Gilching:Spatenstich nach 30 Jahren

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Mit Schaufel und Bagger: Die Bauarbeiten für die fünf Kilometer lange Gilchinger Umfahrung beginnen nach 30 Jahren Planungszeit. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die fünf Kilometer lange Westumfahrung soll Gilching von Dezember 2019 an vom Durchgangsverkehr entlasten.

Von Christian Deussing, Gilching

In bester Laune steigen Bürgermeister Manfred Walter (SPD) und Bayerns Bau- und Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) sowie Behördenchefs und viele Gemeinderäte aus den zwei Sonderbussen, die sie am Freitag vom Gilchinger Rathaus zur Weßlinger Straße chauffierten. Auch ein Zaungast aus dem Obdachlosenheim nebenan beobachtet die Szenerie im bekiesten Halbrund vor drei beflaggten Baggern und sechs Baufahrzeugen. Es ist nun nach mehr als 30 Jahren Planung soweit: Mit Blasmusik erfolgt der offizielle Spatenstich der knapp fünf Kilometer langen Westumfahrung von Gilching, die bis zum Dezember 2019 fertiggestellt sein soll, um die Gilchinger Ortsdurchfahrt vom Verkehr aus und nach Fürstenfeldbruck zu entlasten und die Schwerlaster umzuleiten.

Die Tangente zwischen der nördlichen Gemeindegrenze an der Brucker Straße führt über die Weßlinger Straße zum Röchnerknoten an der Lindauer Autobahn A 96 und kostet insgesamt fast 21 Millionen Euro. Mit 15 Millionen Euro beteiligt sich der Freistaat an dem Straßenbauprojekt. Abseits von den Feiergästen stehen Gegner des Bauvorhabens, das aber in drei Bürgerentscheiden die deutliche Mehrheit der Gilchinger bekommen hat. Den Grünen, Naturschützern und Fahrrad-Aktivisten ist aber nicht nach Feiern zumute. Sie halten Plakate hoch und protestieren gegen den "großen Kahlschlag ohne Gegenwert, nicht zeitgemäße Planung und erhebliche Eingriffe in die Landschaft". Die wenigen Demonstranten, die laut Polizei die Reden nicht mit Zwischenrufen und Trillerpfeifen stören dürfen, haben allerdings keine Chance mehr und können die Spatenstich-Gäste ohnehin nicht beeindrucken.

Rathauschef Walter verweist darauf, dass Gilching nach Prognosen des Gutachters eine "Entlastung von 20 bis 50 Prozent" zu erwarten habe, sich also der Durchgangsverkehr, Lärm und die Feinstaubbelastung erheblich verringere und sich die Sicherheit in der Römerstraße deutlich verbessere. Der Erwerb der Grundstücke für die Umfahrung sei zwar "mitunter schwierig" gewesen, es habe aber "gute und faire Verhandlungen" gegeben, sagt der Bürgermeister. Er dankt unter anderem dem Freistaat, den Planungsbüros und dem Bauernverband für die Zusammenarbeit und versicherte, versucht zu haben, "allen Einwendungen gerecht zu werden".

Seit Wochen arbeiten die Bauleute bereits an der Tangente, roden und planieren Flächen. "Bei dem vorgelegten Tempo könnte man fast schon die Einweihung feiern", scherzt Walter und lässt Ministerin Aigner auf das Podest. Sie geht von einer "wesentlichen Entlastung" durch die Umgehung für die Gilchinger aus und spricht von einem "freudigen Ereignis". Die Politikerin zollt der Gemeinde Respekt, in Sonderbaulast das Projekt "selbst angepackt und den Schritt gewagt zu haben". Aigner erklärt zudem, dass der Freistaat in öffentlichen Schienenverkehr und Radwege investiere, aber auch Straßen gebaut werden müssten - denn Flugtaxen gebe es eben noch nicht.

Zu den Rednern gehört der Starnberger Vize-Landrat Georg Scheitz, der die künftig bessere Verbindung der Gewerbegebiete erwähnt. Er lobt den Mut der Gemeinde, an dem "Projekt 30 Jahre dran geblieben zu sein" und hofft, dass in Gilching am Schluss jeder sagen könne, "mit dieser Straße gewonnnen zu haben". Scheitz lässt sich auch nicht vom Zwischenruf aus der Protestecke irritieren, dass "nur der Verkehr gewinnen" werde.

Aufmerksam verfolgen auch die Bürgermeister der Nachbargemeinden Weßling und Alling - Michael Muther und Frederik Röder - die Ansprachen. Muther wünscht sich vor allem eine Anbindung der Gilchinger Westumfahrung an die Lindauer Autobahn bei Wörthsee - damit die Ampel am Röchnerknoten nicht zur Staufalle wird und die Autofahrer die alte Achse auch durch Weßling wieder nutzen. Röder befürchtet, dass durch Alling künftig erheblich mehr Autos fahren, wenn es diese Umgehung gibt. Doch für die Gilchinger sei sie ein "gutes Konzept", sagt Röder der SZ.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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