Seine Geschichten sind fesselnd, haben Witz und häufig eine Lehre fürs Leben; gepaart mit einer Vortragsweise, die ganzen Körpereinsatz und ein wechselndes Mienenspiel beinhaltet, ist Christian Ude ein Gewinn für jeden Vortragsabend. Der Münchner Altoberbürgermeister ist ein Geschichtenerzähler der klassischen Art: Er berichtet Anekdoten aus seinem Leben und macht damit die Vergangenheit lebendig. Es sind Geschichten, die nicht nur eine Pointe haben, sondern ganz subtil auch eine Moral. Was fehlt, ist der mahnende Zeigefinger. Dafür nimmt sich Ude selbst allzu gern auf den Arm. Kein Wunder also, dass es der Gilchinger SPD mit diesem Redner spielend gelungen ist, den Saal des Oberen Wirts für den Neujahresempfang zu füllen. Nach 20 Jahren Münchner Oberbürgermeister gibt es wenig, was Ude überraschen kann. Dem Ortsvereinsvorsitzenden Christian Winklmeier ist das Kunststück aber gelungen.
Als "coole Sau" stellte der Jugendreferent seinen Namensvetter vor. Von Ude gab es für dieses unerwartete Lob schallendes Gelächter. "Dafür hat sich der Abend für mich schon gelohnt", flachste er. Auch ein Jahr nachdem er in Pension gegangen sei, würden ihn die Journalisten noch in einer "tiefen Depression", "einem schwarzen Loch" vermuten, berichtete Ude: Ausschlafen, Katzen füttern und ausgiebiges Frühstücken mit Zeitungslektüre - ein Traum. Niemals hätte er auch nur eine Sekunde lang den abendlichen Versammlungen in diversen Veranstaltungsräumen hinterhergeweint. Warum auch? Ude tourt mit seinen heiteren Erinnerungen aus seinem Leben durch die Lande und füllt damit genau die Hallen.
Über die SPD sprach Ude an diesem Abend nicht. "Das können jetzt andere machen. Mir gehen die Ideen aus", sagte er angesichts schlechter Umfrageergebnisse. Lieber las Ude aus seinen Büchern. Das heißt, viel vorlesen brauchte er nicht. Die Geschichten trug Ude frei vor. Zum Beispiel die von einer Talkrunde im Bayerischen Rundfunk als er sich unversehens mit Dieter Bohlens Ex-Freundin und anderen B-Promis konfrontiert sah. Eine Geschichte voller "prickelnder Erotik" versprach Ude den Gilchingerin. Diese bogen sich vor Lachen angesichts der Schilderungen, wie Ude beim Anblick des gewaltigen Dekolletés ein lautes "Öha" entfuhr und er den weiteren Abend mit intensiven Betrachtens seiner Fingernägel verbrachte anstatt sich in die Diskussion um Brustvergrößerungen und Zahnaufhellungen zu beteiligen. "Jedes Wort stimmt", versicherte Ude.