Gauting:Enttäuschter Senior

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Johann Krepold, 80, war seit mehr als zehn Jahren im Gautinger Seniorenbeirat. Am Mittwoch hat er sein Amt niedergelegt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Beiratsmitglied Johann Krepold gibt sein Amt auf

Von Blanche Mamer, Gauting

Der Gautinger Seniorenbeirat war 1996 die erste gewählte Seniorenvertretung im Landkreis und könnte demnach heuer sein 20-jähriges Bestehen feiern. Es gab Höhen und Tiefen, erfolgreiche Anregungen ebenso wie nicht realisierbare Vorschläge und manch interessante Utopie. Immer wieder mal ertönte der Vorwurf, dass die Gemeinde, Bürgermeisterin, Gemeinderat und Verwaltung zu wenig für die rüstigen Alten tun, zu wenig für die Versorgung der Gebrechlichen und Pflegebedürftigen. Nun hat der langjährige Beirat Johann Krepold überraschend sein Amt niedergelegt. Seine Begründung: Die städtebaulichen und verkehrsrechtlichen Vorschläge aus den Reihen des Seniorenbeirats hätten bei der Gemeinde kein Gehör gefunden. Darum trete er zurück. "Alles hat seine Zeit", sagte er - und ging.

Wer nachrückt, ist noch nicht klar. Ob überhaupt jemand die Nachfolge antreten will, ist ebenfalls unklar. Und wie es mit dem Seniorenbeirat weitergehen wird, steht derzeit in den Sternen. Denn auch bei der Vorsitzenden Ulla Ottmar macht sich Müdigkeit breit. Ihr Quartierskonzept, das sie im Gautinger Bauausschuss eingebracht hatte, stoße auf taube Ohren, sagte sie. Statt eines Seniorentreffs im Sparkassengebäude in Stockdorf soll eine Begegnungsstätte für alle eingerichtet werden.

Sie wolle nur konkrete Projekte, erklärte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Es mache keinen Sin, die Verwaltung mit theoretischen Vorschlägen zu beschäftigen. "Die Mitarbeiter können solche Themen nicht mehr schultern", sagte Kössinger. "Wir brauchen nicht ins Nirwana zu planen." Der Seniorenbeirat könne gerne Veranstaltungen zum Thema Mehrgenerationenhaus oder Quartierskonzept organisieren, das sei nicht Aufgabe des Rathauses.

Ottmars Forderung, der Seniorenbeirat müsse ebenfalls die vollständigen Unterlagen bekommen um sich besser mit der Gemeinde abzustimmen, erzürnte die Bürgermeisterin, die schon die Aussage von Krepold unangebracht fand. "Ich finde das inakzeptabel. Das ist unfair gegenüber den Mitarbeitern, die Ihnen immer zuhören", sagte Kössinger.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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