Feldafing:Durchschnittsalter 53

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Der Golfclub Feldafing gehört zu den traditionsreichsten Vereinen Deutschlands - doch der Nachwuchs fehlt. Wie Geschäftsführer Florian Kohlhuber neue Mitglieder gewinnen will.

Von Otto Fritscher, Feldafing

Nirgendwo in Europa ist die Golfplatzdichte so hoch wie in der Region München. "50 Anlagen im Umkreis kann man binnen einer Stunde erreichen", sagt Florian Kohlhuber. Er muss es wissen, schließlich ist er Geschäftsführer des Golfclubs Feldafing, einem der traditionsreichsten Vereine in Deutschland, die sich diesem Sport widmen. Aber Kohlhuber kennt auch das Problem dieses reichen - oder vielleicht gar überreichen? - Angebots. "Ich glaube nicht, dass es für alle Anlagen genügend Spieler gibt." Die Konsequenz: "Einige Golfplätze werden wohl neue Modelle und Einnahmequellen finden müssen." Andernorts haben Golfplätze gar schon Insolvenz anmelden müssen. Ob dies auch bei dem halben Dutzend Golfplätzen im Fünfseenland ein mögliches Szenario ist? Nein, das glaubt Kohlhuber nicht, aber mehr Kreativität bei der Entwicklung des Golf-Angebots sei nötig.

Der Verein hat einen stetigen Mitgliederschwund zu verzeichen. (Foto: Georgine Treybal)

Er verweist auf seinen eigenen Club, und seine Strategie, einem schleichenden Mitgliederschwund gegenzusteuern. Zunächst die Fakten: 840 Mitglieder hat der Golfclub Feldafing, davon rund 510 Vollmitglieder und 170 Jugendliche. Der Rest sind passive, auswärtige oder Zweit-Mitglieder. Ein Jugendlicher zahlt 250 Euro pro Jahr, was aber das wöchentliche Jugendtraining beinhaltet. Ein Vollmitglied zahlt 1850 Euro pro Jahr, dazu kommt eine Aufnahme- und Investitionsgebühr, deren Höhe je nach Laufzeit zwischen 1000 und 9000 Euro beträgt.

Neue Ideen braucht der Golfsport nach Ansicht von Florian Kohlhuber, Geschäftsführer des Feldafinger Golfclubs. Zum Beispiel flexible Modelle für die Mitgliedschaften. (Foto: Georgine Treybal)

Kohlhuber macht die Gegenrechnung auf: Etwa 20 Mitglieder beenden jedes Jahr die Mitgliedschaft, weil sie wegziehen, keine Zeit mehr für Golf haben, oder wegen kleinerer oder größerer Wehwehchen aufhören. Das Durchschnittsalter im Verein beträgt laut Kohlhuber 53 Jahre. Den Jüngeren fehlt oft die Zeit für eine 18-Loch-Runde, oder sie wollen sich angesichts des unsteten Berufslebens und der damit verbundenen Umzüge einfach nicht für eine lebenslange Mitgliedschaft entscheiden. Deshalb haben viele Clubs, auch Feldafing, Angebote für drei, fünf oder zehn Jahre Mitgliedschaft.

Landschaftlich reizvoll ist der Feldafinger Golfplatz. (Foto: Georgine Treybal)

Auf der anderen Seite werden Betrieb und Unterhalt der Anlage immer teurer. Zum einen liegt das daran, dass es kaum noch genehmigte Pflanzenschutzmittel gibt - wodurch die Platzpflege deutlich aufwendiger wird; zudem müssen sich die Greenkeeper auch um die Pflege des alten Baumbestandes und der öffentlichen Wege kümmern. Denn der Golfplatz liegt im Lennépark, der dem Freistaat Bayern gehört. Im Park gibt es Biotope und Wildblumenwiesen am Rande der Spielbahnen, und eine große Vielfalt an Vogelarten - wie ein extra in Auftrag gegebenes Gutachten des Landesbundes für Vogelschutz zeigt. Der Golfclub hat zudem vier Bienenvölker im Park angesiedelt, jedes Jahr gibt es von einer Starnberger Imkerin eine Edition "Blütenhonig aus dem Feldafinger Park".

Die Pflege des Areals ist sehr aufwendig. (Foto: Georgine Treybal)

Wie kompensiert man steigende Kosten und sinkende Mitgliederzahlen denn nun? "Ein Golfclub muss mit der Zeit gehen", sagt Kohlhuber, der seit sechs Jahren zusammen mit dem ehrenamtlichen Vorstand unter Präsident Nikolaus von Koblinski die Geschäfte des Clubs führt. Das heißt, die Anlage sollte gut in Schuss sein, und da gibt es auch in Feldafing gewissen Investitionsbedarf. Die Driving-Range soll saniert werden, die Grüns um die Löcher brauchen ebenfalls eine Auffrischung. Bezahlt wird das aus dem Etat des Clubs, der pro Jahr bei etwa 1,5 Millionen Euro liegt.

Hier spielt Christoph Bühler am Loch 13. (Foto: Georgine Treybal)

Eines unterscheidet den Feldafinger Golfclub aber von vielen anderen: Er ist als reiner Verein organisiert, als e.V., der Spielbetrieb und Geschäfte in Eigenregie führt. "Wir müssen keinen Gewinn machen, aber natürlich wirtschaftlich auskommen", erklärt Kohlhuber den Unterschied. Im Golf-Alltag kann dies bedeuten, dass der Verein sich speziell für die Jugendförderung engagiert und der Platz nur selten für externe Veranstaltungen und Turniere vermietet wird - in Feldafing sind das gerade mal zehn Fremdveranstaltungen pro Jahr. Und dass am Wochenende immer die Mitglieder Vorrang haben.

Wie kommt der GCF nun an neue Mitglieder? "Am häufigsten über Empfehlungen", sagt Kohlhuber, ein Spieler mit Handicap 12. Auch sportliche Erfolge ziehen andere Spieler an, so spielen die Feldafinger schon lange in der Bundesliga, haben nationale und internationale Titelträger in ihren Reihen. "Unsere Spieler erkennt man sofort", sagt Kohlhuber und grinst. Das Markenzeichen der Feldafinger sind gelbe Hosen - eine Farbe, die im Golfsport etwas aus der Mode gekommen ist. "Wir können keine mehr bestellen, also kaufen wir den Stoff, und lassen dann die Hosen für unsere Turnierspieler von einem befreundeten Schneider erstellen", sagt Kohlhuber. Ein Luxus, den sich der 1926 gegründete Club leistet. Ebenso wie ein schmuckes Clubhaus, das vor einigen Jahren auf den neuesten Stand gebracht worden ist.

Wer einmal selbst einen Golfschläger in die Hand nehmen oder sich von den Pros in den Golfsport einführen lassen will, der hat beim Schnuppertag am Samstag, 23. September, von 10 bis 12 Uhr dazu Gelegenheit. Mitzubringen sind laut Ausschreibung "Sportschuhe, bequeme Kleidung und gute Laune". Um Anmeldung unter der Telefonnummer 08157-93 340 wird gebeten.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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