Bierbänken niedergelassen hat, scheint gern wieder aufzustehen. Vielleicht ist dies auch der Band Jazoum geschuldet, die auf der Bühne im eigentlichen Gastrobereich das Publikum begeistern. Doch auch die Tische und Bänke direkt am Ammerseestrand sind schon seit dem frühen Abend gut gefüllt. Manch' einer wechselt von seinem Platz zu einem Baumstamm, der am Ufer liegt und auf dem man eine Massage bekommen kann.

In unmittelbarer Nähe wird wieder einmal das "Kraut gegen Dummheit" angepriesen, eine Kräuterpaste, die neben diversen Senfen, Marmeladen und Chutneys probiert werden kann - wie immer auf Märkten dieser Art, die sich wohl das Tollwood als Vorbild genommen haben. In jeder Hinsicht, denn auch dem Münchner Festival wird nachgesagt, schlechtes Wetter anzuziehen. Für den Ammersee gilt dies in steter Regelmäßigkeit, zumindest, wenn dort Märkte stattfinden. Das ist immerhin an Ostern, Pfingsten und eben im Sommer der Fall. Auch an Tag drei beim Nachtmarkt bleibt es diesmal kühl. Immerhin soll sich die Sonne aber bis zum Marktende am Montag blicken lassen. Händler und Besucher würde es freuen.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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