Gauting:Mühlrad wird restauriert

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Das mehr als 130 Jahre alte Wahrzeichen aus dem Wappen der Gemeinde wird aus der Würm gehoben. Viele Bürger haben Geld gespendet, damit es für die Zukunft erhalten bleibt.

Von Blanche Mamer, Gauting

Plötzlich geht alles ganz schnell. Nicht mal fünf Minuten dauert es, bis der 70 Meter hohe Kranarm das tonnenschwere Mühlrad von seinem Standort in der Würm in Gauting auf die Stahlwände am Ufer aufsetzt. Noch ein kurzes Manövrieren und das Wahrzeichen Gautings liegt punktgenau in der Halterung, ein Meter über dem Boden. In den kommenden Wochen soll es von Experten der Spezialfirma Martin Impler GmbH aus Bad Feilnbach bei Rosenheim restauriert werden.

Es sind spannende Minuten, als das Gautinger Mühlrad hoch über der Würm schwebt. (Foto: Nila Thiel)

Es hat lange gedauert, bis man im Rathaus die richtigen Firmen mit dem notwendigen Knowhow für die Sanierung des Wasserrades am Lederersteg gefunden hatte. Denn diesmal soll das "Mühlradl", wie es die Gautinger liebevoll nennen, ein paar Jahre länger halten als nach der vorangegangenen Sanierung vor 15 Jahren. Darum wird auch die Unterkonstruktion erneuert. Statt der maroden Eichenstützen werden zwölf Stahlrohre fünf Meter tief ins Würm-Flussbett gerammt, sagt Stephan Huber von der Gebrüder Huber Bau GmbH aus Neuried. Darauf wird eine stabile Eichenkonstruktion gesetzt, die das Mühlrad die kommenden 40 Jahre tragen und stabil halten soll. Weil der bisherige Unterwasseraufbau aus Eiche stellenweise gefault war, wurde das Ganze instabil, das Mühlrad senkte sich, die Lager wurden defekt. Das Objekt, das mehr als 130 Jahre alt ist, sei zu anfällig, die Reparaturen zu kostspielig, darum sei ein Neubau zu empfehlen, schlugen die Baufachleute aus dem Rathaus vor. Doch da hatten sie weder den Symbolcharakter des Mühlrades noch das Traditionsdenken der Gautinger bedacht. Das alte Rad, das ursprünglich 1878 die Mühle der Haerlin'schen Papierfabrik am Ende des Schlossparks antrieb, sollte bleiben. Die Bürger waren bereit, dafür zu spenden. Knapp 17 000 Euro sind zusammen gekommen, für die Kommune bleiben mehr als 100 000 Euro.

Das Wahrzeichen der Gemeinde soll nun von Spezialisten repariert und auf einen neuen Unterbau gesetzt werden. Daniel Zimmermann sägt die alte Halterung ab. (Foto: Nila Thiel)

Nun also der Tag X. Schon in der Früh rollt die Firma Huber mit ihrem Bagger mit einem Erdraketenaufsatz an und beginnt, die ersten Rohre mit einem Durchmesser von 32,5 Zentimeter ins Flussbett zu rammen. "Wir hoffen, dass wir nicht auf Findlinge stoßen, sondern auf Kies und Moränenschutt", sagt Huber. Das erste Rohr am südlichen Ende der Plattform steht, ein Baumstamm, der quer im Wasser liegt um die Strömung zu bremsen, wird angehoben und neu positioniert. Auch das zweite Rohr wird unter Gedröhne in den Untergrund gestoßen, als der riesige Kran in der Schlossstraße in Position gebracht wird. Der Arm muss das Wasserrad nicht nur über die Kronen der alten Kastanien hieven, sondern auch eine Distanz von zirka 40 Metern überbrücken. Als die Befestigungsketten über dem Mühlrad schweben, wächst die Spannung bei den Zuschauer der umliegenden Häuser. Ein Nachbar, der auf dem Lederersteg ausharrt, erzählt, dass bis vor einigen Jahren, ein alter Rentner täglich die Lager des Mühlradls einölte und es so vor dem Verfall schützte. Im Rathaus wird davon ausgegangen, dass das Mühlrad zu Ostern wieder installiert wird.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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