Kampf um Mittagsruhe:Und ewig bläst der Laubsauger

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Laubsauger sind zwar mit Geräusch verbunden, aber Gauting könnte nun trotzdem Gartenarbeiten den ganzen Samstag über erlauben. (Foto: dpa)

Die jungen Gautinger CSU-Gemeinderäte wollen die bisher verordnete samstägliche Mittagsruhe bei Gartenarbeiten aufheben

Von Blanche Mamer, Gauting

Es ist Samstagmittag, die Einkäufe sind erledigt, der Rasen ist gemäht, die Sträucher sind geschnitten: Der Vater ist wohlig müde und hungrig - die Familie setzt sich zum Mittagessen auf die Terrasse. Da startet der Nachbar seinen Laubsauger und erfüllt die Umgebung mit einem Geräusch, das weit über 100 Dezibel liegt. Zu laut, denn nach dem Umweltbundesamt kann das menschliche Gehör bei Geräuschen oberhalb von 85 Dezibel Schaden nehmen. Auch der aufgewirbelte Feinstaub des Gebläses kann für manche Menschen zum Problem werden.

Bisher konnte sich die Bürger auf die geltende Lärmschutzverordnung berufen, die eine Ruhezeit von 12.30 bis 14.30 Uhr gewährleistete. Doch damit könnte es bald vorbei sein, sollte sich die junge Riege der CSU in der kommenden Gemeinderatssitzung durchsetzen. Dann dürfte nämlich an den Samstagen in den Gärten durchgearbeitet werden, Rasenmäher, Motorsägen oder Laubbläser könnten aus vollem Rohr brummen und rauschen. Gegen den Willen von Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) haben die jungen Christsozialen das im Hauptausschuss durchgesetzt und als Empfehlung für den Gemeinderat beschlossen.

"Eigentlich geht es nur darum, die bestehende Satzung vom 27. Juni 2008 an die neue Rechtsprechung anzupassen und auch Gartenarbeiten, die von Hausmeistern oder Gärtnern im Auftrag ausgeführt werden, in die Ruhezeitregelung aufzunehmen", erklärte Kössinger. Eigentlich. Und so sah die Vorlage der Verwaltung vor, ruhestörende Haus- und Gartenarbeiten an Werktagen von 8 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 19 Uhr zu erlauben. Ebenso an Samstagen, dann sollte aber schon um 18 Uhr Schluss sein. So weit, so gut, doch dann eröffnete Lennart Hofstätter (CSU) die Runde der Kritiker: Zwei Stunden Mittagspause seien zu lang. Maximilian Platzer präzisierte, gewerbliche Hausmeister oder Gärtner könnten die Arbeit nicht so lange ruhen lassen. Also eine halbe Stunde weniger unter der Woche. Doch am Samstag? Die Grüngutannahme im Kraillinger KiM schließe doch bereits um 15 Uhr, monierte Stephan Ebner. Die Pause solle von 14 bis 15 Uhr gelten. Doch dann, kurz vor der Abstimmung, kam Michael Vilgertshofer mit dem Vorschlag, die Mittagsruhe ganz zu streichen. Was bei Jürgen Schade und Anne Franke (Grüne), Petra Neugebauer (SPD) und Kirsten Platzer (parteilos) großes Erstaunen auslöste. "Wir müssen aufpassen, welche Signale wir setzen. Alle klagen gegen Lärm, und wir haben viele Senioren in Gauting, die den Mittagsschlaf brauchen", sagte Schade. Doch die Pro-Laubbläser-Fraktion obsiegte mit sieben zu sechs Stimmen. Man darf gespannt sein auf das Votum des Plenums. Übrigens: Der Starnberger Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger hatte den Gebrauch von Laubsaugern auf städtischen Grünflächen untersagt. Das gilt immer noch.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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