Gilching:Astronomen im Jagdfieber

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Andrang in der Kuppel: Die Besucher beobachten, wie das Newton-Teleskop auf den Planeten Saturn eingestellt wird. (Foto: Arlet Ulfers)

Beim Sternschnuppenabend in der Volkshochschule schauen 50 Besucher gebannt in den Himmel

Von Lilly Werny, Gilching

Der Mond ist in dieser Nacht nicht zu sehen, der Himmel ist dunkel und sternenklar. Perfekte Bedingungen, um Sternschnuppen zu beobachten. Die lassen nicht lange auf sich warten. Der jährliche Perseidenstrom erreicht in dieser Nacht sein Maximum. Bis zu 100 Leuchtspuren pro Stunde kann man dann theoretisch sehen. Daher veranstaltet die Astrogilde Gilching jedes Jahr im August einen Beobachtungsabend. Auf dem Dach der Volkshochschule ist auch dieses Jahr viel los. Kinder, Erwachsene und Senioren schauen mit großen Augen in den Himmel, zeigen begeistert nach oben und rufen: "Da war eine".

Unter den etwa 50 Besuchern ist auch die zehnjährige Elina Prager. Sie hat durch einen Kindergeburtstag von der Astrogilde erfahren. Davon war sie so begeistert, dass sie ihre Familie an diesem Abend zum Beobachten der Sternschnuppen mitbrachte.

Die Gilde nutzt den jährlichen Beobachtungsabend auch, um die Bekanntheit in Gilching zu erhöhen. In der Gemeinde liegen dann Informationsblätter aus, es hängen Plakate aus und Zeitungen weisen auf den Abend hin. "Es ist ein schönes Ereignis, die Leute schauen einfach vorbei", sagt Tony Fowles von der Astrogilde . "Den einen oder anderen interessiert es besonders, und er wird Mitglied bei uns." So war es auch bei ihm selbst. Fowles faszinierte der Perseidenstrom vor einigen Jahren so sehr, dass er sich der Gilde anschloss. Auch für die anderen Mitglieder ist die Nacht der Sternschnuppen noch immer etwas besonderes. "Es ist ein Termin, an dem alle wieder zusammenkommen", sagt Otto Bünttner-Jacobs.

Die Sternwarte hat einiges zu bieten, es gibt viel zu entdecken. Die Besucher beobachten an diesem Abend nicht nur Sternschnuppen und Sterne, sondern auch Planeten. Großer Andrang herrscht vor dem Newton-Teleskop unter der Kuppel. Thomas Rose stellt es auf den Saturn ein. Zahlreiche Besucher stehen an, sie möchten sich den Planet genauer ansehen und etwas über die Funktionsweise des Teleskops lernen. An einem anderen Fernrohr wird mit Hilfe von Langzeitaufnahmen Sternennebel aufgenommen. Auch dort stehen Besucher und lassen sich von den Mitgliedern der Gilde über Astronomie aufklären. So auch Elina: "Was glaubt ihr, wie groß eine Sternschnuppe ist? So groß wie ein Auto, ein Bus, ein Haus?", fragt ein Mitglied der Gilde. Elina und die anderen Kinder sind erstaunt, als sie erfahren, dass viele Sternschnuppen nur so groß sind wie ein Reiskorn. Hat Elina sich schon etwas gewünscht? Schließlich verspricht ein Aberglaube, dass man einen Wunsch frei hat, wenn man eine Sternschnuppe sieht. "Das vergesse ich immer", sagt sie. "Bis ich daran denke, ist die Sternschnuppe schon wieder weg."

Fowles wünscht sich immer das Gleiche, wenn er eine Sternschnuppe sieht: "Dass noch eine kommt", sagt er lachend. Auch Helga Kramny aus Gilching wünscht sich etwas. Sie zweifelt zwar daran, ob das wirklich etwas bringt, aber "es ist ganz romantisch", sagt sie. Eine andere Besucherin erzählt, sie sei bereits vor zwei Jahren hier gewesen, und der Abend habe ihr damals sehr gut gefallen. Deshalb sei sie wiedergekommen.

Die Astrogilde Gilching scheint mit ihrem Beobachtungsabend gut anzukommen. Einen Stock tiefer hielt VHS-Geschäftsführer Michael Rappenglück einen Vortrag und zeigte Bilder von Sternen und dem Universum. Die vielen Zuschauer lauschten gespannt und standen hierfür sogar in der Türe, da die Kapazitäten des Raums an ihre Grenzen gerieten. Sie erfuhren zum Beispiel, was Sternschnuppen eigentlich sind, nämlich kleine Partikel wie Sand, Staub oder Gesteinsreste, die mit sehr hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintreten und dann verglühen. Sie scheinen von einem bestimmten Punkt herzukommen, dem Radianten. Im Falle der Perseiden ist das Sternbild Perseus der Radiant. Daher kommt auch ihr Name. Jedes Jahr zwischen dem 17. Juli und dem 24. August kreuzt die Erde die Bahn dieses Meteoridenstroms. Für diejenigen, die den Beobachtungsabend verpasst haben, besteht also Hoffnung: Auch in den kommenden Nächten werden bei guten Bedingungen noch viele Sternschnuppen zu sehen sein..

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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