Gauting:Raute mit Wappen

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Rosemarie Zacher entwirft Stele für Bayerns Vertretung in Berlin

Von Katja Sebald, Gauting

Als in der Bayerischen Vertretung in Berlin die feierliche Enthüllung einer Wappenstele für die 25 kreisfreien Städte in Bayern stattfand, da trat gleich nach dem Staatsminister Marcel Huber und dem Städtetagspräsidenten Ulrich Maly die Gautinger Künstlerin Rosemarie Zacher ans Rednerpult, denn sie zeichnet für den Entwurf der Stele verantwortlich.

Von der ersten Idee bis zur Eröffnung sind mehr als eineinhalb Jahre vergangen: Der Städtetag hatte sich im Frühjahr 2015 direkt an Zacher gewandt und sie mit der künstlerischen Gestaltung einer symbolischen Darstellung der kreisfreien Städte beauftragt. Die Zusammenarbeit hatte sich in der Vergangenheit bereits mit mehreren Illustrationsaufträgen bewährt. Auch "diese klar umrissene Aufgabenstellung klang nach einem reizvollen Projekt", erinnert sich Zacher, der "künstlerischen Knobelaufgabe nach der Devise ,Form follows function'", habe sie sich mit großer Begeisterung gestellt.

Weil aber die verfügbaren Wände im Gebäude der Bayerischen Vertretung bereits von Wappendarstellungen der 71 bayerischen Landkreise eingenommen werden, erwies sich die Aufgabenstellung schwieriger als angenommen. Erste Entwürfe reichten vom textilen Mobile bis zu einem mit Wappen variabel bestückbaren Lindenbaum. In der zweiten Phase entstand schließlich in Kooperation mit den Designern Peter Waller und Andreas Linke, beide ebenfalls aus Gauting, eine 2,25 Meter hohe Stele, die nach oben mit einer Raute als Symbol für den Freistaat abschließt und die nun in der Eingangshalle der Bayerischen Vertretung aufgestellt wurde. Die 25 Städtewappen wurden in alphabetischer Reihenfolge als Lentikulardruck aufgebracht. Sie zeigen - je nach Betrachtungswinkel - abwechselnd den jeweiligen Stadtnamen und Stadtwappen. Auch das Gestalter-Trio hatte einige Umwege genommen: Die Bandbreite der Entwürfe umfasste nun eine Litfaßsäule ebenso wie ein interaktives Terminal, bevor man sich für diese aufs Wesentliche reduzierte Stelenform entschied. Am Ende sei es wie immer, sagt Zacher: "Wenn ein Kunstwerk im öffentlichen Raum funktioniert, dann hat man das Gefühl, dass es keiner besonderen Gestaltung bedurfte." Jetzt füge sich die Stele so gut in die Raumsituation ein, dass der Eindruck entstehe, sie könne nur so und nicht anders aussehen.

Die 1966 geborene Rosemarie Zacher war 1989, damals noch im Studium, die erste Starnberger Stadtmalerin. Heute ist die Kunstpädagogin und Kunsthistorikerin vor allem eine gefragte Illustratorin, aber auch eine feste Größe im Kulturgeschehen ihres Wohnorts Gauting, wo unter anderem die "Schule der Fantasie" leitet. Sie wurde 1997 mit dem Gautinger Günther-Klinge-Preis ausgezeichnet und 2012 mit dem Pasinger Kunstpreis. Für den Bayerischen Städtetag illustrierte sie unter anderem 2005 die Festschrift zum Ausscheiden des ehemaligen Vorsitzenden Josef Deimer. Ihre liebevoll-karikaturistischen Zeichnungen entstehen auch für die Bayerische Staatszeitung und für zahlreiche Buchprojekte.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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