Gauting:Elektroautos brauchen Starthilfe

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Elektromobilität fängt im Kleinen an: Beim Aktionstag in Gauting dürgen auch Kinder das Fahren mit Strom ausprobieren. (Foto: Georgine Treybal)

Das Fahren mit Strom findet im Landkreis nur wenige Freunde. Selbst die Installation einer Ladestation kann schwierig sein

Von Otto Fritscher, Gauting

Erik Berthold könnte ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, eine öffentliche Ladestation für Elektroautos einzurichten. Er kann es aber auch auf gut Bairisch sagen: "Des is a rechtes Gschiss." Mehr als ein halbes Jahr hat es nämlich gedauert, Dutzende Gespräche gebraucht, bis er nun am 13. Mai vor seinem Musikgeschäft "Acoustic Corner" in Oberpfaffenhofen die Stromtankstelle einweihen kann. "Alle sind begeistert, aber keiner weiß, wie es geht, und keiner will dir wirklich helfen", bedauert der landkreisweit bekannte Musiker und Musiklehrer. Aber er hat durchgehalten, und so können nun die Lehrer seiner Musikschule das unternehmenseigene E-Auto mit Ökostrom betanken und dann zu ihren Schüler fahren.

Berthold gehörte zu den geladenen Gästen, die am Freitagnachmittag im Gautinger Rathaus am Elektro-Mobilitätstag teilnahmen, den Susanne Münster, die Verkehrsmanagerin des Landkreises, organisiert hatte. Auch an anderen Beispielen wurde deutlich, das die viel gepriesene Elektromobilität im Landkreis noch in den Kinderschuhen steckt. Gerade einmal 157 Elektroautos kurven im Fünfseenland herum. Das sind zwar 55 mehr als noch vor einem Jahr, aber immer noch eine vernachlässigbare Größe gegenüber den mehr als 70 000 Fahrzeugen mit Benzinmotor. Das weiß natürlich auch Susanne Münster, deshalb will sie kräftig anschieben.

Mitstreiter hat sie bei der Gemeinde Gauting gefunden, der ersten und bislang einzigen Kommune im Landkreis, die 1000 Euro beim Kauf eines E-Mobils als Zuschuss gewährt. Wenn dann noch 4000 Euro vom Bund dazu kommen, ergibt das ein hübsches Sümmchen. Allerdings muss erst einmal das Interesse der Bürger für diese Autos geweckt werden, bislang ist noch kein Antrag auf Förderung eingegangen, lediglich zwei E-Bikes sind bisher bezuschusst worden. Und es gebe noch keinen Autohändler in Gauting, der E-Autos im Programm hat, sagte der Umweltbeauftragte Wilhelm Rodrian. Auch mit dem E-Up, dem Elektroauto der Gemeinde, sind Privatleute im vergangenen Jahr gerade mal 371 Kilometer gefahren; Stattauto-Mitglieder können es sich nach Dienstschluss ausleihen, wenn es die Gemeindemitarbeiter nicht mehr brauchen.

Die E-Mobilität zu fördern, sei ein "zentrales Ziel" der Landkreis-Politik, betonte der stellvertretende Landrat Georg Scheitz am Freitag. Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger hat gar in Gauting 2016 zum "Jahr der Elektromobiltät" ausgerufen. Interesse wecken sollte auch die E-Auto-Ausstellung, die rund um das Rathaus stattfand. Das Fazit zog Verkehrsmanagerin Münster: "Steter Tropfen höhlt den Stein."

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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