Feldafing:Feuerwerk an Klangfarben

Lesezeit: 2 min

Legendenhafte Melancholie und tänzerische Heiterkeit: Sabine Meyer. (Foto: oh)

Musiktage Feldafing: Das Trio Höhenrieder, Meyer und Wehle verzückt sein Publikum auf besondere Art

Von Reinhard Palmer, Feldafing

Es ist kein Fehler, auf große Namen zu setzen, aber auch Heimspiel mit Weltoffenheit zu verbinden. Zweifelsohne ist die hier am See beheimatete Pianistin Margarita Höhenrieder eine Vertrauensgarantin im Unternehmen der "Musiktage Feldafing" - zumindest für die Konzertbesucher, denen Namen wie Kit Armstrong, Andrej Bielow oder nun Sabine Meyer und Reiner Wehle noch nicht viel sagten. Das dürfte sich auch in diesem Konzert der 2. Musiktage des Trios Meyer (Klarinette), Wehle (Bassetthorn) und Höhenrieder in der komplett gefüllten Peter-und-Paul-Kirche in Feldafing geändert haben.

So meisterhaft gespielt, bieten Instrumente der Klarinettenfamilie geradezu ein Feuerwerk an Klangfarben, Ausdruckscharakteren, Finessen, Möglichkeiten emotionaler Ansprache wie körperhafter Erlebbarkeit der Musik. Gerade in der Kombination aus Klarinette und dem dunklen, runden Bassetthornton entstand eine beeindruckende Klangfülle. Für diesen Eindruck war auch die hier gespielte Musikliteratur prädestiniert, besetzte das Trio das Thema der Romantik sehr weiträumig mit Mendelssohn, Schumann und Bruch. Es verwunderte nicht, dass letzterer seine romantischen Acht Stücke erst 1910 komponiert hat, blieb er doch seinem von Mendelssohn und Brahms bestimmten Stil zeitlebens treu. Obgleich sich sein Stück Nr. 7 in der burlesken, spritzigen Art doch den zeitgemäßen Einflüssen offenbar nicht ganz zu verschließen vermochte.

Das Trio einigte sich offenbar darauf, einen lustvoll-sinnlichen und spielfreudigen Zugriff ins Zentrum zu stellen. Ganz im Sinne der Entstehung des ersten Konzertstücks von Mendelssohn, das als Gegenleistung für Dampfnudeln und Rahmstrudel des legendären Duos Heinrich und Carl Baermann entstanden war. Und auch das zweite Konzertstück gab das Trio mit Verve, energischem Schmiss, aber auch süßlicher Schönfarbigkeit im Mittelduett. Dass die instrumentale Kombination den Ausdruck von Leidenschaft verbunden mit eindringlicher Erzählung und inniger Gesangskunst in besonderer Intensität zu entfalten vermag, zeigte sich vor allem in den Werken Schumanns, in denen auch Höhenrieder die Möglichkeit bekam zu brillieren.

Der effektvollste Part gehörte zweifelsohne Sabine Meyer: Die Spanne in der plastischen Formung und changierenden Charakteristik von Melancholie bis Heiterkeit der Drei Romanzen op. 94 setzten dem Ensemble eine berührende Führungsstimme auf. Was freilich von der körperhaften Stütze der Bassettstimme profitierte: Wehle verstand es, seinen Part angemessen zurückzunehmen und die sensible Aufgabe zwischen Dialog- und Duettpartner sowie dem Gegengewicht zu rhapsodischer Freiheit der Oberstimme diskret zu gestalten. Schumanns Fantasiestücke op. 73 wirkten im Vergleich auffällig schlank, zumal hier dank weiblicher Feinsinnigkeit Höhenrieder und Meyer vor allem auf das Fließen der Musik setzten. Nicht ohne Temperament, formte das Duo aus der geschmeidigen Klangsubstanz immer wieder auch impulsive Ausbrüche.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: