Gilching:Leicht und lyrisch

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Violinist Louis Vandory und Pianistin Caroline Bergius bestritten das Konzert am Gilchinger Christoph-Probst-Gymnasium. (Foto: Nila Thiel)

Kammermusikkonzert begeistert Publikum

Von Reinhard Palmer, Gilching

Mit seinen 17 Jahren sieht es Louis Vandory mittlerweile absolut klar, wo die Grenzen zwischen konzertantem und kammermusikalischem Zugriff verlaufen. Dass er temperamentvoll intensivieren kann, bewies er hier im Konzert des Kunstforums Gilching in der Aula des Gymnasiums immer wieder. Dann auch mit einem überaus kultivierten, substanzvollen Ton und bedeutungsvollen Nachdruck. Vor allem aber im Einklang mit dem Klavierpart: Vandory balancierte seine Violinstimme stets mit dem seiner Duopartnerin, der kraftvoll und einfühlsam zugleich musizierenden Pianistin Caroline Bergius, sorgfältig aus.

Das Programm des Abends fokussierte eher weniger populäre Werke. Selbst bei Mozart, ist doch die Sonate D-Dur KV 306, die zu dem Sonatenkompendium gehört, das der 22jährige Komponist auf der Reise nach Mannheim und Paris schrieb, kein häufig gespieltes Werk. Im Grunde auch kein spektakuläres, doch für Vandory im Duo mit Bergius sicher gerade deshalb eine Herausforderung, zumal die dreisätzige Sonate einen überaus intensiven Klaviersatz aufweist und die Violine noch als Begleiter fungiert. Leicht, lyrisch, dennoch kraftvoll melodiös im Zugriff begann das Werk, um über einen weitatmigen Cantabile-Satz zum vergnügt beschwingten Allegretto-Finale vorzudringen.

Bergius machte die Führungsrolle des Klaviers deutlich, ohne den Violinpart in den Hintergrund zu drängen. So blieb alles klar und transparent. Schon hier erklangen immer wieder auch schmissig-musikantische Einlagen, die sich wie ein roter Faden durch das Programm zogen. Solche Elemente tauchten auch in Griegs nordisch-elegischer Sonate F-Dur op. 8 auf, später vor allem mit viel Leidenschaft in den jüngeren Werken des Abends.

Bergius und Vandory sind ein eingespieltes Duo und längst in der Lage, spezifische Färbungen und Charaktere zielsicher zu mixen. Und die erklangen bei allen vier Komponisten deutlich ausgeprägt. Bei Grieg war dies wohl die einfachste Übung. Etwa das bewegte Wogen im Kontrast zu lyrisch-konzertanten Passagen, später dramatische Momente gegenüber zarten rezitativischen Abschnitten.

In der zweiten Programmhälfte erwarteten im glänzend besuchten Konzert zwei Raritäten die Besucher. Der Engländer italienisch-jüdischer Wurzeln, Gerald Finzi, sowie der Böhme Josef Suk haben als Komponisten durchaus vieles gemeinsam, obgleich der jüngere Finzi weniger fortschrittlich dachte als Suk. 1940 komponiert, steht Finzis "Elegy" op. 22 noch weitgehend in der englischen Tradition eines Vaughan Williams und Edward Elgar.

Viel Stoff also, weite, nostalgisch-lyrische Melodiebögen zu ziehen, ins wogende Sinnieren einzutauchen, um schließlich einen leidenschaftlichen, etwas pathetischen Höhepunkt auszuarbeiten. Die "Vier Stücke" op. 17 komponierte Suk indes bereits 1900. Als Schwiegersohn Dvořáks erwies sich seine Musik als dennoch nicht rückgewandt. Bergius und Vandory gingen zudem lustvoll an die Gestaltung der vier Charakterstücke heran, vor allem mutig gegenüber der harmonischen Modernität. Im letzteren Sinne erwiesen sich die Zugaben von Lennox Berkeley (Toccata) und Fauré (Après une rêve) als eine schlüssige Fortsetzung nach frenetischem Applaus.

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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