Gauting:Umstrittenes Parkdeck

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Eine Modellansicht der geplanten Bebauung des ehemaligen Grundschul-Areals am Gautinger Bahnhof. (Foto: Arlet Ulfers)

Am Bahnhof sollen 240 Stellplätze entstehen

Von Michael Berzl, Gauting

Das geplante Parkdeck beim Gautinger Bahnhof ist umstritten. Den Grünen und der SPD ist der Bau mit geschätzten Kosten von mehr als drei Millionen Euro zu teuer, aber Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) und die Mehrheit im Gemeinderat halten an dem Projekt fest. Einen aktualisierten Entwurf hat der Verkehrsausschuss mehrheitlich gebilligt. Bis Anfang kommenden Jahres sollten die Pläne fertig sein, denn dann soll der Bau eines Gebäudekomplexes mit Läden und Wohnungen an der Bahnhofstraße beginnen. Dieser Neubau und ein Teil des Parkdecks grenzen direkt aneinander, eine gemeinsame Tiefgaragenzufahrt ist nur einer von mehreren Berührungspunkten. Daher betont Kössinger: "Das muss auf jeden Fall gemeinsam gebaut werden".

Im aktuellen Entwurf befindet sich das Untergeschoss des Parkdecks näher am Bahnhof als in früheren Varianten und damit komplett unter dem Bereich, wo ein neuer Busbahnhof entstehen soll. So wäre auch ein direkter Zugang zu der Fußgängerunterführung möglich, die zum Bahnsteig führt. Diplom-Ingenieur Helmuth Ammerl habe den Auftrag zu untersuchen, ob ein Bau in zwei Abschnitten möglich ist, kündigte Kössinger bei einem Pressegespräch der CSU in Stockdorf an. Zugleich soll ein Plangutachten zeigen, ob das Parkdeck überbaut werden kann, so dass dort beispielsweise Wohnungen oder Büros entstehen. Auf diese Weise könnte die Gemeinde Einnahmen aus Immobilienverkäufen erzielen. Zugleich ist Ammerl von dem Erlanger Immobilienunternehmen Sontowski, das das Wohn- und Geschäftshaus errichtet, mit Verkehrsuntersuchungen beauftragt - ein weiterer Berührungspunkt.

Die Planungen in dem großen Bereich zwischen Bahngleisen und Ammerseestraße sind daher eng aufeinander abgestimmt. Alle zwei Wochen treffen sich Rathaus-Mitarbeiter und Sontowski-Mitarbeiter zum jour fixe.

In dem Parkdeck sollen insgesamt 240 Stellplätze geschaffen werden, 150 in der unteren Etage, oben weitere 90. Eine Zufahrt entsteht in der Nähe des Kriegerdenkmals von der Ammerseestraße aus. Ein- und Ausfahrt wird mit einer Ampel geregelt; die abschüssige Fahrbahn taucht nach einer kurzen Strecke in einen Tunnel ab und führt sowohl zum Parkhaus als auch in die Tiefgarage, die zu dem neuen Gebäudekomplex an der Bahnhofstraße gehört. Darin sind 73 Stellplätze für Autos vorgesehen.

Bisher wird im Parkhaus nur der vorgegebene Platzbedarf der S-Bahn-Nutzer gedeckt. Zusätzlich müssen aber noch Stellplätze für die Besucher des Breitwand-Kinos untergebracht werden. Laut Ammerl ist die Größe und damit die Kapazität variabel. In Richtung Ammersee-Unterführung könne das zweistöckige Parkhaus beliebig erweitert werden. Dort gibt es wie bisher eine zweite Zufahrt.

Mit 9:4-Mehrheit hat der Verkehrsausschuss den aktualisierten Entwurf gebilligt, der dem Büro Obermeyer nun als Grundlage für die weiteren Planungen dient. Grünen-Fraktionssprecherin Anne Franke hat das Projekt erneut wegen der Kosten kritisiert. Dagegen votierten auch Stephanie Pahl (SPD), Heinrich Moser (Grüne) und Christiane Lüst (parteifrei).

Unterdessen konkretisiert die Firma Sontowski ihre Vorstellungen für den Neubau auf dem Areal nebenan. Im Erdgeschoss entstehen ein 1200 Quadratmeter großer Edeka-Laden und ein dm-Drogeriemarkt, darüber 52 Wohnungen mit ein bis vier Zimmern. Bis Freitag waren Pläne und ein Modell im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung im Rathaus ausgestellt. Es kamen 17 Zuschriften, berichtete Bürgermeisterin Kössinger, allerdings stammten allein acht davon von einem Kritiker des Vorhabens. Die SPD hat die Vergabe an Sontowski zwar mitgetragen, kritisiert nun aber in einem Inserat in einem Anzeigenblatt, das Grundschulareal werde "massiv, hoch und gesichtslos, insgesamt zu großstädtisch bebaut". Ein Stockwerk weniger wäre besser, meint die Fraktionssprecherin Petra Neugebauer.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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