Gauting:Platz für Flüchtlinge

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In das verlassene Gebäude der Firma Apparatebau Gauting sollen für zwei Jahre Flüchtlinge einziehen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma AOA-Apparatebau sollen im November Asylbewerber einziehen

Von Christian Deussing, Gauting

Seit dem Umzug der Firma AOA-Apparatebau an den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen steht das dreistöckige Verwaltungsgebäude auf dem etwa 11 500 Quadratmeter großen Gelände in Gauting leer. Das wird aber vermutlich nicht so bleiben. Denn nach den Plänen des Starnberger Landratsamtes sollen nach Umbauten in das Gebäude an der Ammerseestraße bereits im November die ersten Asylbewerber einziehen. Bis zu 130 Flüchtlinge könnten dort untergebracht werden, wobei diese Sammelunterkunft auf zwei Jahre befristet sein soll. Der Bauausschuss der Gemeinde hat diesem Vorhaben zugestimmt. Allerdings muss der Eigentümer des AOA-Areals - der Rüstungs-und Technologiekonzern Diehl in Nürnberg - bei diesem Asylprojekt als potenzieller Vermieter noch definitiv zusagen.

Es liefen darüber mit dem Eigentümer Gespräche, sagt dazu eine Sprecherin des Landratsamtes. Eine konkretere Aussage war nicht zu erhalten. Ähnlich vorsichtig verhält sich der Grundeigentümer, die zum Diehl-Konzern gehörende "Aerosystems Holding GmbH". Die Firma ließ auf Anfrage nur verlauten, dass das ehemalige AOA-Gelände "nicht mehr für das Tagesgeschäft genutzt" werde. Ein Unternehmenssprecher teilte lediglich mit, "zu möglichen weiteren Verwendungen oder gar Umwidmungen" leider grundsätzlich keine Angaben machen zu können.

Seit Längerem schon versuchen die Gemeinde und die Diehl-Gruppe einen Konsens über die spätere Nutzung des weitläufigen Areals zu finden. "Wir sind positiv im Gespräch", sagt Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU). Sie betont nun, dass mit der befristeten Sammelunterkunft für Flüchtlinge juristisch keineswegs eine "Nutzungsänderung ableitbar" sei. Die Rathauschefin spielt damit an, dass nach bisherigen Anzeichen der Eigentümer das Gelände offenbar über eine Wohnbebauung vermarkten will. Das wäre sicher lukrativer, als die Fläche gewerblich zu verwenden.

Die Gemeinde strebt einen neuen Bebauungsplan an, um endlich Klarheit darüber zu gewinnen, was mit dem nicht mehr genutzten Gewerbegelände geschieht. Im alten Regelwerk ist noch eine neun Meter hohe Parkhauswand vorgesehen, die quasi als Lärmschutzwand die geplanten Mehrfamilien- und Reihenhäuser in dem Wohnviertel vom Firmengelände abschotten soll. Eine "kleine Berliner Mauer" sei aber nicht wünschenswert, meint Kössinger. Aus ihrer Sicht wäre ein Mischgebiet mit preiswertem Wohnraum und "nicht störendem Gewerbe" ein sinnvolles Konzept für die Zukunft. Zudem würde dann auch die hohe Parkhaus- oder Lärmschutzwand nicht mehr nötig sein, erläutert die Bürgermeisterin.

Kein Thema sind derzeit für die Gemeinde und Kreisbehörde die dauerhaft leer stehenden Gebäudetrakte der Asklepios-Fachklinik in Gauting, um dort eventuell Asylbewerber unterzubringen. Dem Vernehmen nach sollen die sanierungsbedürftigen Häuser wohl später als medizinische Forschungseinrichtungen dienen. Eine Stellungnahme zu den Plänen war von der Asklepios-Geschäftsführung bislang nicht zu erhalten.

Fest steht, dass Mitte September die Renovierung des einstigen Forstamtes in Stockdorf abgeschlossen ist. Dann könnten dort bis zu 40 Asylsuchende in Wohngemeinschaften leben, teilt das Landratsamt mit. In dem Gautinger Ortsteil bildet sich zur Zeit ein Asyl-Helferkreis, der eine "aufgeschlossene Stimmung schaffen und ein vertrauensvolles Miteinander erreichen" will. Die Initiatorin Jutta Jecht hat deshalb an Nachbarn der Unterkunft und weiteren Stockdorfern schon Infoblätter verteilt, um auch "mögliche Ängste abzubauen", wie sie sagt.

© SZ vom 31.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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