Gericht:Führerschein wegen Modellauto weg

Lesezeit: 1 min

Das Modellauto landete auf der Gegenfahrbahn. (Foto: Claus Schunk)

Zwei Brüder fahren im Pkw dem Spielzeug hinterher und verursachen fast einen Unfall

Von Armin Greune, Wörthsee

"Das ist der bescheuertste Versuch, sich das Leben zu ruinieren, von dem ich je gehört habe", findet die junge Staatsanwältin. Aber auch für den erfahrenen Jugendrichter Ralf Jehle dürfte der Fall beispiellos sein: Im Juli waren zwei Brüder aus dem Landkreis in einem Wagen auf der Straße zwischen Bachern und Walchstadt unterwegs - und jeder saß am Steuer eines Fahrzeugs. Während der 19-jährige Senior den Pkw lenkte, hielt der Junior auf dem Beifahrersitz eine Fernsteuerung in der Hand, mit der er ein vorausfahrendes Modellauto kontrollieren wollte - laut Anklageschrift bei einem Tempo von 80 Stundenkilometern. Doch nach einem Fahrfehler des Jüngeren ist der Ältere seinen Führerschein los.

Der 15-Jährige hatte seine Fähigkeiten überschätzt: Das elektrisch angetriebene Spielzeug überschlug sich und schleuderte auf die Gegenfahrbahn vor das Auto einer Nachbarin der Brüder. Die Frau konnte gerade noch so stark abbremsen, dass sie zwei Meter vor dem Modellauto zum Stehen kam. Passiert ist also zum Glück nichts, dennoch haben sich die Brüder wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu verantworten.

Obwohl eigentlich der 15-Jährige den Fast-Unfall zu verantworten hat, steht für den großen Bruder viel mehr auf dem Spiel: Sein Führerschein wurde eingezogen und die Anklägerin beantragt, eine neue Fahrerlaubnis frühestens wieder in einem Jahr zu erteilen. Dem 19-Jährigen drohen also insgesamt 18 Monate Führerscheinentzug - danach entscheidet das Landratsamt, ob oder wie er die Fahrererlaubnis überhaupt wieder erhält.

Entsprechend kleinlaut tritt er vor Gericht auf: "Das war blöd von uns, wir hätten uns sofort bei der Frau entschuldigen sollen." So aber machte erst die von ihr verständigte Polizei die Fahrer ausfindig und sie räumten den Tatvorwurf ein. Der 19-Jährige bestreitet aber, dass eine Kollision gedroht hätte: "Das Modellauto hätte locker unten durch gepasst". Und auch die Tempoangabe sei übertrieben: Der Ältere schätzt, das seltsame Gespann sei mit 35 Stundenkilometern unterwegs gewesen.

Dennoch hätten "erhebliche Schäden entstehen können", sagt die Staatsanwältin. Wenn die entgegenkommende Fahrerin das Steuer verrissen hätte, wäre ein schlimmer Unfall zu befürchten zu gewesen. Sie fordert für beide Angeklagten jeweils 24 Stunden soziale Dienste und die Teilnahme an einem Verkehrserziehungskurs. Jehle folgt diesem Antrag, setzt aber die Führerscheinsperre lediglich auf weitere sechs Monate fest.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: