Chöre:Die Kraft der Musik

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Die Musica Sacra hatte ihr großes Konzert schon im Frühjahr. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ob Magnificat oder alpenländische Lieder - Adventskonzerte sind immer gut besucht. Die Vorweihnachtszeit ist für die Sänger der Kirchenchöre der beiden Gemeinden mitunter die anstrengendste im ganzen Jahr. Und die schönste

Von Carolin Fries, Gauting/Gilching

Natürlich ist sie stressig, die Vorweihnachtszeit. Das gilt insbesondere für die vielen Chöre im Landkreis, die in den Wochen vor dem Hochfest einen Auftritt nach dem anderen haben oder aber für das eine, große Adventskonzert besonders viele Proben angesetzt haben. "Ich muss sagen, ich war physisch zuletzt ganz schön angeschlagen", sagt Mirjam Siegel, Leiterin des Chors der evangelischen Kantorei Sankt Johannes in Gilching. Und trotzdem hat sie sich in der vergangenen Woche zur Probe geschleppt. "Es war dann toll, wie ich von den anderen mitgerissen wurde", sagt sie. Und das, wo es doch eigentlich ihr Job sei, die anderen mitzureißen.

Diese Kraft, die der bevorstehende Auftritt freisetzt, sei einfach großartig. "Da weiß jeder, worum es geht, und im Zweifel fällt dann die berufliche Weihnachtsfeier aus und nicht die Chorprobe", sagt Siegel. Mit dem "Magnficat" Von Johann Sebastian Bach hat sich der Chor heuer für ein schwieriges Stück entschieden, der Lobgesang auf die Heilige Maria sei zwar verglichen mit Bachs Oratorium recht kurz - doch die Stücke haben es in sich. Siegel hat mit ihren etwa 45 bis 50 Sängerinnen und Sängern zusätzlich alle vier weihnachtlichen Einlagesätze einstudiert, die Stimmung dürfte also dem dritten Adventsonntag gerecht werden. Als Beiwerk singt der Chor noch die Kantate "Ergreifet die Psalter" von Gottfried August Homilius und die Motette "Machet die Tore weit" von Heinrich Schütz.

In der Weihnachtszeit biete die Kirchenmusik soviel Repertoire, "das ist so wunderschön", sagt Siegel. Nachdem im Vorjahr das Oratorium gesungen worden war, hat man sich bereits im Sommer für das Magnificat entschieden. Die Melodien rauschen seither förmlich unablässig durch den Kopf der Chorleiterin. "Die Musik ist einerseits Besinnung, die Proben sind ein Ruhepunkt." Andererseits sei man aktiv und kreativ, erhebe die eigene Stimme. "Ich verlasse die Proben meist singend", sagt Siegel. Freilich seien viele Stimmen in der kalten Jahreszeit angekratzt, der Hals entzündet, der Husten schier unbezwingbar. "Das ist leider auch die Realität", sagt Siegel, die hofft, dass bis Sonntag alle angeschlagenen Sänger kuriert sind.

Johannes Schachtner kennt das auch, den Kampf gegen die krankheitsbedingten Ausfälle einerseits und die vielen Proben und Auftritte andererseits. Und doch sagt der Gautinger, der seit etwa 40 Jahren die Chöre der Gautinger Pfarrei Sankt Benedikt leitet: "Musikalisch ist es die schönste Zeit im ganzen Jahr." Und nicht nur das: "Man erreicht die Menschen." Lob und Anerkennung bekämen die Akteure besonders in der Vorweihnachtszeit für ihre Darbietungen, sagt Schachtner. Er liebt die Vielseitigkeit der Musik, weshalb es nicht jedes Jahr das gleiche Programm gibt. In diesem Jahr etwa singt der Jugendchor in der Christmette alpenländische Lieder, begleitet von einer Band. Der Kinderchor unterstützt zuvor das Krippenspiel musikalisch. Insgesamt vier bis fünf Auftritte haben die Kinder und Jugendlichen in den Wochen vor Weihnachten. Ob denen das nicht zu viel wird? "Die schaffen das schon", sagt Schachtner. Sein Sohn Johannes X. Schachtner gibt ebenfalls ein Adventskonzert in Gauting: Am Samstag, 17. Dezember, um 17 Uhr (Familienkonzert) und 19 Uhr singt der von ihm geleitete Kammerchor des "Collegium Bratananium" gehobene Weihnachtsliteratur im Gautinger Rathaus. "Wir haben ein bisschen in die Geschichte geschaut, was es alles an weihnachtlichen Stücken gibt", sagt der Junior. Zusammengekommen ist ein anspruchsvolles Programm, das aber - so seine Erfahrung - gerade in der Weihnachtszeit stark nachgefragt sei. "Mir scheint, die Menschen brauchen in dieser Zeit besonders viel Musik."

Das mag sein. Der Verein Musica Starnberg tritt heuer dennoch nicht in der Adventszeit auf. Zum einen wegen der ohnehin vielen Konzerte allerorten und des damit einhergehenden Konkurrenzdrucks. Zum anderen, weil im Frühjahr mit Mendelssohns "Elias" bereits ein Kraftakt geleistet wurde. Darum gab es nur ein Herbstkonzert, wie Chormitglied Florian Gehlen sagt. Sollten die Chormitglieder Bedarf an weihnachtlicher Musik haben: Konzerttermine gibt es in den kommenden Tagen noch reichlich.

"Machet die Tore weit", Adventskonzert der Kantorei Sankt Johannes Gilching, Sonntag, 11. Dezember, 18 Uhr, Eintritt zwölf Euro (ermäßigt acht Euro), Karten unter Telefon 08105/82 44; "O du stille Nacht" - Vorweihnachtliche Vigil mit dem Kammerchor des Collegium Bratananium, Samstag, 17. Dezember, 17 Uhr (Familienkonzert, Kinder sind frei) und 19 Uhr im Rathaus Gauting, Karten für zwölf Euro (ermäßigt sieben Euro) gibt es in der Buchhandlung Kirchheim.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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