Gauting:Nagen, nagen, nagen

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Beißt im Landkreis immer öfter zu: der streng geschützte Biber. (Foto: dpa)

Biber hinterlassen Spuren am Lüßbach, am Ammersee und besonders an der Würm. Hier heißt es Bäume schützen

Von Michael Berzl, Gauting

Auch im Winter hat der Biber Hunger. Das ist nicht zu übersehen, denn der Nager hinterlässt deutliche Spuren in der Umgebung seiner Reviere. Ob am Lüßbach in Berg, am Ammersee oder an der Würm: Überall sind an Bäumen abgenagte Stellen zu finden. "Das ist eine jahreszeitlich bedingte Nahrungsumstellung", erklärt der Fachmann Franz Wimmer, der beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Inning arbeitet. Da derzeit keine Gräser, Schilf oder Feldfrüchte zu bekommen sind, fieselt sich der Biber Rinde von den Bäumen. Da er gerne auch an die zarteren Stellen weiter oben kommt, mit seinen bis zu 20 Kilogramm aber nicht gut klettern kann, nagt er auch mal einen Stamm um. Und damit macht sich das Tier gelegentlich unbeliebt.

Zuletzt an der Würm. Da habe ein Biber in der vergangenen Woche einer besonders schönen Eiche so sehr zugesetzt, dass sie nicht mehr zu retten sei, berichtet das Landratsamt. Der Baum sei nun so stark geschädigt, dass er gefällt werden müsse. Das kommt schon einmal vor, aber in diesem Fall kam noch ein besonderes Risiko dazu, wie der für den Bereich zuständige Biberberater Horst Prießnitz berichtet. Der etwa 25 Meter hohe Baum mit einem Durchmesser von 65 Zentimetern stand nämlich am Rand des Pausenhofs der Stockdorfer Grundschule. Da sich die genagte Kerbe zum Wasser hin befand, seien Schüler zwar nicht gefährdet gewesen, es habe aber ein Risiko auf den Grundstücken gegenüber bestanden.

Das war für die Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Anlass, sich um den Schutz größerer Bäume an der Würm zu kümmern. Gerade die alten Erlen zwischen Gauting und Stockdorf seien "von einzigartiger Seltenheit und Schönheit", teilt die Behörde mit. Mitarbeiter des Bauhofs haben größeren Bäumen sogenannte Drahthosen verpasst. Dabei werden Estrichgitter um den Stamm herum befestigt; sie sind einen Meter hoch und stabiler als Hasenzäune. Bäume damit zu schützen, ist nach einer Empfehlung des Landratsamtes "effektiv und vergleichsweise kostengünstig".

Diese Gitter sind schon an vielen Stellen im Fünfseenland und im Würmtal zu entdecken, wo sich der Biber heimisch fühlt. Am Ufer in Planegg und Gräfelfing beispielsweise oder in der Nähe einer Brücke über den Fischbach nahe der Mündung in den Ammersee. Die Fachleute im Landratsamt gehen davon aus, dass es im Landkreis Starnberg mindestens 20 Reviere gibt. Wie viele Tiere es sind, lasse sich schlecht schätzen, erklärt Biberberater Wimmer. Manchmal lebten dort einzelne Tiere, manchmal Familien. Eindringlinge würden vehement bekämpft; durch dieses Verhalten sei die Zahl begrenzt.

Das könnte diejenigen beruhigen, die sich angesichts der Bissspuren an vielen Bäumen schon Sorgen machen. Zudem wird das Gebaren der Biber mit ihren auffälligen Essgewohnheiten genau beobachtet. Sieben Biberberater teilen sich den Landkreis Starnberg, sie beobachten, was die Nager so treiben und stehen auch als Ansprechpartner in Konfliktfällen zur Verfügung. Ihre Telefonnummern sind auf der Homepage des Landratsamtes zu finden, das den Bibern ein eigenes Kapitel widmet (www.lk-starnberg.de/biber).

Die Berater aus dem ganzen Landkreis haben am Dienstag eine Exkursion zum Lüßbach unternommen. Dort habe ein Biber einen Damm errichtet, damit der Eingang zu seinem Bau immer unter Wasser bleibt, erzählte Prießnitz ganz begeistert von der Baukunst des Tieres. Das Problem war aber: Angrenzende Felder seien gleich mit überflutet worden. Nun hat man Drainagen durch den Damm verlegt. "Ein klassischer Kompromiss", jubelte Prießnitz am Telefon. Das Bauwerk bleibt verschont, und die Wiese auch.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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