Gauting:Heimfinden

Lesezeit: 2 min

Literaturwettbewerb des Theaterforums

Von Katharina Schöbi, Gauting

"Ohne Heimat sein heißt Leiden", fand der russische Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Doch was bedeutet der Begriff "Heimat" eigentlich? Ist es der Ort, an dem wir geboren wurden? Die Stadt, in der wir geliebte Menschen finden? Hat er mit Geografie überhaupt etwas zu tun?

Wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen, in der Krieg, Verfolgung oder Aussichtslosigkeit herrschen, und sich auf die Suche nach einem neuen Ort der Geborgenheit begeben, zeigt sich, wie unterschiedlich konnotiert und gleichzeitig unnachgiebig verschieden Heimatbegriffe sein können: Da ist die Heimat, die keinen Schutz mehr bietet, die zurückgelassen werden muss. Und da ist auf der anderen Seite die Heimat, die es plötzlich zu schützen gilt, die vermeintlich durch das Neue bedroht wird.

Gerade die unterschiedlichen Blickwinkel auf diesen Begriff sind es, die die Jury des 3. Gautinger Literaturwettbewerbs interessieren. Ob damit jemand Flüchtlinge, Hochglanzmagazine über Gartenmöbel und "Omas Rezepte", deutschsprachige Charts oder Erinnerungen aus der Kindheit verbindet - alles ist erlaubt. "Ich finde Texte spannend, die das Thema brechen", sagt Jurymitglied und Buchhändler Marc Schürhoff. Ganz bewusst hat das sechsköpfige Jurorenteam den Wettbewerb in diesem Jahr auch unter das Motto "heim@suchen.de" gestellt; ein Wink, dass auch eine digitale Heimat existiert, Menschen soziale Netzwerke als Fenster zur Welt und gleichzeitig als Rückzugsort verstehen.

Schreiben können "Heimatsuchende" an diese Adresse allerdings nicht, wenn sie sich bewerben wollen. Kurzgeschichten, Erzählungen, Gedichte, Monologe und all das, was die Autoren sonst noch ersinnen, soll bis 18. Oktober ganz klassisch per Post und in fünffacher Ausführung an das Theaterforum Gauting geschickt werden. Einzige Einschränkung beim Text: Es muss sich um ein abgeschlossenes Werk handeln und sollte auf maximal sechs Normseiten (30 Zeilen à 60 Anschläge) Platz finden.

Auch wenn der Einsendung einige biografische Angaben beizufügen sind: Für die Jury werden die Texte anonymisiert. Bis zum 4. Dezember, an dem die ausgewählten Manuskripte im Bosco bei einem Literaturfest von Schauspielern vorgelesen und prämiert werden, wissen die Juroren nicht, welche Schreiberinnen und Schreiber dahinter stehen. Lediglich die Altersangabe ist von Bedeutung, da die Texte, je nach Beteiligung, in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Neu ist in diesem Jahr, dass der Wettbewerb überregional ausgeschrieben wird, auch eine andere Sprache als Deutsch kann in Ausnahmefällen akzeptiert werden. Außerdem sollen gerade Schulkinder stärker motiviert werden teilzunehmen. Die sollten sich trotz Ferien ins Zeug legen: Auf den Gewinner wartet ein Preisgeld von 500 Euro.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: