Gilching:Bauarbeiter stoßen auf Skelette

Bei Aushubarbeiten auf einem Grundstück in Gilching treten Knochenreste und ein langes Schwert zu Tage.

Patrizia Steipe

- Bei Baggerarbeiten für den Neubau eines Zweifamilienhauses am Starnberger Weg in Gilching sind die Arbeiter auf sensationelle Funde gestoßen. Auf dem Baugrundstück entdeckten sie zwei Gräber mit Grabbeigaben, Keramikscherben sowie dunkle Verfärbungen im Erdreich, die auf ehemalige Holzpfosten hinweisen. Das Grundstück liegt an der früheren Durchgangsstraße der Römer, deswegen hatte das Landesamt für Denkmalschutz der Eigentümerin zur Auflage gemacht, bei den Aushubarbeiten einen Archäologen hinzuzuziehen.

Ausgrabung in Gilching

Archäologen untersuchen ein Grundstück in Gilching, auf dem menschliche Überreste und Waffen gefunden worden sind. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Dieser hatte dann Anfang der Woche die dunklen Stellen im Erdreich ausgemacht, die auf archäologische Spuren hinweisen. Seit Mittwoch sind vier Archäologen der privaten Grabungsfirma "Digit" aus Peiting vor Ort. Eigentlich hatten diese damit gerechnet, ein paar Reste einer alten Bebauung zu finden. Doch dann stießen sie auf die Umrisse von zwei Gräbern. Nachdem die Archäologen das Erdreich vorsichtig entfernt hatten, legten sie zuerst einen gut erhaltenen menschlichen Schädel und dann das komplette Skelett frei.

Besonders bemerkenswert ist der gute Zustand des Gebisses. Die Archäologin Alexandra Keyl vermutet deswegen, dass es sich bei dem Toten um einen jungen Mann gehandelt haben könnte. Im Grab wurden auch ein langes Schwert und der metallene Rest eines Schildes entdeckt. "Der Mann stammt sicher aus der Zeit nach Christi", sagte Keyl in einer ersten Schätzung. Grabungsleiterin Katrin Heigermoser datiert den Fund auf das Frühmittelalter (7. Jahrhundert). Exakte Ergebnisse wie Alter und Geschlecht der Skelette sollen jetzt in der Anthropologie in München geklärt werden. Dorthin werden nämlich die Knochenfunde gebracht. Die Grabbeigaben kommen in das Landesamt für Denkmalpflege. Dort werden sie untersucht und restauriert. "Es wäre schön, wenn die Funde dann wieder nach Gilching kommen und nicht in einem Archiv verstauben", sagte Annette Reindel, Vorsitzende der Gesellschaft für Archäologie und Ortsgeschichte Gilchings. Gemeinsam mit Vereinsmitgliedern und anderen Zaungästen beobachtete sie von der Straße aus die Grabungsarbeiten. "Für uns ist das eine Sensation", sagte Reindel. Die Funde würden zu den Resten des frühmittelalterlichen Dorfs passen, die im Altdorf gefunden wurden. Nicht ganz so glücklich blickte die Eigentümerin des Grundstücks drein. Sie muss die gesamten Kosten der Ausgrabung übernehmen. "Mit so einem Fund habe ich nie gerechnet", erklärte die Allingerin. "Ich muss das Ganze jetzt erst einmal verdauen."

Neben den beiden Gräbern haben die Archäologen auch einen 1,50 Meter breiten Graben und mehrere Gruben entdeckt. "Wir können uns noch nicht erklären, was das früher gewesen sein könnte", sagte Heigermoser. Die Archäologen haben das ganze Areal kartiert alle Funde dokumentiert. Nachdem die Funde geborgen sind, soll der Hausbau weitergehen. Für die Ortshistoriker ist aber noch lange nicht Schluss. "Nächstes Jahr feiert unser Verein zehnjähriges Bestehen. Dann könnten wir die Funde doch ausstellen", hofft Reindel- Als Vision schwebt ihr ein Ortsmuseum vor.

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