Gilching:Teure "Kulturstation"

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Umbau des Bahnhofs der Gemeinde kostet 1,6 Millionen Euro

Von Christian Deussing, Gilching

Die Sanierung des maroden, 116 Jahre alten Bahnhofsgebäudes zu einer "Kulturstation" mit Café, Kiosk und Wirtsgarten in Gilching-Argelsried kommt zügig voran. Allerdings galoppieren auch die Preise für das Umbauprojekt, das nach jahrelanger Planung im September begonnen hat. Die Kosten seien vor allem wegen der neuen Technik für eine bessere Gastroküche und das Lüftungssystem gestiegen, und zwar seit 2015 um 16 Prozent, erläuterte Architekt Clemens Pollok am Dienstabend den Gemeinderäten. Damit kostet das Vorhaben mittlerweile fast 1,6 Millionen Euro.

Als die Kommune vor sieben Jahren das alte Haus samt Umfeld für 400 000 Euro von der Bahn AG erworben hatte, war man noch von 500 000 Euro für die Sanierung ausgegangen. Unter dieser Prämisse habe damals der Gemeinderat die Immobilie erworben, betonte Matthias Vilsmayer (Freie Wähler) in der Ratssitzung. Für ihn seien die geänderten Umstände "unglücklich". Auch Dorothea Heutelbach (CSU) zeigte sich erschrocken über die "Kostenexplosion". Sie fragte sich, ob ein Abriss und Neubau letztendlich billiger geworden wäre als diese Lösung. Die Gemeinderätin stimmte als einzige gegen einen erhöhten Etat für das Projekt.

CSU-Fraktionssprecher Paul Vogl äußert sich ebenso skeptisch und betonte, dass sich bereits vor zwei Jahren abgezeichnet habe, dass die "Kosten uns überholen". Jetzt könne man nicht mehr anders entscheiden, die Gemeinde müsse aber daraus lernen und dürfe auch bei höheren Einnahmen "nicht leichtsinnig werden", warnte Vogl. Dem pflichtete auch Bürgermeister Manfred Walter (SPD) bei.

Zuvor hatte Architekt Pollock die neue Kostenberechnung durchaus plausibel begründet. Es habe bei den bisherigen Arbeiten in dem alten Gebäude "viele Überraschungen" gegeben, zum Beispiel den Beton, der im Toilettenbereich aufzubrechen war. Es gebe auch spezielle Wünsche des künftigen Pächters für eine Ausstattung für eine Gastronomieküche, die vom vorherigen Konzept abgewichen seien.

Der Architekt verwies auch auf die florierende Baukonjunktur und die höheren Preisen von Handwerkern. Für die einzelnen Gewerke seien bis zu 20 Firmen eingeladen worden, doch nur 20 Prozent von ihnen hätten Angebote abgegeben, berichtete Pollok im Gremium. Wegen der höheren nicht einkalkulierten Kosten, besonders bei den Schlosserarbeiten, sei eine zweite Ausschreibung erfolgt - die aber laut Pollok und Rathausverwaltung auch nicht zu günstigeren Tarifen geführt habe.

Der Planer versicherte den Gemeinderäten gleichwohl, das alte Bahnhofshaus in ein Gebäude mit gedämmten Dächern und Böden zu verwandeln. Die Toilettenanlage werde barrierefrei sein, sagte Pollok auf Nachfrage hin. Er berichtete überdies davon, dass die Fensterschlitze zur Bahnhofsseite verbreitert werden, um auch Fahrgäste auf das umgebaute Gebäude "neugierig zu machen". Das Café soll nämlich das bisher eher unattraktive Areal am Bahnhof aufwerten und möglichst viele Besucher anlocken.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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