Gauting:In Gedenken an die Toten

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Gläserne Tafeln informieren über den jüdischen Friedhof in Gauting

Von Blanche Mamer, Gauting

Damit die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Gauting nicht vergessen wird, sind nun zwei Informationstafeln aufgestellt worden. Sie werden an diesem Freitag um 16 Uhr in einer kleinen Gedenkstunde offiziell eingeweiht. Errichtet und finanziert wurden die beiden gläsernen Tafeln im Wert von rund 7000 Euro von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und dem Rotary Club Gauting, der die Aktion auch initiiert hatte. Auch die Gemeinde Gauting hat das Vorhaben unterstützt, das Gemeindearchiv hat einen Großteil der Informationen beigesteuert.

Die etwa 1,80 Meter hohen gläsernen Tafeln sind wetter-und beschädigungssicher, betont Ulrich Fritz von der Stiftung, die sich seit 2013 um den Friedhof an der Planegger Straße kümmert. Bis dahin war die Bayerische Schlösser- und Seen-Verwaltung zuständig. Auf dem Friedhof sind etwa 170 Tote jüdischen Glaubens aus ganz Europa bestattet. Sie starben an den Folgen des Holocaust, nach dem Todesmarsch und im Lungensanatorium für Displaced Persons, das 1945 auf dem Gelände des früheren Luftwaffenlazaretts am westlichen Gautinger Ortsrand eingerichtet worden war. Der Friedhof ist eng mit dem Sanatorium verbunden, wo zeitweise mehr als 1200 schwerkranke Patienten versorgt wurden und bis zum Frühjahr 1952 insgesamt 496 Menschen starben.

Das Jüdische Patientenkollektiv hatte angeregt, eine eigene Begräbnisstätte für die jüdischen Toten einzurichten. Schon im Oktober 1947 wurde eine Fläche im Süden des Waldfriedhofs geweiht. Zentrales Element ist ein Obelisk, dessen Inschrift in hebräischer Sprache an die sechs Millionen ermordeten Juden erinnert. Auf einer der Infotafeln steht die Übersetzung der Inschrift. Ein Teil lautet: "Die Übeltäter sollen ihre gerechte Strafe bekommen . . ." - eine freundliche Bezeichnung für die NS-Schergen. Das Tor zum jüdischen Friedhof bleibt jedoch vorerst geschlossen. Man erreicht die Gräberreihen über eine Öffnung in der Hecke am südlichen Ende des Waldfriedhofs.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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