Gauting:Auszeichnung für Flüchtlingshelferinnen

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Auch das gemeinsame Feiern gehört dazu: Bei einem Treffenim Foyer des Gautinger Rathauses hält Jutta Jecht (rechts) eine Ansprache. (Foto: Georgine Treybal)

Jutta Jecht und Claudia von Maltitz engagieren sich für Asylbewerber. Dafür verleiht ihnen die Gemeinde Gauting die Bürgermedaille. Die Geehrten wollen nicht viel Aufhebens darum machen

Von Michael Berzl, Gauting

"Eigentlich nichts Besonderes", sagt Jutta Jecht. Ihr Einsatz für die Flüchtlinge in Stockdorf sei nichts Besonderes, findet sie. Die 80-Jährige investiert eine Menge Zeit, um sich um die Asylbewerber im ehemaligen Forstamt zu kümmern, um den Afghanen, die dort leben, Deutsch beizubringen, um die Arbeit der Helfer zu organisieren; und das mit einer Haltung, als wäre das Selbstverständlich, nichts Besonderes eben. Das ist typisch. Für sie und für viele andere Frauen, die sich derzeit in den Helferkreisen im Landkreis Starnberg engagieren. Sie tun, was zu tun ist und wollen am liebsten gar kein großes Aufhebens darum machen. Das gilt auch für Claudia von Maltitz aus Krailling, die Menschen in der Unterkunft an der Ammerseestraße in Gauting betreut. Die beiden möchten eigentlich gar nicht im Mittelpunkt stehen und tun es nun zwangsläufig doch ein wenig, denn die Gemeinde Gauting verleiht den beiden Frauen die Bürgermedaille.

Diese Entscheidung hat der Gemeinderat am Dienstag in nichtöffentlicher Sitzung getroffen. Die feierliche Verleihung findet im nächsten Jahr statt, der genaue Termin steht aber noch nicht fest. Claudia von Maltitz habe den Helferkreis Asyl aufgebaut und wesentlich mit dazu beigetragen, dass "ein spannungsfreies Miteinander zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Flüchtlingen zustande gekommen ist", heißt es in der Mitteilung d. Jutta Jecht hat den Helferkreis in Stockdorf organisiert und gibt dort unermüdlich Deutschunterricht.

Vor zweieinhalb Jahren hat die Stockdorferin damit in Gauting angefangen, als die ersten Flüchtlinge in der großen Gemeinschaftsunterkunft an der Ammerseestraße eingezogen waren. "Das war erfolgreich und hat mir Spaß gemacht", erzählt die ehemalige Lehrerin. Als bekannt wurde, dass auch in ihrem Heimatort eine Unterkunft entsteht, hat sie sich sofort dort engagiert, hat Nachbarn angeschrieben, Helfer mobilisiert und hat mittlerweile mehr als hundert Namen auf ihrer Adressenliste; 45 Flüchtlinge sind zu betreuen.

Jutta Jecht hat schon viel Erfahrung in der ehrenamtlichen Arbeit. So war sie 18 Jahre lang im Kirchenvorstand der Evangelischen Kirche in Stockdorf. Seit zehn Jahren arbeitet sie in einem Entwicklungshilfeprojekt mit, das Schulen in Burkina Faso aufbaut und ist auch selbst in das afrikanische Land gereist. Das wäre ihr jetzt zu beschwerlich, und es gibt ja auch hier genug zu tun. Die 80-Jährige hat am Donnerstag gar keine Zeit, noch viel zu erzählen, denn sie muss schon wieder los zum Unterricht im ehemaligen Forsthaus. Die meisten Afghanen, die dort nun wohnen, sprechen keine europäische Sprache, nur Dari oder Farsi, viele können nicht schreiben. "Dann lernen sie eben gleich die lateinischen Buchstaben", sagt Jecht pragmatisch.

Zupacken statt lang zu reden, ist auch die Art von Claudia von Maltitz. Seit im Sommer 2013 die Flüchtlinge in ein ehemaliges Schwesternheim am Rand der Villenkolonie eingezogen sind, hilft sie mit als Organisatorin, Chauffeurin, Vermittlerin. Was eben gebraucht wird. Welche Ausmaße das annimmt, war am Anfang noch gar nicht abzusehen. "Mittlerweile sind sie mir ans Herz gewachsen", sagt Clauddia von Maltitz. Sie besorgt hier eine Brille oder dort einen Schrank, beschafft Fahrräder, damit die Asylbewerber damit nach Planegg fahren und sich zwei Streifen auf der MVV-Karte sparen können. Derzeit bereitet sie eine Vereinsgründung und ein Begegnungsfest am 12. Dezember vor. Nicht sie allein, betont sie immer wieder: "Da stecken viele Leute dahinter, die das große Ganze ermöglichen."

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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