Gilching:Nur noch 26 Sterne

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Gilching spart heuer an der Weihnachtsbeleuchtung und erzürnt damit Bürger und Geschäftsleute. Starnberg lässt 1200 LEDs bis zum Dreikönigstag brennen.

Christiane Brachtund Christian Deussing

Die karge Weihnachtsbeleuchtung an der Römerstraße in Gilching. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Gilching/Starnberg- Viele Geschäftsleute in Gilching sind empört: Die Gemeinde will sparen und hat deshalb nur noch halb so viel Weihnachtsschmuck in der Hauptverkehrsstraße aufgehängt. Bisher leuchteten dort 62 Sterne, jetzt sind es nur noch 26. Um ein nachhaltiges Zeichen für die Energiewende zu setzen, hat man die Glühbirnen außerdem durch LED-Lampen ersetzt. Auf diese Weise spare man pro Weihnachtssaison 12 500 Kilowattstunden Strom, 6,5 Tonnen Kohlendioxid und, was das wichtigste ist, 8,7 Gramm Atommüll. Das haben jedenfalls Gilchings Energie- und Umweltbeauftragter Jan Haas und Bauamtsleiter Max Huber ausgerechnet. Für die neuen LED-Sterne hat die Gemeinde 15 000 Euro ausgegeben, sie spart andererseits aber 2000 Euro an Strom.

Die neue Sparwelle lässt jedoch das Telefon im Rathaus nicht mehr still stehen. Viele Geschäftsleute beklagen, dass nicht mehr die gesamte Römerstraße zwischen Altdorf und Argelsried weihnachtlich erstrahlt wird. Denn die Leuchtdekorationen enden bereits an der Meginhardstraße und an der Bahnlinie. Bis zum Altdorf beziehungsweise Am Römerstein reichen die Sterne jetzt nicht mehr. Er sehe zwar den Stromspareffekt, finde es aber trotzdem "unglücklich", sagt Dirk Angermann vom Gilchinger Gewerbeverband. Die Geschäftsleute könnten sich ja eventuell an der Sterndekoration beteiligen, schlägt er vor. Eine verärgerte Geschäftsfrau berichtet von Kunden, die inzwischen sogar fragen: "Ist Gilching jetzt schon so arm, nicht mehr genügend Geld für die Weihnachtsbeleuchtung zu haben?" Auch das neue LED-Licht kommt nicht gut an: Nicht wenige Gilchinger finden die Beleuchtung "kalt, kitschig und zu mickrig".

Sparen will Gilching künftig übrigens auch an der Kirchenbeleuchtung: St. Vitus soll von 23 Uhr an nicht mehr angestrahlt werden. Die Kirchenverwaltung ist damit einverstanden.

In Starnberg, Gauting und Herrsching ist man zwar auch energiebewusst - alle Kommunen haben inzwischen die Glühlämpchen in ihren Weihnachtsbeleuchtungen durch LEDs ersetzt - , aber weniger Girlanden und Sterne hat man deshalb nicht aufgehängt. "Es ist eine Frage der Atmosphäre", sagt Stadtsprecher Karl-Heinz Springer. Man wolle eben nicht, dass alles nüchtern und ökonomisch wirke, deshalb sei dies auch noch nie Thema im Stadtrat gewesen. "Außerdem ist es eine Frage, wie sich die Stadt seinen Bürgern und Besuchern präsentieren will." Und so lässt Starnberg seine zwölf Girlanden mit rund 1200 LEDs vom 1. Advent bis zum Dreikönigstag jede Nacht brennen. Auch das Schloss ist weiterhin als Wahrzeichen nachts hell erleuchtet.

In Gauting hat man beim Kauf der rund 880 LEDs besonderen Wert auf einen warmweißen Farbton gelegt, um ein stimmungsvolles Licht zu haben. Zwar hat die Gemeinde dafür mehr zahlen müssen als für herkömmliche Glühbirnen, aber dies werde sich rechnen, prophezeit Geschäftsleiter Joachim Graf. Denn die LEDs sind haltbarer. Glühbirnen müssen praktisch jedes Jahr ausgetauscht werden, weil sie Frost oder Montage meist nicht aushalten. Sparen wird die Gemeinde neben Wartungskosten auch Strom. Statt 4000 Kilowattstunden verbrauchen die LEDs nur noch 600 in den 50 Tagen, in denen die Beleuchtung angeschlossen ist. "Das ist nur noch ein Siebtel", sagt Graf. Anders als in Gilching überlegt Wolfgang Meiler, der Vorsitzende vom Gewerbeverband, sogar künftig noch mehr Plätze zu beleuchten.

Auch in Herrsching hat man knapp 9000 Euro investiert für 616 LEDs und Dichtungen. Zwölf Sponsoren aus der Geschäftswelt haben bei der Finanzierung mitgeholfen.

© SZ vom 05.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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