Schüler forschen:Die Problemlöser

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Tim Engelmann erklärt Johanna und Julie im Workshop Maschinenwesen beim Wissenschaftstag in Gauting, wie sie das CAD-Programm bedienen sollen. (Foto: Arlet Ulfers)

Ob Windkanal, Schnittmuster oder Handyhalter: Beim Wissenschaftstag im Gautinger Gymnasium präsentieren Kollegiaten ihre Forschungsarbeiten und stellen so ihren Einfallsreichtum unter Beweis

Von Blanche Mamer, Gauting

Wie bringt man einen 50 Kilo schweren Akku möglichst schnell und gefahrlos aus einem Rennwagen heraus? Das war die Herausforderung, die sich dem Gautinger TUM-Kollegiaten Tim Engelmann gestellt hat. Im "TU fast racing team", das jedes Jahr zwei Rennwagen baut (einen mit Elektromotor und einen mit Benzinmotor), hat er eine Hebevorrichtung entwickelt, die den kofferähnlichen Akku problemlos hin- und her bewegen kann. "Es ist eine Sicherheitsvorschrift, dass beim Ladevorgang und bei Reparaturen aller Art der Akku aus dem Fahrzeug entfernt werden muss", berichtet der junge Mann im weißen Hemd und orange-farbener Krawatte. Jetzt hat er nicht nur die Einführung zum Wissenschaftstag im Gautinger Gymnasium gehalten, sondern ist zusammen mit Sjard Simons Teamleiter des Workshops "Produktentwicklung" im Bereich Maschinenwesen.

Bei diesem Aktionstag stellen die 14 aktuellen TUM-Kollegiaten ihre Forschungsarbeiten vor und vermitteln Lehrern und etwa 150 Zehntklässlern, darunter auch einige Interessierte aus anderen Gymnasien, einen Einblick in ihre verschiedenen Themengebiete. Noch bis zum 17. Februar haben mathematisch-naturwissenschaftlich begabte Zehntklässler die Möglichkeit, sich für die Teilnahme am Kooperationsprojekt der Technischen Universität München und des Otto-von-Taube-Gymnasiums Gauting 2017-2019 zu bewerben. Doch erst mal heißt es, sich in sieben verschiedenen Workshops mit kniffligen Aufgaben zu befassen. Im Workshop Produktentwicklung geht es beispielsweise darum, einen Handyhalter für den alltäglichen Gebrauch zu konstruieren. Hierbei sind kreatives Denken und handwerkliches Können gefragt.

Das gilt auch beim Maschinenwesen- Projekt "Windkanal" unter der Leitung der Jungstudenten Kiyan Boetzel, Kevin Burton und Luis Schade bei dem die aerodynamischen Eigenschaften von geometrischen Objekten gemessen werden. Die Schüler haben 90 Minuten Zeit, um ein Objekt oder eine Tragfläche aus Styropor zu bauen, die einen möglichst geringen Widerstand im Windkanal erreicht. Das Ergebnis verblüfft selbst die Gruppenleiter, die sich in ihren Abschlussarbeiten mit "Aerodynamik" befasst haben. Sie hatten bei der Ideallösung an eine Tropfenform gedacht, doch das Team 1 - Julius, Florian, Tom und Haschi - hat sich für eine Lampionform entschieden. Sie haben ihr Objekt ausgehöhlt und erreichen so den geringsten Luftwiderstand von 4,03 Millinewton. "Clever! clever!" werden sie gelobt.

Dass ein Problem im Alltag durch Mathe gelöst werden kann, zeigt Paula Löcherer in ihrem Mathematik-Workshop "Schnittmuster". "Ich nähe gern und wollte mir das Kleid für den Abschlussball selbst nähen. Doch die Schnittmuster, die man kaufen kann, passten mir nicht. Das geht vielen so. Also habe ich das Programm Cinderella. 2 angewandt und das Schnittmuster auf meine individuellen Maße angepasst", sagt die TUM-Kollegiatin. Im Workshop können die Schüler am PC ein "Schnittmuster" für eine kleine Schachtel erarbeiten und nach Wunsch die Maße verändern.

"Ich bin ganz fasziniert, welche Kreativität in den jungen Leuten steckt", sagt Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig (CSU), die im Arbeitskreis Bildung und Kultus sitzt und sich über das Kooperationsprojekt informieren will. Beeindruckt habe sie auch das Auftreten und das Wissen, das in den Vorträgen offensichtlich geworden sei. Zu den bevorstehenden Einscheidungen der bayerischen Regierung zu G8 oder G9 wollte sie sich jedoch nicht äußern, nur: Das Kind muss im Mittelpunkt stehen.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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