Feldafing:Hüter des Kalvarienbergs

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Der Verein, der sich der Pflege des Feldafinger Kulturguts verschrieben hat, löst sich auf. Aber einige Helfer machen weiter

Von Otto Fritscher, Feldafing

"Es ist ein kleines, historisches Straßenschild aus dem Jahre 1862, das von der Wielinger Straße aus den Weg weist, nach rechts bergwärts: "Zum Calvarienberg" steht darauf in verschnörkelter Schrift. "Jetzt haben wir extra vor der Karwoche schon das ganze Totholz vom Kalvarienberg heruntergeholt, die Wege gesäubert und vor allem die 14 gusseisernen Kreuzwegstationen gereinigt", sagt Momo Jöckle. "Und jetzt kommt der Sturm und wir können nochmals los." Jöckle ist die stellvertretende Vorsitzende des Feldafinger Kalvarienbergvereins, ihr Mann Walter der Vorsitzende. Beide haben aber ihre Ämter nur noch auf Zeit inne, denn vor zwei Wochen haben die Vereinsmitglieder, insgesamt knapp 30 an der Zahl, einen drastischen Beschluss gefasst: Der Verein löst sich Ende 2015 auf, das Vereinsvermögen, immerhin 13 000 Euro, geht auf die Gemeinde Feldafing über, mit der Auflage, das Geld ausschließlich für die Pflege des Kalvarienbergs zu verwenden. Die Summe stammt aus Spenden, aber auch aus dem Erlös des Kalvarienbergfestes, das alljährlich am zweiten Juli Wochenende die ganze Feldafinger Dorfgemeinschaft begeistert.

Aufgelöst hat sich der Verein, weil die jungen Mitglieder fehlen. "Wir sehen uns mangels Nachwuchses nicht mehr in der Lage, die Aufgaben des Vereins zu stemmen", erklärt Momo Jöckle. Vergammelt der Kalvarienberg nun wieder? Ein Zustand, in dem er sich vor der Gründung des Vereins befunden hat. Das steht vorerst nicht zu befürchten, denn: "Wir machen weiter, solange es noch geht", sagt Momo Jöckle, wobei sie dabei "wenige aktive Helfer, alle 60 plus", meint. Den Kalvarienberg in Schuss zu halten, sei mehr Arbeit, als man denkt. "Seit mehr als 20 Jahren stecken wir jedes Frühjahr rund 80 Stunden allein in die Reinigung der 14 Kreuzweg-Stationen", sagt Jäckle. Und das ist eine mühsame Geschichte, denn Dreck, Flechten und Moos, das sich auf den geschmiedeten Stationen absetzt, müssen mühsam mit weichen Schwämmen, Putztüchern und gar Zahnbürsten gereinigt werden - und das streng nach den Vorgaben des Denkmalschutzes. Und auch um Reparaturen hat sich der Kalvarienbergverein gekümmert. "Mal haben wir für die Befestigung der Schächer in der Kreuzigungsgruppe neue Seile gekauft, mal die Fußstütze an der Jesusfigur neu machen lassen", erinnert sich die Vorsitzende.

Der Feldafinger Kalvarienberg ist nicht nur ein schöner Aussichtspunkt, sondern auch ein Kulturgut. Den Anstoß zur Einrichtung des Kreuzweges hatte Eduard Clos gegeben, der von 1859 bis 1883 Dorfpfarrer in Feldafing war. 1864 wurde mit dem Bau der Anlage begonnen, doch der zog sich hin. Erst 1887 wurden die Kreuze aufgestellt, die Einweihung fand am 9. September 1888 statt, zu Ehren der Diamantenen Hochzeit des Herzogpaares Ludovika und Max von Possenhofen - den Eltern von Sisi. Die gehört zum illustren Kreis der Gönner, die eine Kreuzwegstation gestiftet haben, ebenso wie Ritter von Maffay und das Fürstenhaus von Thurn und Taxis.

"Dem nimmermüden Einsatz der damaligen Vorsitzenden Gerlinde Otter ist es zu verdanken, dass mit Hilfe der Gemeinde und des Landesamtes für Denkmalschutz 2005 eine grundlegende Sanierung erfolgt ist", erinnert sich Momo Jöckle. 2010 übernahm die Gemeinde das Areal vom Freistaat für einen Euro. Nun wird sich Momo Jöckle nochmals auf den Weg machen, und die Äste wegräumen, die Sturm Niklas am Dienstag auf die Wege geweht hat. Damit die Karfreitagsprozession um 10 Uhr stattfinden kann.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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