Neubau:Ein halber Meter mehr

Lesezeit: 2 min

Vom Schulhaus an der Bahnhofstraße sind in einigen Wochen nur noch Trümmer übrig. Der Abbruch beginnt in der ersten Ferienwoche. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Wohn- und Geschäftshaus an der Bahnhofstraße in Gauting wird größer als bisher geplant

Von Michael Berzl, Gauting

In den Sommerferien wird es laut mitten in Gauting. Das gesperrte Schulhaus an der Bahnhofstraße wird in den kommenden Wochen abgebrochen; wenn im Herbst der Unterricht beginnt, sind davon nur noch Trümmer übrig. Vom kommenden Jahr an entsteht dort ein Neubau mit Läden im Erdgeschoss und 60 Mietwohnungen in den Etagen darüber. Das ist mehr, als bisher geplant war, was am Dienstag im Gemeinderat zu kontroversen Debatten geführt hat. Eine deutliche 17:7-Mehrheit hat das zusätzliche Baurecht aber gebilligt. Die drei Baukörper werden nun einen halben Meter tiefer. Im Gegenzug sollen vier der Wohnungen zu günstigeren Konditionen vergeben werden, kündigte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger an. "Wir brauchen Mietwohnungen, die sich auch ein Normalverdiener leisten kann", sagte sie.

In Faltblättern des Erlanger Immobilienunternehmens Sontowski, die im Frühjahr verteilt wurden, sind noch 52 Wohnnungen in unterschiedlichen Größen angekündigt. Nach der Darstellung von Architekt Tobias Bünemann hat sich der zusätzliche Platzbedarf dadurch ergeben, dass die Planungen nun immer konkreter werden. Zudem habe sich unter anderem herausgestellt, dass Aufzüge größer zu dimensionieren sind, damit die Wohnungen barrierefrei erreicht werden können.

Eine Minderheit von sieben Gemeinderäte lehnte die Änderung dennoch ab. Tobias McFadden von der Piratenpartei nannte das Vorgehen des Bauträgers "dreist". Vertreter von Grünen und SPD nutzten die Debatte, um erneut das gesamte Projekt mit den jetzt vorgesehenen Dimensionen in Frage zu stellen und zu kritisieren, dass oberirdische Parkplätze angelegt werden. Ungeachtet dieser Anmerkungen kann die Firma Sontowski nun weitgehend nach ihren Vorstellungen weiterplanen. Einige Konkretisierungen, die sich schon ergeben haben, stellte Architekt Bünemann am Dienstag vor. So soll in der Tiefgarage ein Baum gepflanzt werden, der dann durch eine Öffnung nach oben wächst. Und vor den großen Fensterscheiben der Wohnungen sollen verschiebbare Holzelemente angebracht werden.

Bis solche Details umgesetzt werden, vergehen aber noch viele Monate. Zunächst rücken die Abbruchmaschinen an. Wie die Baufirma angekündigte, sollen die Sommerferien genutzt werden, um das mehr als hundert Jahre alte Gebäude abzubrechen, das Georg Hiltl ursprünglich als Bahnhofhotel baute, später als Zigarettenfabrik diente und seit den Fünfzigerjahren als Schulhaus genutzt wurde. An diesem Donnerstag soll ein Bauzaun errichtet werden, kündigte Stephan Meier von der Sontowski-Geschäftsführung im Gemeinderat an. Zunächst werden die Räumeausgeräumt. Bisher stehen dort immer noch Bänke, Stühle und Kartenständer; diverse Unterrichtsmaterialien sind bei der Räumung des Hauses vor sieben Jahren einfach liegen geblieben.

In der ersten Ferienwoche soll der Abbruch beginnen. Da auch mit belasteten Materialen zu rechnen sei, werde ein Gutachter die Arbeiten begleiten, kündigte Meier an. Die Lastwagen werden von der Ammerseestraße auf das Gelände fahren. In der letzten Phase werden auch Gehweg und Parkbuchten an der Bahnhofstraße in Beschlag genommen. Dort wird dann ein Sicherungsnetz zwischen zwei Baukränen gespannt. Bis zum Abschluss der Abbrucharbeiten verspricht Meier "ein annehmbares Bild". Der Schutt soll dann abtransportiert sein.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: