Gauting:Zwischenrufe gegen Containeranlage

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Eine Bürgerinitiative aus dem Gautinger Westen nutzt den Informationsabend der Gemeinde zum Protest. Kreisbaumeister und Polizeichef versuchen vor 260 Zuhörern die Bedenken zu entkräften

Von Blanche Mamer, Gauting

Einen Vertrag mit der Bürgerinitiative, die sich gegen eine neue Containeranlage für Flüchtlinge am Gautinger Ortsrand wehrt, wird Bürgermeisterin Brigitte Kössinger ganz sicher nicht unterschreiben. Das machte sie bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstag gleich klar. Etwa 260 Zuhörer waren gekommen waren, vor allem Anwohner des Standorts beim Penny-Markt im Westen des Ortes nutzten den Abend, um sich mit ihrer Kritik zu Wort zu melden.

Noch während Kreisbaumeister Christian Kühnel die Gründe des Starnberger Landratsamtes für den Bau der Anlage und für den Umzug von Flüchtlingen aus einem ehemaligen Firmengebäude erläuterte, kam es zu erbosten Zwischenrufen. Vor der Versammlung in der Turnhalle der Grundschule hatten sich mehr als 50 Mitglieder einer Bürgerinitiative im Pausenhof formiert und Protestplakate im Eingangsbereich aufgestellt. Darauf war von "Ghettoisierung" und "Politik gegen die eigenen Bürger" die Rede.

Protestierende Anwohner empfangen die Besucher einer Informationsveranstaltung für eine Containeranlage für Flüchtlinge. (Foto: Nila Thiel)

Wie Krügel erläuterte, musste die Unterkunft im Gebäude der Firma AOA nach einer Entscheidung der bayerischen Staatsregierung aufgelöst werden. So wurden zum Beispiel die Ausgaben für Sicherheitsdienste nicht mehr übernommen. Bei der Containeranlage handle es sich um ein Provisorium ohne festes Fundament, das bis zu zehn Jahre stehen könne. Geplant sei eine Belegung mit maximal 96 Personen. In den Wohnungen mit jeweils sechs Betten, Küche und Bad würden vorwiegend Familien mit Kindern untergebracht. Einige Asylbewerber seien bereits nach Weßling und Seefeld verlegt worden.

Kühnel sagte, das Konfliktpotenzial in der Containeranlage sei kleiner als in der bisherigen Unterkunft mit großer Küche und Gemeinschaftsduschen. Es werde einen Spielplatz geben, einen bepflanzten Hof, einen Container mit Wasch- und Trockenraum, einen Besprechungsraum und ein Büro für eine Sozialarbeiterin. Die Gemeinde habe zudem eine Wohnung für den Helferkreis gemietet, für die Kinder- und Hausaufgabenbetreuung und den Deutschunterricht, sagte Bürgermeisterin Kössinger. Ein Objektverwalter soll sich wochentags um die Anlage und die Bewohner kümmern. Kühnel hofft, dass der bisher sehr rührige Helferkreis sich auch am neuen Standort engagiert.

In der Informationsveranstaltung stellen sich Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (v. l.), Sabine Neumann, Stefan Derpa und Christian Kühnel den Fragen. (Foto: Nila Thiel)

Die Kritiker monierten in der Versammlung, die Genehmigung für die Containeranlage sei in einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" erteilt worden. Eine Anwohnerin sprach von ihrer Angst, abends auf die Straße zu gehen und ihren Kindern das Radfahren zu erlauben. Der Leiter der Gautinger Polizeiinspektion Ernst Wiedemann versuchte, solche die Bedenken zu zerstreuen. "Es hat bis heute keine einzige Anzeige wegen sexueller Übergriffe gegeben. Wer sich belästigt oder bedroht fühlt, soll sich bei uns melden." Wenn die Beamten in eine Unterkunft gerufen wurden, habe es sich immer um Streitigkeiten untereinander gehandelt, sagte er.

Im Publikum gab es aber auch Fürsprecher für einen Umzug. "Die Menschen aus dem AOA-Gebäude freuen sich auf die Container", sagte eine Betreuerin. Eine Nachbarin des Firmengebäudes sagte, bis zu 20 Flüchtlingskinder spielten bei ihr im Garten, die Väter seien behilflich bei Arbeiten rund ums Haus und "absolut friedlich". Claudia von Maltitz vom Helferkeis in der Sammelunterkunft an der Ammerseestraße rief dazu auf, die Flüchtlinge "in unseren Reihen" aufzunehmen und appellierte an die Bürgermeisterin, den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben. Kössinger bot der Bürgerinitiative ein Gespräch gemeinsam mit Helferkreisen und Polizei an.

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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