Geothermie:Im Unterbrunner Holz wird gebohrt

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Schon in einem Jahr soll heißes Wasser aus 3000 Metern Tiefe an die Oberfläche sprudeln. Auch mit möglichen Abnehmern wie der Asklepios-Klinik sind die Projektbetreiber bereits im Gespräch

Von Michael Berzl, Gauting

Schon in gut einem Jahr soll am Bohrplatz im Unterbrunner Holz heißes Wasser aus etwa 3000 Metern Tiefe an die Oberfläche sprudeln. Nach Tests und verschiedenen technischen Vorbereitungen sollen dann die ersten Wohnhäuser und Firmengebäude mit Erdwärme beheizt werden. "In der Wintersaison 2020 wollen wir anfangen", kündigte Asto-Park-Chef Bernd Schulte-Middelich am Dienstag im Gautinger Gemeinderat an. Damit ist erstmals ein sehr konkreter Zeitplan für das Geothermie-Projekt im Westen des Landkreises Starnberg bekannt, an dem außer der Asto-Gruppe und der Gemeinde Gauting mehrere Firmen beteiligt sind. Verhandlungen mit möglichen Abnehmern beginnen schon jetzt.

"Wir sind im Gespräch mit der Asklepios-Klinik, ob die sich anschließen will", berichtet Schulte-Middelich als Sprecher des Geothermie-Konsortiums. Für das Krankenhausgelände im Westen von Gauting werde ohnehin eine neue Energieversorgung nötig. Den Gautingern empfahl er außerdem, beim bevorstehenden Ausbau der Ammerseestraße gleich die für eine Erdwärmeversorgung nötigen Rohrleitungen zu verlegen. So könnte später das geplante Wohngebiet hinter dem AOA-Gelände leichter angeschlossen werden. Und auch bei der Planung des Gewerbegebiets Argelsried-Nord sollte nach seinen Vorstellungen die Infrastruktur für die Erdwärme-Versorgung gleich mit berücksichtigt werden.

Damit wird deutlich, dass die Geothermie nicht mehr ein Vorhaben ist, das eventuell irgendwann in ferner Zukunft eine Rolle spielt, sondern dass diese Art der Energieversorgung sich schon bald konkret auf politische Entscheidungen auswirkt. Die extra dafür gegründete Projektentwicklungsgesellschaft macht jedenfalls Tempo, nicht zuletzt, weil seit dem Erwerb der für die Bohrungen nötigen Bergrechte eine Fünf-Jahres-Frist läuft.

Wichtige Voraussetzungen sind jedenfalls geschaffen. Die sogenannte Aufsuchungsgenehmigung vom Bergamt liegt vor. Ein geeigneter Bohrplatz wurde gefunden; die Stelle befindet sich in einem Bereich zwischen dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen und dem künftigen Gautinger Gewerbegebiet in der Nähe der Lindauer Autobahn. Entscheidend ist dabei laut Schulte-Middelich die Lage mit möglichst kurzen Leitungswegen zu den verschiedenen denkbaren Abnehmern.

Für die Bohrungen werde zunächst eine Fläche von etwa einem Hektar benötigt, berichtete der Geologe Ulrich Steiner von der Münchner Firma Erdwerk. Dort müssten unter anderem auch Testbecken angelegt werden, um das Wasser untersuchen zu können, das zu Tage tritt. Wenn die Anlage dann läuft, werde nur noch gut die Hälfte der Fläche benötigt.

Bohren wird die österreichische Firma RAG, die selbst über die dazu nötigen Maschinen verfügt. Das Unternehmen mit Sitz in Wien hat mit der Strabag ein Joint Venture gebildet und firmiert gemeinsam als Silenos Energy. Knapp 50 Tage würden die Bohrungen dauern, kündigte Silenos-Geschäftsführer Oliver Friedlaender in Gauting an, die Kosten für das Projekt bezifferte er auf knapp 20 Millionen Euro. Er erwartet, dass etwa 70 Liter Wasser pro Sekunde gefördert werden; die Anlage liefert nach seinen Kalkulationen eine Leistung von 14 Megawatt. Gut die Hälfte davon könnte in den Ort Gauting fließen, außerdem könnten das neue Gewerbegebiet und Teile von Gilching versorgt werden.

Das Geothermie-Netz werde nach und nach aufgebaut, machte Schulte-Middelich deutlich. Es werde sicherlich Jahre dauern, bis die Kapazitäten voll ausgeschöpft werden. Was ein Anschluss kostet, konnte er jetzt noch nicht sagen. "Einen Preis können wir noch nicht nennen", sagte er. Er ist sich aber sicher: "Unter dem Strich kommt ein Projekt raus, das sich wirtschaftlich rechnet".

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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