Hausen:Kälber auf der Flucht

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Unbekannte öffnen einen Stall in dem kleinen Weiler südlich von Gauting, 41 Jungrinder brechen aus und verirren sich in den Wäldern der Umgebung. Polizei und Helfer suchen stundenlang nach den Tieren

Von Christian Deussing, Hausen

41 Jungrinder sind am frühen Donnerstagmorgen aus einem Stall in Hausen ausgebrochen, weil offenbar ein Unbekannter das 2,70 Meter breite, unverschlossene Stahlgatter heimlich geöffnet hatte. Die Tiere liefen in allen Himmelsrichtungen davon. Einige von ihnen wurden erst Stunden später hinter Mamhofen, bei Königswiesen und Unterbrunn entdeckt. "Eine Katastrophe", sagt Landwirt Georg Führer verzweifelt. Mit 15 Helfern und vier Streifenwagen ist der 53-Jährige am späten Vormittag immer noch auf der Suche nach 20 Rindern und hat "wahnsinnig Angst", dass die verirrten Tiere auch auf die Unterbrunner Umgehungsstraße laufen. Im Radio wurden die Autofahrer ständig vor der Unfallgefahr gewarnt. Um sechs Uhr morgens ging der Bauer zum Stall hinüber, um einzustreuen und seine Kälber zu füttern, die in 18 Monaten schlachtreif gewesen wären. "Da stand das Gatter weit offen und nur elf von 52 Tieren waren noch drin", schildert der geschockte Besitzer die Situation. Er beteuert, dass am Abend zuvor bei seinem Rundgang um 20.30 Uhr noch alles in Ordnung gewesen sei. Die Tiere hätten ganz friedlich geschlafen, erzählt der Hausener. Auf dem Hof erscheint Alexandra, die Tochter des Hausherrn. Sie berichtet davon, dass in der Nacht um 2.50 Uhr der Berner Sennenhund "Balu" im Garten angeschlagen habe. Zuerst hatte die 28-Jährige an einen Fuchs oder Marder gedacht. Später bellte der Hütehund nochmals. "Das fand ich dann doch ein bisschen eigenartig", sagt die Frau und erinnert sich, auf matschigem Schnee das "knirschende Geräusch von Autoreifen" gehört zu haben. "Da wurde mir zwar etwas mulmig, habe mir aber nichts weiter dabei gedacht."

Einige der geflüchteten Kälber konnten bis zum Donnerstabend noch nicht wieder ausfindig gemacht werden - für Autofahrer ist das gefährlich. (Foto: Georgine Treybal)

Unter den Suchtrupps mit Anhängern ist auch der Landwirt Florian Haas, ebenfalls aus Hausen. Er pustet kurz durch und sagt: "Es ist wie ein Katz -und -Mausspiel." Das sei schon eine extreme Situation, denn die Tiere seien nur schwer einzufangen und meist in Fünfergruppen unterwegs. Auf einer Koppel hatten die Helfer etliche Ausreißer in ein Texas-Gitter mit einem Heuballen locken können. In der Nähe von Königswiesen kommen Polizisten bis fünf Meter an sieben der scheuen Jungrinder heran, die dann in den Wald flüchten.

Insgesamt sind 41 Jungrinder aus dem Stall der Hofmetzgerei Führer in Hausen ausgebüxt, weil offenbar nachts das Metallgatter geöffnet wurde. (Foto: Georgine Treybal)

Diese Tiere seien, anders als Milchkühe, nicht an den Menschen gewöhnt, sagt eine amtliche Tierärztin, die den Familienbetrieb Führer kennt. Die Jungrinder würden dort "sehr gut und vorbildlich behandelt". Dass sie offenbar nun in kleinen Grüppchen herumlaufen, könne auch daran liegen, dass die "Herde noch nicht stabil" gewesen sei, erläutert die Veterinärin.

Es gibt keine Hinweise auf den oder die Täter, die offenkundig nachts auf der Hof-stelle herumgeschlichen sind und laut Polizei den Karabiner am Gatter herausgezogen haben. Es gebe auch keinen Verdacht, etwa gegen militante Tierschützer, betont Gautings Polizeichef Ernst Wiedemann. Ermittelt wird wegen "gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr". Führer will nun seine Ställe mit Schlössern sichern und hofft, dass nichts passiert. Bis Redaktionsschluss waren noch 16 Tiere abgängig.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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