Gauting:Der nächste Wirt gibt auf

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Das "El Diablo" in Gauting ist geschlossen. "Die Kosten fressen einen auf", sagt der bisherige Pächter Klaus Oeding. Im Gasthaus Haller in Buchendorf steht ebenfalls ein Wechsel bevor

Von Michael Berzl, Gauting

Die Stühle stehen auf den Tischen, die Tex-Mex-Dekoration ist abmontiert, das Licht ist aus: Seit der vergangenen Woche ist das Lokal "El Diablo" in Gauting geschlossen. Vor allem wegen der hohen Kosten hat der Pächter Klaus Oeding aufgegeben, und er setzt damit eine lange Reihe von Wirten fort, die bei dem Versuch scheitern, dieses Gasthaus, das einst zur Wienerwald-Kette gehörte, rentabel zu betreiben.

"Die Kosten fressen einen auf, es ist definitiv zu teuer", sagte Oeding, der weitere El-Diablo-Lokale in Lochham, Germering und Gilching betreibt, am Donnerstag der SZ. Nach seinen Angaben beläuft sich die Pacht in Gauting mit allen möglichen Nebenkosten auf annähernd 11 000 Euro pro Monat. Vor allem die ungewöhnlich hohen Heizkosten machen einen großen Brocken der finanziellen Belastung aus. Trotzdem sei es in den Wintermonaten manchmal unangenehm kühl in dem großen Gastraum gewesen. Schon bald nach der Eröffnung im Herbst 2014 tauchte das Problem auf. Nachdem er gekündigt habe, sei die Brauerei bereit gewesen, erheblich weniger Pacht zu verlangen. Doch dieses Angebot kam zu spät.

Dabei bedauert Oeding selbst die Schließung in Gauting. "Das ist echt schade, weil es uns eigentlich da drin gut gefallen hat. Das war unser schönster Laden." Mit der Schließung verliert gerade das jüngere Publikum wieder einen Treffpunkt im Ort. Wieder einmal. Denn seit den Wienerwald-Zeiten von 1975 bis 1999 hat es kein Wirt mehr so lange ausgehalten. Das mehr als 100 Jahre alte Gasthaus gegenüber der katholischen Kirche war einst Poststation, befindet sich in der vierten Generation in Familienbesitz und gehört heute Rudolf und Silvia Haller, die es an Löwenbräu verpachtet haben. Oedings Vorgänger Pablo Landauer hat sein "Stammhaus" nach nur zwei Jahren aufgegeben; auch er klagte über exorbitant hohe Nebenkosten. Zuvor war auch "Bürgers Post", dann "Steiger" und zuletzt der "Spitz" nicht auf Dauer erfolgreich.

Hier tut sich nichts mehr. Ab und zu schauen noch ehemalige Gäste des Tex-Mex-Lokals "El Diablo" in Gauting durch die Fenster in die Gaststube.. (Foto: Georgine Treybal)

Mit möglichen Nachpächtern werde derzeit verhandelt, teilt ein Sprecher des Brauerei-Konzerns Anheuser-Busch In-Bev in Bremen mit, zu dem auch Löwenbräu gehört. Oeding habe "trotz guten Starts" einige Probleme gehabt, beispielsweise mit Lärmbelästigung bei Veranstaltungen. Um ihre bestehenden Betriebe nicht zu gefährden, habe die Familie beschlossen, den Betrieb in Gauting wieder abzugeben.

Geschlossen ist derzeit auch der Gasthof Haller in Buchendorf. Nach sieben Jahren muss die Wirtin Michael Pijahn gehen, weil ihr Pachtvertrag gekündigt wurde, sagt die 54-Jährige, die mit dem Lokal auch ihre Wohnung verliert. Sie wäre gerne noch geblieben und fühlt sich hinausgedrängt. Bis zu diesem Freitag muss sie das Haus geräumt haben.

Für Pijahn ist es ein Rauswurf. Die Gastronomin ist sauer auf den Hausbesitzer und die Buchendorfer. "Jeder hier im Dorf wusste, dass ich gekündigt bin, nur ich nicht", klagt sie. Viel mehr kann sie gar nicht erzählen, denn sie hat kaum Zeit, ist voll beschäftigt, mit der Räumung. Teile des Inventars hat sie verschenkt oder verkauft, nun müssen Abtransport und Umzug organisiert werden. Im Hof steht am Donnerstag ein großer Container, halb gefüllt mit Matratzen, Bettzeug, Küchengeräten. Auf den Tischen in der Gaststube stehen Kisten und Kartons mit Tellern, Tassen und Gläsern. Pijahn weiß gar nicht, wohin mit der Ausstattung; vieles muss sie wohl wegwerfen.

Den Gasthof Haller übernimmt ein neuer Wirt. Bis Mitte April ist das Buchendorfer Lokal noch geschlossen. (Foto: Georgine Treybal)

Das traditionsreiche Gasthaus verfügt über 80 Plätze im rustikal eingerichteten Stüberl, weitere 80 Gäste können in dem Biergarten bewirtet werden. Gerade für Radler ist das im Sommer ein attraktives Ziel. Zu dem Gastbetrieb gehört auch eine kleine Pension mit sieben Fremdenzimmern.

Neuer Pächter wird der 43-jährige Roman Valo, der bis dahin das Lokal im Gartencenter Kiefl in Buchendorf geleitet und zuvor viele Jahre im Forsthaus Mühlthal gearbeitet hat. Schon Mitte April will er den Gasthof Haller wieder eröffnen, weiterhin mit bayerischer Speisekarte.

Eigentümer Rudolf Haller hofft, dass dann auch die Stammgäste wieder zurückkehren. "Ich bin sehr froh, dass die Gaststätte erhalten bleibt", sagte er. Das war offenbar nicht sicher, nachdem sich dort Löwenbräu als Zwischenmieter zurückgezogen hat.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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