10 Jahre Kulturzentrum Bosco:Ein Fest in Rot

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Das Gautinger Kulturhaus Bosco feiert drei Tage lang sein zehnjähriges Bestehen und startet mit einer neuen Interims-Leiterin in die Saison, der Landsbergerin Désirée Raff

Von Blanche Mamer, Gauting

"Man vergisst so schnell, wie das Haus ausgesehen hat, wie viele Provisorien und Baustellen wir hatten und vor allem, mit wie viel Staub wir zu kämpfen hatten", sagt Bosco-Leiterin Amelie Krause bei der Begrüßung zur Feier des zehnjährigen Bestehen des Bürger- und Kulturhauses in Gauting. Mit dem dreitägigen Fest wird auch die neue Spielzeit eröffnet, " die ich eher passiv miterleben werde", sagt Amelie Krause und lacht. Denn es ist nicht zu übersehen, sie ist hochschwanger und geht jetzt in den Mutterschutz und dann in Elternzeit. Vertreten wird sie in den kommenden Monaten durch Désirée Raff, 28, aus Landsberg. Somit startet das elfte Bosco-Jahr mit einem neuen Gesicht. Die gelernte Veranstaltungskauffrau kennt die Branche, zumal sie nach ihrer Ausbildung Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Kultur- und Freizeitmanagement studiert hat. Sie arbeitete zuletzt zwei Jahre im Stadtmarketing der Stadt Fellbach nahe Stuttgart.

Nur der rote Teppich fehlt: Hans-Georg Krause (von links), Amélie Krause, Désirée Raff und Werner Gruban bei der Bosco-Ausstellung. (Foto: Georgine Treybal)

Doch zurück zum Bosco, das eigentlich bosco geschrieben werden müsste, und das sich über verschiedene Umbauphasen vom langweiligen katholischen "Don-Bosco-Heim" aus den Sechzigerjahren zum auffallend modernen Kulturhaus in leuchtendem Rot entwickelt hat. Einer Farbe, die italienisches Flair in die Ortsmitte bringe, sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Wobei das Rot so auffallend sei, "als ob es etwas hinausschreien wollte", wie Kössinger ein wenig spitz hinzufügte. Über die Wahl der Farbe war in der Arbeitsgruppe Kulturhaus lange gestritten worden, doch heute sind alle zufrieden, dass sich die Rot-Fans durchgesetzt haben.

Erinnerungen: Bei der Eröffnung des Bürger- und Kulturhauses Bosco hat selbst Initiator Hans-Georg Krause den großen Erfolg nicht vorhersehen können. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit einer musikalischen Hommage an das Bosco und getreu dem Vorkriegs-Blues ergänzte das Duo Black Patti eine eigene Version der Ragtime-Blues-Zeile "Everyone's doin' that rag" durch "that Bosco rag" ergänzt. Black Patti, das sind Peter Crow C. und der aus Gauting stammende Bluesmusiker Ferdinand "Jelly Roll" Kraemer. Für den Ragtime der Zwanzigerjahre sei es charakteristisch gewesen, die Texte auf bestimmte Ereignisse anzupassen, sagt Kraemer. Klar, dass sich eine Variation auf das Bosco angeboten habe. Schließlich wollen sie nicht nur die federnden rhythmischen Anfänge des Blues wieder aufleben lassen, sondern auch die Geschichte dieser Musik, die sich aus den Spirituals der Sklaven entwickelt hat, wieder ins Bewusstsein bringen. Selbst wenn die Texte nicht alle verständlich sind, ist der Rhythmus ihrer Musik mitreißend, die Stimmen klingen mal bluesig schwarz und melancholisch, mal heiter und lebenslustig. Und ganz nebenbei erzählt Kraemer, wie er die fast in Vergessenheit geratene Bluesmandoline wieder entdeckt hat, wie ihn das Instrument beflügelt. Eine wunderbare Wahl für das Jubiläumsfest.

Wie auch die Fotoausstellung, die nicht nur dokumentiert, was wann passiert ist, sondern auch die Künstler und Events in Erinnerung ruft, die in den vergangenen Jahren auftraten und zum Renommee des Hauses beitrugen. Da blicken nicht nur Dieter Hildebrandt, Jörg Hube, Harry Rowohlt oder Wolff Euba von den Wänden auf das Publikum und erinnern an nie wiederkehrende Momente, sondern auch Gerd Holzheimer, der auf dem Foto dieselbe Mütze trägt wie jetzt, da er sich angeregt mit Altbürgermeisterin Brigitte Servatius unterhält. So ist das Bosco.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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