Unter neuer Leitung:Von der Bar ins Rektorat

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Schulleitung ist für die neue Rektorin Isolde Wengenmayer vor allem eines: Teamarbeit. (Foto: Georgine Treybal)

Isolde Wengenmayer wollte nie Lehrerin werden. Bis Anfang 30 arbeitete sie bei der Post und als Türsteherin. Jetzt ist sie die neue Leiterin der Mittelschule Gauting. Eine Frau, die ihren Traumberuf spät gefunden hat

Von Amelie Plitt, Gauting

"Der Plan ist, ich habe keinen Plan", sagt Isolde Wengenmayer. Sie ist seit 1. August Rektorin an der Paul-Hey-Mittelschule in Gauting und tritt in die Fußstapfen von Udo Wiese, der nach 23 Jahren Schulleitung zu Beginn der Sommerferien in den Ruhestand gegangen ist. Wengenmayer ist überzeugt davon, dass blinder Aktionismus in der jetzigen Situation nicht zielführend sei und Veränderungen im Betrieb nur in Absprache mit den Schülern und dem Kollegium getroffen werden können. Schulleitung ist für die 51-Jährige eine Teamaufgabe: Stete Rücksprache mit den anderen Lehrern ist für sie ein Muss, Einzelaktionen sind tabu.

Wie die Pädagogin erklärt, wolle sie an die gute Führung von Udo Wiese anknüpfen. Gleich bei ihrem offiziellen Start habe sie sich pudelwohl gefühlt: "Strahlender Sonnenschein hat mich empfangen, von der ganzen Schulanlage geht so eine Helligkeit aus, und der erste Kontakt mit dem Kollegium war auch sehr herzlich." Neben der Euphorie macht sich bei der neuen Rektorin auch Respekt vor den bevorstehenden Aufgaben breit. Sie müsse sich noch in vieles einarbeiten, Wiese hinterlasse ein großes Erbe, sagt sie. Besonders schätzt die noch etwas nervös wirkende Rektorin die Zusammenarbeit mit Konrektor Wolfgang Zitzmann: "Durch seine humorvolle und warmherzige Art und seine Erfahrungen mit der Schule unterstützt er mich in allen Belangen."

Auch wenn Wengenmayer noch keine konkreten Projekte formulieren möchte - ihr Herz schlägt für die Musik, die sie schon immer begleitet: Ihr großer Wunsch ist es daher, die musikalische Förderung an der Schule auszubauen. Wengenmayer hat eine Percussion-Ausbildung, sie leitete bereits in der Schule in Karlsfeld, wo sie bis Ende des Schuljahres Konrektorin war, Bandklassen und Rhythmuskurse. Ihr Traum sei es, ein derartiges Projekt auch in den Ganztagsklassen an der Paul-Hey- Mittelschule einführen zu können. "Einen praxisorientierteren Unterricht würde ich mir wünschen", so die 51-Jährige, die in ihrer Freizeit leidenschaftliche Chorsängerin ist und eine Tochter hat. So zeichnen sich nach und nach doch Zielvorstellungen ab, die die Pädagogin zwar nur vorsichtig anspricht, hinter denen sie aber dennoch mit Überzeugung steht: "Musik macht schlau, beim Musizieren werden die linke und rechte Gehirnhälfte vernetzt", sagt Wengenmayer und schmunzelt. Das Selbstbewusstsein und die Konzentration der Kinder würde dadurch gefördert, das spüre man extrem bei Schülern mit Aufmerksamkeitsdefizit, die sich in solchen Momenten auf die Musik fokussieren könnten, so die Schulleiterin.

Mit dem Gedanken, Rektorin zu werden, habe sie schon länger gespielt, erklärt Wengenmayer. "Im Endeffekt war es aber ein Schubs von meiner damaligen Chefin in Karlsfeld, weil ich eigentlich kein Karrieremensch bin, zudem passte einfach der Zeitpunkt, da meine Tochter jetzt aus dem Haus ist", sagt sie und lacht. An der neuen Schule schätzt sie die mittlere Größe und das ausdifferenzierte Angebot mit der offenen Ganztagsschule, den gebundenen Ganztagsklassen, dem Mittleren-Reife-Zug und den Übergangsklassen für Flüchtlingskinder. Schule ein Stück weit gestalten, Projekte ausprobieren und Ideen einbringen können, darin sieht die Pädagogin einen besonderen Reiz ihrer neuen Tätigkeit.

Kurios an Wengenmayers Werdegang ist eines: Sie wollte eigentlich nie Lehrerin werden. Bis Anfang 30 arbeitete sie bei der Post, als Metzgerin, Türsteherin, Barfrau und Putzhilfe, bis ihr Mann sagte: "Du wärst was für die Hauptschule." Eine Spätberufene, die überzeugt ist, dass ihr die jahrelangen Erfahrungen in verschiedensten Branchen heute helfen, die familiären Situationen vieler Schüler besser zu verstehen. Retrospektiv ist sie sicher, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben: "Es ist mein Traumberuf und macht mir bis heute Spaß."

Bis zum Schulbeginn gibt es viel zu tun: Die Umzugskisten sind noch nicht in dem derzeit etwas spärlich eingerichteten Rektorat eingetroffen. Nur die nötigsten Dinge habe sie bereits hier, erklärt Wengenmayer. Auf dem Schreibtisch ihres Büros liegt schon ein Familienfoto und ein Andreaskreuz, zwei Dinge, die der 51-Jährigen besonders wichtig sind. Jetzt müssen viele verwaltungstechnische Dinge erledigt werden, so Wengenmayer. Im September geht's dann richtig los: Am 5. September wird ein Einstand mit dem Kollegium gefeiert, und zum Schulbeginn am 13. September stattet die Rektorin ihren Schülern einen Besuch in den Klassen ab. "Was dann passiert, werden die Ereignisse unterm Jahr zeigen, ich bin auf jeden Fall voller Zuversicht, Gottvertrauen und blicke mit Vorfreude auf die neue Herausforderung", sagt die neue Rektorin.

© SZ vom 10.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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