Gauting:Das große Sparen

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Auf die Gemeinde Gauting kommen finanzielle Einschnitte zu. Vereine müssen sich auf Kürzungen einstellen

Von Michael Berzl, Gauting

Die Bescheidenheit des Landkreises verschafft der Gautinger Kämmerin unerwartet finanziellen Spielraum. Die Gemeinde muss im kommenden Jahr viel weniger Geld nach Starnberg überweisen, als zunächst zu befürchten war, weil die Kreisumlage wohl deutlich unter dem ursprünglichen Ansatz bleibt. Davon gehen jedenfalls Bürgermeisterin Brigitte Kössinger und ihre Amtskollegen aus. "Für 2017 können wir aufatmen", sagt sie. Im Gemeinderat am Dienstag darf sie mit breiter Zustimmung zum Haushalt für das nächste Jahr rechnen. In den Jahren darauf wird die Situation dagegen schwieriger, weiß Kämmerin Heike Seyberth. Deshalb beginnt jetzt schon das große Sparen. Das trifft auch Vereine und Kindergärten.

Auf die schwierigen Rahmenbedingungen hat Seyberth die Gemeinderäte schon hingewiesen, als sie Anfang des Monats ihren Haushaltsentwurf vorgelegt hatte. Laufende Ausgaben wie die Kreisumlage, Erstattungen für Kindergärten und Personalkosten steigen stetig an. Die Belastung wächst Jahr für Jahr. Höhere Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind aber so bald noch nicht in Sicht; bis sich die ersten Firmen im geplanten Gewerbegebiet beim Flughafen Oberpfaffenhofen ansiedeln, werden noch Jahre vergehen. Ohne Kürzungen wird es daher schwierig, einen ordnungsgemäßen Etat hinzubekommen. So vorgewarnt, tragen die Gemeinderäte quer durch die Fraktionen die von Kämmerin und Bürgermeisterin vorgeschlagenen Einschnitte weitestgehend mit.

Die Sparappelle der Rathausspitze fruchten jedoch. Das macht sich in vielen Bereichen bemerkbar. Zum Beispiel in der Musikschule, die gerne einen höheren Zuschuss gehabt hätte. Doch der Finanzausschuss hat einen Zuschlag um zwei Prozent abgelehnt, was eine Ersparnis von 3200 Euro bedeutet. Johannes X. Schachtner hätte für seinen Kammerchor Collegium Bratananium gerne einen Gründungszuschuss gehabt, doch der wurde so nicht gewährt; die Arbeit des Ensembles wird auf andere Weise gefördert. Matthias Helwig erhält für sein Fünfseen-Filmfestival nicht 12 000, sondern nur 5000 Euro. Die Mitglieder des TV Stockdorf sollen die Außenanlagen ihres neuen Vereinsheims selbst herrichten, hieß es, darum wurden dort gleich 10 000 Euro gestrichen. Auch bei den Gautinger Baseballern, dem Sportverein in Unterbrunn und bei Reitvereinen in Hausen und in der Holzschleif wurde zum Teil deutlich gekürzt. Und das sind nur einige Beispiele.

"Angesichts der finanziellen Entwicklung der Gemeinde müssen sich auch die Vereine nach der Decke strecken", kündigte Kössinger im Gespräch mit der SZ an. "So leid es uns tut." Sicherlich sei es für eine Bürgermeisterin angenehmer, großzügig Geld zu verteilen, aber das sei künftig nicht mehr im bisherigen Maß möglich. Deshalb soll die bisherige Praxis überprüft werden, für die Kulturförderung sollen künftig neue und einheitliche Kriterien gelten. So will das Rathaus mehr als bisher Nachweise sehen, wofür das Geld benötigt wird. Auch das Bosco bleibt von dem neuen Kurs nicht verschont. Trotz Kürzungen summieren sich die Zuwendungen für die laufende Arbeit von Vereinen und für ihre Investitionen 2017 immer noch auf mehr als eine Million Euro.

Klarere Richtlinien sollen auch bei den Kindergärten gelten. "Wir wollen das vereinheitlichen", kündigte Kössinger an. Demnach soll es künftig eine feste Größe geben; die Kommune übernimmt demnach bei Investitionen jeweils ein Drittel der notwendigen Kosten. Bisher ist der Anteil sehr unterschiedlich.

Hintergrund des Sparkurses in Gauting ist eine problematische finanzielle Entwicklung, die sich für die nächsten Jahre abzeichnet. Kämmerin Seyberth prognostiziert auf Grundlage der jetzt vorliegenden Zahlen ein Szenario, das eigentlich gar nicht eintreten darf. Demnach müsste die Gemeinde in vier Jahren mit neuen Schulden ihre laufenden Ausgaben finanzieren, weil sie dann nicht mehr genügend Geld erwirtschaftet.

Vorerst ist die Lage noch vergleichsweise entspannt. Das liegt vor allem daran, dass die Umlage an den Landkreis voraussichtlich bei 48,3 Prozent liegt und nicht bei 50 Prozent. Jeder Prozentpunkt bedeutet für Gauting fast eine Viertelmillion hinauf oder hinunter. Hinzu kommt, dass die Kämmerin die Einnahmen aus der Einkommensteuer nach oben korrigieren konnte. So kann die Gemeinde fast zwei Millionen Euro erwirtschaften, die dann zur Verfügung stehen, um ihre Investitionen zu erwirtschaften. Das sieht in den Jahren danach ganz anders aus. So weit die Prognose. Bürgermeisterin und Kämmerin wollen aber verhindern, dass dieser Fall eintritt.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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