Gauting:Kinobetreiber kommt ins Plaudern

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Das Interesse im Gautinger Bosco ist groß an den Plänen von Kinobetreiber Matthias Helwig. (Foto: Thiel)

Matthias Helwig erzählt rund 180 Gautingern, wie er zum Filmvorführer wurde und was er im Würmtal vorhat

Von Blanche Mamer, Gauting

Der Starnberger Kinobetreiber Matthias Helwig freut sich sichtlich über das große Interesse: Trotz des sonnigen Herbstwetters sind am Sonntag rund 180 Gautinger zu seinem Auftritt bei Sabine Zaplin ins Bosco gekommen. Vielleicht rechnet er sich insgeheim aus, wenn nur die Hälfte der Zuhörer später regelmäßig in sein Gautinger Kino kommen, braucht er sich gar keine Sorgen mehr zu machen. Helwig, der bereits über mehrere Kinosäle in Starnberg, Seefeld und Herrsching hat, plant bekanntlich ein großes Kino am Gautinger Bahnhof, in dem vier Säle und eine Lounge Platz haben sollen. Die Bauarbeiten, die vor kurzem begonnen haben, lassen schon die Umrisse der beiden Säle und den Liftschacht erkennen.

Helwig gerät schnell ins Plaudern: Er erzählt von seinem ersten Kinoerlebnis - "Das Dschungelbuch", das er mit seinem Vater anschaute. Er erzählt von seiner Begeisterung über die alten Filme, sprich die Klassiker, die man in den 1970er Jahren noch im Kino sehen konnte und berichtet, wie er vom Filmfan zur Filmhochschule kam und dann zum Kinobetreiber wurde, wie er sich nach dem Abi auf Vorschlag seiner Schwester bei der FFH in München bewarb und als "19-Jähriger mit Flausen im Kopf" auf die Frage, was er denn machen wolle, Regisseur und Schriftsteller antwortete. Noch immer schwingt leichte Verwunderung mit, dass er als einer von 15 aus 400 ausgewählt wurde.

Wobei das die Zuhörer gar nicht weiter verwundert, schließlich ist er eloquent und selbstbewusst und trotzdem charmant, so dass man ihm die Zweifel fast nicht glaubt. Jedenfalls, als er seinen Abschlussfilm im Gilchinger Kino zeigen wollte, nannte ihm der Kinochef einen unbezahlbar hohen Preis, den der 26-Jährige, Vater von zwei kleinen Kinder, nicht zahlen konnte. Und lieber nach einem Job fragte. Kurz darauf wurde er Filmvorführer und wenig später übernahm er das Kino. Sein Konzept: Gutes Programmkino wie im Cinéma oder im Atelier in München. Dafür braucht er mehrere Säle, denn die Verleihfirmen setzen die Bedingungen. So muss ein Film jeden Tag durch alle Vorstellungen gezeigt werden, erklärt Helwig. Sein größtes Problem aber ist, dass nur ein Bruchteil der guten Filme überhaupt in den Verleih kommt. "Ich will eine gute Mischung. Klar, muss ich Blockbuster zeigen, doch ich will auch Alternativen bieten. Außenseiter oder wichtige Filme, die auf Festivals laufen, oder Filme im Original - dafür brauche ich kleinere Säle."

Von Gauting erwartet er sich eine ganze Menge. Im Würmtal gebe es Schulen, viele Bildungsbürger und eine sehr rege Kulturszene. Und Familien schätzen das gemeinsame Kinoerlebnis. "Die Leute bleiben gern am Ort. Sie wollen abends nicht mehr weit fahren", hat der Starnberger erkannt. Aber ob das Gautinger Kino schon zum Fünfseen-Filmfestival 2016 fertig und einbezogen wird, dazu will er sich lieber nicht äußern. Ein Festival ist ein enormer Aufwand, sagt er. Im März wisse er mehr. Der Kinobetreiber will auch ein kleines Café eröffnen und fürchtet das Knattern der Baumaschinen und so quälen ihn Fragen zum Baufortschritt. Helwig bestreitet den Talk fast allein. Die Fangemeinde ist begeistert.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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