Gautinger angeklagt:Spielsüchtiger beklaut Oma

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Schöffengericht verurteilt 21-Jährigen zu Bewährungsstrafe

Von Christian Deussing, Gauting

Wegen seiner Spielsucht hat ein junger Mann aus Gauting seine Eltern, Schwester und Großmutter bestohlen. Einem Taxifahrer hat er 340 Euro entwendet, er hat Handys, Kopfhörer und zehn Navis aus Autos erbeutet. Vom Jugendschöffengericht in Starnberg wurde der 21-Jährige nun zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. In der Verhandlung legte der Angeklagte ein Geständnis ab.

Eine 22-monatigen Freiheitsstrafe droht dem jungen Mann, wenn er gegen Bewährungsauflagen verstößt. Er muss möglichst in einem Altenheim 100 Sozialstunden ableisten und zur Suchtberatung gehen.

Der Angeklagte hatte im vergangenen Jahr begonnen, seine Familie regelrecht auszuplündern. Er stahl Schmuck, Geld und Uhren und löste für seine angeblich kranke Schwester einen Scheck über 1500 Euro ein. Eine Arbeit hatte er damals nicht. Nach den Diebstählen flog er aus dem Elternhaus und wohnte bei seiner Oma in München. Mit deren EC-Karte hob er 22 Mal an Geldautomaten insgesamt 12 500 Euro ab. Der Enkel tippte dabei andere Beträge als ausgemacht an den Automaten ein. Sogar eine Geldkassette seiner Großmutter nahm er mit, um ihn in einer Metallfirma aufzubrechen. Darin befanden sich laut Anklage 16 250 Euro. Der Gesamtschaden belief sich auf fast 45 000 Euro. Der Gautinger muss versuchen, das Geld zurückzubezahlen. "Es tut mir leid, was ich getan habe", sagte der 21-Jährige und versprach, eine Therapie zu beginnen.

Die Anklage warf ihm auch Nötigung vor, weil er einem Freund gedroht hatte, dem er zuvor 150 Euro abgenommen hatte. Mitangeklagt waren zwei Freundinnen, denen aber die Diebstähle nicht nachzuweisen waren. Als Zeuge war auch ein ehemaliger Freund des Angeklagten geladen, der wegen eines anderen Deliktes in Untersuchungshaft sitzt. Der 25-Jährige schwieg jedoch.

Die Staatsanwältin sprach von einen Serientäter, der im "Stundentakt" Geld abgehoben habe. Die Taten hätten nicht nur mit der Spielsucht zu tun, weil er das Geld auch für Hotels und Taxifahrten ausgegeben habe. Die Familie hat ihm offenbar verziehen und will dem 21-Jährigen nun helfen.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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