Gauting:Schikane im Netz

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Jugendliche und Eltern diskutieren über Cybermobbing und Florian Gaags Film "Lenalove"

Von Blanche Mamer, Gauting

Sie ist sehr hübsch, sie ist künstlerisch begabt, eine gute Schülerin, ihre Mutter liebt sie, doch die 16-jährige Lena (Emilia Schüle) ist unsicher, schüchtern, zweifelt, fühlt sich ungeliebt und ausgegrenzt. Da ihre ehemals beste Freundin Nicole (Kyra Sophia Kahre) ihr die kalte Schulter zeigt, weil sie sich nun mit Stella (Sina Tkotsch) verbandelt, ist Lena total verloren. Als der ebenfalls zurückhaltende Tim (Jannik Schümann) neu auf die Schule kommt, glaubt Lena, einen Seelenverwandten gefunden zu haben, und verliebt sich.

Nicole hat ebenfalls Interesse an dem gut aussehenden geheimnisvollen Jungen und trickst ihre frühere Freundin aus. Unter dem Usernamen Lenalove flüchtet sich Lena in die sozialen Netzwerke und findet in Noah jemanden, der willens scheint, mit ihr zu kommunizieren. Doch Noah ist ein Fake-Account, den ihre Mitschülerinnen steuern und so ein gefährliches Cybermobbing auslösen, das zu einer realen Bedrohung wächst und sogar richtig gefährlich wird. "Lenalove" von Regisseur Florian Gaag ist ein kunstvoll verwobener Film, der alle Element der Jetzt-Zeit spiegelt, von Wohlstandsverwahrlosung, Ehedramen, Drogen, Eifersucht, Neid und verratener Freundschaft bis hin zu Gewalt in und durch die sozialen Netzwerke.

"Mir war das Ausmaß von Cybermobbing bis jetzt gar nicht bewusst", sagt ein Vater bei der Diskussion nach der Vorstellung in Gauting am Dienstag. Zudem findet er es erschreckend, wie sich das Mobbing im Netz steigert und in reale Kriminalität übergeht, bis zur Gefahr fürs Leben. Auf dem Kinder- und Jugendfilmfest diskutierten Jugendliche und Eltern mit Agnes Becker vom Kinderschutzbund München und Astrid Reschberger vom Gewaltpräventionsteam. Gefährlich beim Cybermobbing sei, dass das Ausgrenzen eines Einzelnen nicht innerhalb der Gruppe oder Schulklasse bleibe, sondern dass sehr viele Menschen Zugriff hätten, sagt Becker. Dadurch werde das Gefühl der Unsicherheit und der Vertrauensverlust noch größer. "Das geht 24 Stunden, sieben Tage durch, die Kommentare bleiben lange im Netz." Auch wenn man nicht wisse, wer sich hinter einem Usernamen versteckt, sei erwiesen, dass der Urheber immer jemand aus dem Nahraum ist", sagt Reschberger. Wichtig sei, dass die Kinder Vertrauen zu mindestens einem Erwachsenen hätten und vom Mobbing berichteten. Die Gefahr einer gefälschten Identität könne dem Kind nicht früh genug bewusst gemacht werden.

Lenalove läuft in Gauting, Donnerstag, 13 Uhr und Samstag, 16 Uhr, dann mit Regisseur Florian Gaag.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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