Festliches Feldafing:Edle Gläser, feines Porzellan

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Die Nacht der 900 Kerzen vor dem historischen Bahnhof ist ein Fest von Feldafingern für Feldafinger

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Zu Beginn der "Langen-Lichter-Tafel" am Samstag in Feldafing war sich Bürgermeister Bernhard Sontheim sicher: Die 900 Kerzen, die die Feldafinger zum 900. Geburtstag ihres Dorfes anzünden sollten, kommen locker zusammen. Doch als die Dämmerung einsetzte und die Festbesucher die Kerzen anzündeten, wurde es richtig spannend. Festausschuss-Mitglied Herbert Lang hatte nämlich genau nachgezählt und es fehlten noch 43 Kerzen.

Der Rathauschef rief die Bürger auf, noch einmal ihre Picknickkörbe zu durchsuchen und alle Kerzen, die noch auffindbar waren, auf einen eigens vor dem Rathaus aufgestellten Tisch zu sammeln. Es klappte - am Ende brannten genau 910 Lichter. Die Organisatoren, die die Jubiläumsfeierlichkeiten eineinhalb Jahre vorbereitet hatten, werteten es als Zeichen, dass das Fest in zehn Jahren wiederholt werden soll. Die Feldafinger wird das freuen, denn an die Jubiläumsfeierlichkeiten werden sie sich sicherlich lange erinnern.

Bürgermeister Sontheim kauft die Kini-Figur, die seine Eingangsdiele zieren wird

Von diesem Fest werde man in 100 Jahren noch sprechen, wenn die 1000-Jahr-Feier stattfinde, prophezeite Festausschussmitglied Franz Schrödl. Das Festkomitee wurde allseits gelobt für seine pfiffigen Ideen und die perfekte Organisation. Auch der Umbau des historischen Bahnhofs zum Rathaus hatte sich gelohnt. Der neu gestaltete Vorplatz erwies sich als bestens geeignet für große Feste. Die Gemeinde hatte 100 Biertische aufgestellt und sie waren gleich zu Beginn der Veranstaltung besetzt. Viele der rund 800 Besucher bauten edle Gläser, feines Porzellan und silberne Kerzenständer auf. Andere wanderten mit einem Glas Wein in der Hand von Tisch zu Tisch. Die Kinder tanzten oder spielten Fußball. Eine Immobilienfirma verteilte leuchtende Luftballons, die in der Dämmerung wie Glühwürmchen blinkten. Es war eine große Party, veranstaltet von Feldafingern für die Feldafinger.

Der erste Höhepunkt der Veranstaltung war die Versteigerung von Figuren historischer Persönlichkeiten, die Feldafinger Künstler gestaltet hatten. Ob Märchenkönig Ludwig II., König Max Joseph von Bayern, die österreichische Kaiserin Elisabeth, Lola Montez oder die ersten Sommerfrischler von Feldafing: Wenigstens der "Kini" Ludwig II. sollte 900 Euro einbringen, hatten sich die Veranstalter vorgestellt. Denn mit dem Erlös wollten sie einen Teil der Kosten für die Jubiläumsfeier decken. Lola Montez hatte 1848 die Roseninsel besucht. "Die halbert Nackerte" wäre doch "eine Augenweide für Ihr Zuhause", pries Franz Schrödl die Figur in der Rolle des Versteigerers an.

Obwohl er mit viel Witz, Charme und Schlagfertigkeit agierte, und obwohl es "in Feldafing so viele reiche Leute gibt", wie Schrödl feststellte, interessierten sich die Besucher nur mäßig für die liebevoll gestalteten Figuren. "Ich habe schon gesehen, die große Kunstbegeisterung ist in Feldafing ned dahoam", stellte der Hobby-Auktionator fest. Und doch mehr enttäuschte ihn, dass die Figur am Ende ausgerechnet von einem "Zuagroastn" ersteigert wurde. Selbst das Einstiegsgebot von 250 Euro für Ludwig II. war den Besuchern zu hoch. Letztendlich erbarmte sich Bürgermeister Sontheim und kaufte den Bayernkönig, der künftig seine Eingangsdiele zieren wird.

König Max Joseph II. von Bayern fand in Kerstin Klug, der Betreiberin des Cafés "Max II", eine Liebhaberin. Für den Preis von 180 Euro bekam sie dann noch Sisi als Geschenk obendrauf. Die beiden Figuren können künftig im Café bewundert werden.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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