Gauting:Eintritt ins Freibad soll teurer werden

Lesezeit: 2 min

Wegen Auswirkungen der Flüchtlingskrise und höherer Ausgaben für die Kinderbetreuung muss die Gemeinde Gauting neue Einnahmequellen erschließen. Bürgermeisterin will Grundsteuer erhöhen

Von Michael Berzl, Gauting

Die Flüchtlingskrise löst eine finanzielle Kettenreaktion aus: Die Unterbringung der Asylbewerber kostet den Landkreis Starnberg eine Menge Geld, über eine Umlage werden die Gemeinden zur Kasse gebeten, und die Kämmerer in den Rathäusern haben nun ihre liebe Not, die Etats für die nächsten Jahre zu planen. Zum Auftakt der Haushaltsberatungen in Gauting kündigte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger am Donnerstag einen rigiden Sparkurs und eine Steuererhöhung an. Auch eine Erhöhung der Eintrittsgelder für das Freibad stellte sie zur Debatte.

Bisher bezahlen Erwachsene vier Euro, Kinder und Jugendliche zwei Euro für eine Tageskarte. Mit diesen konkurrenzlos günstigen Preisen lässt sich der Betrieb bei weitem nicht finanzieren. Das Bad, das von Mai bis September geöffnet ist, verursacht jedes Jahr ein Defizit von mehreren hunderttausend Euro und ist damit hoch subventioniert. Jeder Badbesuch wird aus Steuermitteln mitfinanziert. Das gilt auch für die Besucher von Veranstaltungen im Bosco. Bei den Haushaltsberatungen werde auch das zur Sprache kommen, ist zu hören. Viele freiwillige Leistungen werden wohl überprüft werden.

Ausgerechnet in der finanziell schwierigen Lage kommt noch ein personelles Problem hinzu: Der Kämmerer geht. Hans-Jürgen Paul, der als sehr kompetent gilt, hat sich in den vergangenen sieben Jahren um die Gautinger Finanzen gekümmert und hat nun zum Jahresende gekündigt, um eine neue Aufgabe bei einem Verband zu übernehmen. Seine Arbeit am Etatentwurf für das nächste Jahr hat er noch erledigt, im Gemeinderat haben aber Rathaus-Geschäftsleiter Joachim Graf und Hauptamtsleiter Gernot Struwe die Zahlen vorgestellt. Sie leiten kommissarisch die Kämmerei, bis eine Nachfolgerin die Stelle übernimmt. Der Gemeinderat hat die Personalie nach Informationen der SZ bereits beschlossen.

Der Haushaltsentwurf ist zwar fertig, daran ist aber noch einiges zu ändern, vor allem zu streichen. Derzeit sind die Zahlen besorgniserregend. So erwirtschaftet die Gemeinde nicht genügend Einnahmen, so dass sich im Verwaltungshaushalt eine Deckungslücke von 1,5 Millionen Euro ergibt. Nach der Prognose des scheidenden Kämmerers steigt die Verschuldung in den nächsten Jahren auf einen Rekordwert von 20 Millionen Euro. Das wäre so viel wie noch nie. Zugleich verbraucht die Gemeinde ihre Reserven, bis von den Rücklagen in Höhe von derzeit noch gut vier Millionen Euro nur noch das vorgeschriebene Minimum übrig ist. "Keine weiteren Entnahmen möglich", lautet die Notiz in der Finanzplanung für die Jahre 2018 und 2019. "Wir können keine neuen Aufgaben übernehmen und müssen schauen, dass wir so wenig wie möglich ausgeben, sagte Kössinger über den Haushalt. Als "extrem schwierig" kennzeichnete Struwe die finanzielle Situation.

Der finanzielle Engpass, auf den die Gemeinde Gauting zusteuert, hat unterschiedliche Ursachen; eine davon sind nach Darstellung von Bürgermeisterin Kössinger "die Personalkosten, die sich mit der Unterbringung der Flüchtlinge ergeben". Der Landkreis holt sich aus Gauting im nächsten Jahr 10,7 Millionen Euro und damit viel mehr als heuer. Auch die Personalkosten für Kindergärten steigen noch einmal deutlich an und klettern auf mehr als sechs Millionen Euro.

Angesichts der steigenden Ausgaben mahnte Kössinger noch einmal dringend an, die Einnahmenseite zu verbessern und das an der Grenze zu Gilching geplante Gewerbegebiet zügig zu entwickeln. Bis sich dort die erste Firma ansiedeln und erstmals Steuern an die Gemeindekasse überweist, werden aber noch viele Jahre vergehen; daher muss schnell etwas geschehen. Die Bürgermeisterin kündigte an, im kommenden Jahr die Grundsteuer zu erhöhen, "so bitter das ist". Das soll zusätzlich 400 000 Euro bringen. Kössinger mahnte "strenge Haushaltsdisziplin" an, und der FDP-Gemeinderat Markus Deschle befürchtet: "Es wird schmerzhafte Einschnitte geben".

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: