Gauting:Die Regelklasse als Ansporn

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Die Gautinger Mittelschule hat nun eine zweite Übergangsklasse für Flüchtlingskinder eingerichtet, die erst Deutsch, Mathe und Sachkunde lernen müssen. Erst wenn sie ein gewisses Niveau haben, dürfen sie wechseln

Von Blanche Mamer, Gauting

In der Flüchtlingsunterkunft in der Ammerseestraße in Gauting leben vorwiegend Familien mit Kindern. Darum ist in der Paul-Hey-Mittelschule nach den Osterferien eine zweite Übergangsklasse für junge Flüchtlinge eingerichtet worden. 16 Syrer, Afghanen und Iraker im Alter von zehn bis 16 Jahre lernen dort nun fleißig Deutsch, Mathe und Sachkunde, zwei weitere sind angemeldet, sagt Schulleiter Udo Wiese. Nachdem schon zu Beginn des Schuljahres in den Mittelschulen in Herrsching und Tutzing Übergangsklassen eingerichtet worden waren, ist im Januar noch eine weitere in Starnberg dazugekommen, berichtete Schulrätin Elisabeth Hirschnagl-Pöllmann. Die erste Ü-Klasse wurde übrigens in Gilching eröffnet, aber das ist schon ein paar Jahre her.

Vom Kultusministerium seien zusätzliche Lehrerstunden zur Verfügung gestellt worden, sagt die Schulamtsdirektorin. "Unsere Schulen reagieren auf die Situation und organisieren die Klassen selbstständig", betont sie. In Gauting beispielsweise hat Wiese eine Lehrerin, die im vergangenen Sommer in den Ruhestand gegangen ist, für den Unterricht in der Flüchtlingsklasse gewinnen können. Sie übernimmt nun vier Stunden, die Werk- und Kochlehrerin hat zwei Stunden freigeschaufelt und der Förderlehrer macht ebenfalls zusätzliche Stunden. Die Klasse sei gut gestartet, manche Schüler könnten sich bereits gut in deutsch verständigen und helfen denjenigen, die nur rudimentäre Sprachkenntnisse haben. So entstehe eine gute Klassengemeinschaft. Einige müssten sich indes erst an die lateinische Schrift gewöhnen, die anders als ihre Muttersprache von links nach rechts gelesen wird, und brauchen mehr individuelle Förderung.

"Der Integrationsgedanke ist uns wichtig", sagt die Starnberger Schulrätin, darum würden die Flüchtlinge so oft wie möglich mit den deutschen Schülern zusammen unterrichtet. Bei Sport beispielsweise, Hausarbeitslehre und Werken sowie Kunsterziehung werden möglichst gemischte Gruppen gebildet. Sobald ein Jugendlicher ein gutes Niveau erreicht hat, wechselt er in die Regelklasse. Für die Kinder gilt das als große Auszeichnung und Ansporn. Beispielsweise beschloss die 15-jährige Hourida aus Afghanistan, die in Stockdorf lebt, sich die Bücher der achten Klasse zu besorgen, als sie erfuhr, dass sie im Herbst in die Regelklasse, die Neunte, vorrücken könne. "Viele sind sehr motiviert und sehen die Chance, die ihnen die Schule hier bietet", sagt Wiese. Die Gautinger Mittelschule hat derzeit 45 Flüchtlingskinder.

Ein Problem, das auf die Kommunen als Sachaufwandsträger zukommt, ist der Raumbedarf. "Nächstes Jahr wird es eng", sagt Wiese. Denn dann hat er zwei weitere Regelklassen, braucht also insgesamt 16 Räume. Das Schulhaus ist aber nur für zehn Klassen konzipiert, schon jetzt sind alle Fachräume belegt. In den beiden Gautinger Grundschulen könnte es im Herbst ebenfalls eng werden. "Die Räumlichkeiten sind auch in den Grundschulen ein großes Problem", sagt Hirschnagl-Pöllmann.

© SZ vom 10.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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