Feldafing:Buchheim-Villa wird abgerissen

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Gemeinderäte stimmen dem Abbruch des Privathauses zu, weil sich der Erhalt rechtlich nicht begründen lässt

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Das Aus für die Buchheim-Villa in Feldafing ist besiegelt. Der Gemeinderat befürwortete am Donnerstag den Vorbescheidsantrag der Buchheim-Stiftung, die auf dem Gelände in der Biersack-Straße eine Wohnanlage errichten will. Es ist bereits der dritte Vorstoß der Stiftung. Die bisherigen Anträge waren nicht genehmigungsfähig.

Vor 20 Jahren hatten die Feldafinger den Bau des von Lothar-Günther Buchheim selbst angeregten Museums in ihrer Gemeinde per Bürgerentscheid abgelehnt. Das Museum war daraufhin in Bernried verwirklicht worden. Nun jedoch wollten die Feldafinger wenigstens die Villa erhalten, in der der Autor von "Das Boot", Verleger, Künstler und Kunstsammler mehr als 50 Jahre gewohnt hatte. Anfang des Jahres hatte der Gemeinderat entschieden, einen Bebauungsplan für das Gebiet aufzustellen und eine Veränderungssperre erlassen. Anschließend wurde das Landesamt für Denkmalschutz eingeschaltet. Doch die Behörde hatte es abgelehnt, die rund 100 Jahre alte Villa unter Schutz zu stellen, da sie mehrfach umgebaut worden war. Wie Bürgermeister Bernhard Sontheim erläuterte, hatte auch die Untersuchung eines beauftragten Anwalts ergeben, dass sich der Erhalt der Villa rechtlich ebenfalls nicht begründen lässt. Wenn ein Gebäude nicht unter Denkmalschutz stehe, ist ein Erhalt laut Rechtsgutachten nur möglich, wenn die Villa städtebaulich ortsprägend sei, s Sontheim. Der Umstand, dass Buchheim darin gelebt habe, reiche dafür nicht aus. Da sich der Entwurf, wonach auf dem weitläufigen Gelände zwei Mehrfamilienhäuser entstehen sollen, in die umliegende Bebauung einfügt, empfahl Sontheim das Bauvorhaben abzusegnen und eine Ausnahme von der Veränderungssperre zu erteilen. "Alles andere hat keine Aussicht auf Erfolg", so der Rathauschef.

Bauamtsleiterin Petra Spreen hatte mit dem Städteplaner Rudolf Reiser die umliegende Bebauung untersucht. Nach ihren Angaben unterschreiten die geplanten Gebäude diese Bezugsfälle hinsichtlich Baudichte, Geschossfläche, First- und Wandhöhe deutlich. Das Bebauungsplanverfahren wird dennoch weiterverfolgt, um eine Rechtsgrundlage zu schaffen, wie Sontheim betonte. Ohne große Diskussion befürwortete der Gemeinderat die Planungen. Lediglich Tino von Gleichenstein (CSU) stimmte "aus moralischen Gründen" dagegen. Diese Entscheidung sei nicht im Sinne des Stiftungsgründers Buchheim, sagte er. "Er wäre dagegen gewesen." Allerdings hätte Buchheim laut Sontheim durchaus die Möglichkeit gehabt, den Erhalt der Villa zu seinen Lebzeiten zu sichern. "Er hätte vorsorgen müssen", so der Rathauschef. Buchheims Nichte, die CSU-Gemeinderätin Nandl Schultheiß, war in der Sitzung nicht anwesend. Sie hatte jedoch auf der jüngsten Informationsveranstaltung der Gemeinde darauf hingewiesen, dass ihr Onkel "zu arrogant" gewesen sei, um die Villa zu schützen. Er habe sich gar nicht vorstellen können, dass ein Abriss jemals zur Debatte stehen könnte, sagte Schultheiß damals.

Der Stiftungsrat will die Wohnanlage bauen, um mit den Mieteinnahmen das Museum finanziell abzusichern. Er hatte zuvor ein Gutachten erstellen lassen, um die Bausubstanz zu untersuchen. Demnach müsste alleine in die Instandhaltung der Villa mindestens eine Million Euro investiert werden. Die Stromleitungen sind an die 80 Jahre alt, es haben sich Nagetiere und Schimmel eingenistet. Auf einem Infoabend hatte Museumsdirektor Daniel J. Schreiber eine museale Nutzung, wie es sich die Feldafinger gewünscht hatten, ausgeschlossen.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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